Erfahrung Lehrstuhl Lehrstuhl Univ.-Prof. Dr. Scherm (Organisation und Planung)

Ort
Rhein-Main-Gebiet
Studiengang
B.Sc. Wirtschaftswissenschaft
ECTS Credit Points
180 von 180
Hallo zusammen,

hier mein Bericht zum Seminar am Lehrstuhl Scherm im Wintersemester 14/15.

Mai 2014
Ende Mai habe ich mich für mein Seminar angemeldet. Damals hatte ich "erst" 120 ECTS-Punkte als Vollzeitstudent. Da ich unbedingt ein Seminar machen wollte, habe ich neun Präferenzen angegeben.
Meine Erstwahl war der Lehrstuhl Scherm, aus diesen Gründen: Erstens natürlich, weil mir die Thematik zugesagt hat, zweitens weil es zumindest theoretisch möglich ist, Seminar und Abschlussarbeit in einem Semester zu schreiben.

Ende Juni/Anfang Juli 2014
Meine Zusage kam per Post. Im Schreiben war gleich alles Wissenswerte (Fristen, Ablauf, Betreuer etc.) vermerkt. Das Thema hat mir der Lehrstuhl gegeben, ich durfte noch das Unterthema wählen. Ich nahm sofort Kontakt mit meinem Betreuer auf.

August 2014
Der Zeitrahmen war stramm, die Abgabe der ersten Gliederung musste bis 8. August erfolgen. Mitte Juli war ich erst noch im Urlaub, deshalb war die Zeit ein bisschen knapp. Außerdem war ich bereits für drei Klausuren angemeldet. Die Abgabetermin für die Seminararbeit war der 17. September 2014 und fiel damit mitten in meine Prüfungszeit. Mit der Zusage bekam man auch eine Literaturliste mit zehn Titeln, zum Einstieg in das Thema.

Betreuung der Seminararbeit: Diese war wirklich sehr gut. Auf der Homepage des Lehrstuhl gibt es einen ausführlichen Leitfaden, wie man die Seminararbeit erstellen und formatieren muss. Auch ein kurzer Leitfaden für die Vortragsfolien ist dort zu finden. Die Gliederung der Arbeit habe ich insgesamt vier Mal mit meinem Betreuer in der telefonischen Sprechstunde abgesprochen, bevor ich zum schreiben anfing. Positiv hervorzuheben ist, das mein Betreuer sich auch von sich aus gemeldet hat, wenn ihm noch was eingefallen ist. Außerdem war er gut per E-Mail zu erreichen. Mit meinem Betreuer war ich wirklich sehr zufrieden.

Schreiben der Arbeit: Das hat mich sehr viele Nerven gekostet, auch weil ich mich beim Schreiben verzettelt hatte. Das hat mich viel Zeit gekostet. Die Klausuren rückten immer näher, außerdem waren da noch die Arbeit und ein schwieriges Privatleben. Mich hat es überrascht, wie schwer mir das Schreiben fiel. In meinem Erststudium (das schon mehr als sechs Jahre her ist) habe ich praktisch nur solche Arbeiten geschrieben. Mein Thema war sehr sperrig und vor allem umfangreich. Je mehr ich mich damit auseinandersetzte, desto mehr Fragen kamen auf. Aber irgendwann war die Talsohle überwunden und es ging auf die Zielgerade.

Allgemeine Tipps für die Arbeit:
  • Lieber zu viel als zu wenig Literaturangaben. Bei mir waren es 26 Literaturangaben auf rund 13 Seiten.
  • Aktuelle Literatur verwenden, viel mit Aufsätzen arbeiten, wenig betriebswirtschaftliche Lehrbücher verwenden (Lexika etc.)
  • möglichst alle Literaturangaben auf der Literaturlist des Lehrstuhl einbauen
September 2014
Am 13. September, also 4 Tage vor Abgabefrist, brachte ich meine Arbeit per Einwurfeinschreiben auf den Postweg. Richtig zufrieden war ich nicht, aber ich habe es dann sein lassen, schließlich musste noch Klausuren schreiben. Die Schwierigkeiten beim Schreiben beeinflussten die Vorbereitung, weshalb ich auch durch eine Klausur gerasselt bin. Die anderen beiden waren OK.

Oktober/November 2014
Am 30. Oktober 2014 habe ich dann Bescheid bekommen, dass ich die SA bestanden hat und zur Präsenzveranstaltung am 15.-17.12.2014 in Hagen eingeladen bin. Etwas entsetzt stellte ich fest, dass das Thema meines Vortrages ein anderes war als das meiner SA. Ich musste also nochmal neu anfangen.
Für die Präsenzveranstaltung wurde auch ein Moodle eingerichtet, das aber nicht sonderlich genutzt wurde. Jeweils vier bis fünf Studenten bearbeiteten einen Themenblock. Man musste die Themen voneinander abgrenzen, aber das Referat hielt man alleine. Also kein Gruppenreferat oder so. Fand ich sehr gut, weil lieber selber für meine Leistung verantwortlich sein will.

Bis zum 19.11.2014 musste man einen Entwurf seiner Vortragsfolien einreichen
. Die thematische Abstimmung mit dem Betreuer erfolgte so wie im Vorfeld der SA.

Dezember 2014
Die fertigen Folien (PDF-Format, keine Animationen erlaubt/erwünscht) mussten bis 8.12.14 in Moodle hochgeladen werden. Ich habe mich für ein sehr spartanisches/druckerfreundliches Layout entschieden. Andere Studenten hingegen haben viel mehr Arbeit/Farbe in die Folien gesteckt.

15.-17.12.2014: Präsenzveranstaltung in Hagen
Anwesend waren 29 Studenten, drei Betreuer und Herr Prof. Scherm. Nach einer kurzen Einführung ging es dann auch gleich los mit den Vorträgen. Jeder Vortrag sollte ca. 15 Minuten dauern, manche haben überzogen, so auch ich. Nach jedem Vortrag gab es eine Diskussion, die von dem Betreuer geleitet wurde, der thematisch damit betraut war. Man musste Fragen zu seinem Vortrag beantworten, sowohl von den Studenten als auch von den Betreuern. Die Diskussion zu meinem Vortrag dauerte vielleicht 5 Minuten, bei den anderen teilweise deutlich länger. Die Atmosphäre im Seminar war insgesamt entspannt.

Herr Prof. Scherm hielt sich meistens zurück. Hin und wieder stellte er teils kritische Fragen. Er legt großen Wert darauf, dass man sein Vortragsthema wirklich komplett beherrscht, also auch Randaspekte. Man sollte möglichst frei sprechen und wirklich alle Begriffe definieren/umschreiben können.

Die Präsenzveranstaltung ging meist von 9.30 bis 16.30 Uhr. Pro Tag wurden zwei Themenkomplexe abgehandelt. Am Ende eines Tages wurden die Seminararbeiten der jeweiligen Referenten mit dem Betreuer besprochen. Man ging nacheinander in den Seminarraum und las erst einmal das Gutachten (ungefähr zwei Seiten lang, man darf es nicht mitnehmen). Dann bespricht man die Arbeit mit dem Betreuer. Man erfährt aber noch nicht, ob man den Vortrag auch bestanden hat. Die Seminararbeit zählt 60 %, der Vortrag 40 % zur Endnote. Beides muss mit mindestens einer 4,0 bestanden werden.

Wer noch im selben Semester die Bachelorarbeit schreiben wollte, konnte sich in eine Liste eintragen. Die Kapazitäten waren aber begrenzt. Bei mir hat es leider nicht geklappt, weil einfach zu viele Studenten schon scheinfrei waren. Ich habe noch zwei Klausuren vor mir.

Kurz vor Weihnachten habe ich erfahren, dass ich das Seminar bestanden habe. Den Schein habe ich mir unter dem Baum gelegt, er war mein schönstes Weihnachtsgeschenk. Es war sehr viel Arbeit und ich war froh, als es vorüber war. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, es war bisher mein bestes an der FU Hagen.

Fazit
Ich war sehr zufrieden. Hervorzuheben ist die sehr gute Betreuung und die faire Bewertung der Leistung. Der Lehrstuhl ist auch wirklich auf Zack. So hatte ich vier Tage nach Anmeldung für meine Bachelorarbeit schon meine Zusage in der Post. Nach meinen letzten Klausuren im März fange ich mit der Arbeit an.
Das verlangte Niveau im Seminar ist aber nicht ohne, aber insgesamt fair und angemessen. Aber an der FernUni bekommt man sowieso nie etwas geschenkt. Auch der knappe Zeitplan sollte erwähnt werden. Für mich war das als Vollzeitstudent mit Teilzeitarbeit aber kein Problem. Auch wenn es für ein Seminar ebenfalls 10 ECTS-Punkte gibt, ist der Arbeitsaufwand deutlich höher als bei einem Modul.
 
Da der letzte Erfahrungsbericht schon über 4 Jahre alt ist und auch teilweise nicht mehr aktuelle Infos beinhaltet, erstelle ich euch mal einen etwas aktuelleren.

Ich habe das Seminar im SS 2018 am Lehrstuhl Scherm absolviert. Hier also meine Impressionen:

Dezember 2017
Anmeldung: Die Anmeldefrist für die Seminare endete am 08.12.2017. Thematisch wäre der Lehrstuhl Scherm meine 1. Priorität gewesen, mir behagte aber die Abgabefrist (04.04.2018) nicht, da die Erstellung der Seminararbeit sich stark mit der Lernphase für die Klausuren gedeckt hat und das Thema des Seminars war zwar interessant, beruflich für mich zu diesem Zeitpunkt aber eher unnütz. Daher war Scherm bei der Anmeldung nur meine 4. Priorität (nach Smolnik, Littkemann und Grosser).

Zusage: Da es ja immer heißt, dass die VWL-Lehrstühle nicht so frequentiert sind und man dort leicht einen Platz ergattert, habe ich eigentlich damit gerechnet, dass es spätestens dieser wird. Pustekuchen! Etwa 2 Wochen nach Anmeldefrist erhielt ich Post mit der Zusage des Seminarplatzes am Lehrstuhl Scherm. Meine 4. Prio! Ich guckte etwas dumm aus der Wäsche, dachte mir aber, naja - dafür bekomme ich dann sicher ein mir zusagendes Abschlussarbeits-Thema. Dafür ist eben im März etwas mehr Stress angesagt.

Januar bis Anfang April 2018
Betreuung: Nach einem ersten Telefonat mit meinem Betreuer war das Thema, die Zielsetzung und die Gliederung schnell geklärt. Mein Betreuer fand sehr klare und präzise Worte, nachdem er mir in den ersten Sätzen zuerst etwas wortkarg erschien. Ich hätte aber kein größeres Glück mit dem Betreuer haben können! Im gesamten Seminarverlauf (und übrigens auch bei der Masterarbeit) war die Betreuung von ihm aus meiner Sicht vorbildlich. Ich habe immer schnelle Antworten erhalten und war danach stets zuversichtlich und motiviert, weiterzumachen. Das ist nicht selbstverständlich, wie ich aus Gesprächen mit Kommilitonen weiß!

Schreiben: Sodann musste die Seminararbeit nur geschrieben werden. Das ist mir anfangs nicht leichtgefallen, da ich in meinem Bachelorstudium eher praxisorientierte Hausarbeiten schreiben musste und es hier wirklich sehr theoretisch war. Ich habe nicht "am Stück" geschrieben, sondern "immer mal" und kann daher gar nicht sagen, wieviel Zeit ich benötigt habe. Ich würde aber schätzen, dass ich die Seminararbeit bei wirklich intensiver Bearbeitung auch in 2 Wochen hätte schreiben können. Trotzdem war es doch ein gewisser Aufwand, und aufgrund meines Vollzeit-Jobs (Projektgeschäft, das zu der Zeit leider etwas arbeitsintensiver war) und einer zeitgleich stattfindenden Fortbildung mit Abschlussprüfung war es mir doch nicht möglich, daneben auch noch eine Klausur zu schreiben. Die Abgabe fand dann am 04.04.2018 statt.

Mai bis Anfang Juni 2018
Zusage Seminar und weitere ToDos: Etwa einen Monat später erhielt ich die schriftliche Mitteilung, dass meine Seminararbeit bestanden und ich zum Seminar eingeladen war. Hier erhielt ich auch die Hinweise für die nächsten Schritte. Beim Seminar musste ein Vortrag gehalten werden (ca. 15 Minuten) und hierfür sollten Folien erstellt und im Moodle hochgeladen werden. Man sollte hierzu recht zeitnah nochmal Rücksprache mit dem Betreuer halten und die fertigen Folien bis zum 06.06.2018 hochladen (Das Seminar war 5 Tage später.).

Erstellen der Präsentation und Vorbereiten des Vortrags: Im Gegensatz zum Erfahrungsbericht von vor 4 Jahren war es hier nicht so, dass ich ein neues Thema bekam. Ich musste einfach mein Seminararbeits-Thema nochmal präsentieren. Da ich mich im Thema schon auskannte, war das Erstellen der Folien daher kein großer Akt. Ich habe das mehr oder weniger an einem Tag gemacht. Genauso wie für die wissenschaftlichen Arbeiten gibt es auch für die Folien klare und deutliche Hinweise zur Formatierung. Das ist beim Lehrstuhl Scherm wirklich positiv anzumerken. Präzise und nicht unnötig kompliziert (auch da habe ich schon anderes gesehen!).

Zusätzlich habe ich mir noch Vortragskarten als Gedächtnisstütze erstellt, falls der rote Faden mal verloren geht. Zeitaufwand: 1 Abend Arbeit.

11. bis 13. Juni 2018
An diesen 3 Tagen fand das Seminar nun statt. Der Ablaufplan mit allen Vorträgen wurde vorher im Moodle bereitgestellt und somit wusste man, was auf einen zukommt. Das fand ich persönlich gut, denn so war klar, wenn am jeweiligen Tag ein Ende in Sicht war.

Tag 1 - Der Horror-Tag: Zu Beginn des Seminars wurden wir begrüßt und Professor Scherm stellte sich ausführlich vor. Anwesend waren er und die Betreuer - und wir Teilnehmer natürlich. Und dann ging es auch sofort los. Es wurde immer ein 15minütiger Vortrag gehalten und anschließend vom Professor und den wissenschaftlichen Mitarbeitern Fragen zum Thema gestellt. Es zeigte sich schnell, dass man auch Wissen über den Stoff der Seminararbeit hinaus haben musste. Wenn das Thema der Seminararbeit z. B. eine Theorie war, sollte man sich auch mit Kritik an dieser auskennen. Also quasi ein "bissel drumherum" gelesen haben. Professor Scherm hat m. E. nach genau hierfür einen Riecher. Er wittert quasi, ob jemand gut vorbereitet ist und sich auskennt, oder eben nicht. Kurz und knapp: ab dem 2. Teilnehmer ging es bergab. Die Leute mussten teilweise ganz schön strammstehen und wanden sich unter den Fragen des Profs. Wer da nicht gut vorbereitet war, hatte die A**karte gezogen. Und so kam es vor, dass der arme Teilnehmer, der grade dran war, vorne stand und sich Vorträge zur nichtbeantworteten Frage anhören durfte. Professor Scherm weiß viel und kann zu einem Thema sehr lange reden - und das tat er auch. Zwischendurch hielt er Vorträge zu diesem oder jenem. Und wenn man dann zufällig grade vorne stand, stand man eben. Mir und allen anderen taten die Leute, die es aufgrund mangelnder Vorbereitung erwischt hat, teilweise wirklich sehr leid. Professor Scherm hat eine hohe Erwartungshaltung und man merkte sehr deutlich, dass er not amused war, wenn er jemanden dabei erwischte, eben nicht genügend vorbereitet zu sein. Ich muss aber eingestehen, dass es hier jeder wirklich selbst in der Hand hat. Wenn man wirklich gut vorbereitet war, hatte man nichts zu befürchten. Und das gehört zu einem Studium immerhin dazu, finde ich.

Nichtsdestotrotz war ich abends also in leichter Panik unterwegs (und nicht nur ich, sondern alle die noch drankommen sollten). Ich sollte am darauffolgenden Tag meinen Vortrag halten und verbrachte den Rest des Abends damit, alles zum Thema nochmal nachzulesen, was mir in die Finger kam. Das Desaster des ersten Tages wollte ich nicht am eigenen Leib miterleben!

Tag 2 - Es geht bergauf: Der zweite Tag war deutlich entspannter. Der Schrecken des ersten Tages hatte wohl alle wachgerüttelt und ich hatte den Eindruck, dass die Leute insgesamt besser vorbereitet waren. Auch mein Vortrag lief gut und ich konnte die beiden Fragen, die mir gestellt wurden, gut beantworten. Es war nahezu unspektakulär, und so verlief der Tag auch insgesamt.

Am Ende des Tages hatte man als Vortragender dann noch die Gelegenheit, ein Feedback des Betreuers zur Seminararbeit zu erhalten. Er ging darauf ein, was gut und schlecht war und teilte einem auch die Note mit, die man im schriftlichen Teil erhalten hatte. Zum mündlichen Teil erhielt man jedoch noch keine Auskunft.

Tag 3 - Ende: Der dritte war wie der zweite Tag: deutlich entspannter. Hierzu gibt es nicht mehr viel zu sagen, außer dass ich nochmal wiederhole: Vorbereitung ist das A und O!

Noten-Mitteilung
Ich kann gar nicht mehr sagen, nach welcher Zeit man die Seminar-Gesamtnote erhielt. Sie war, wie bei Klausuren auch, eben einfach irgendwann im WebRegis online. Ich persönlich war zufrieden und kann als Resümee kurz feststellen, dass mein Arbeitsaufwand geringer war als bei einer Klausurvorbereitung.

Vergabe von Abschlussarbeitsthemen
Am 2. Tag des Seminars gab es eine kurze Infoveranstaltung zu empirischen Arbeiten. So wie ich es verstanden hatte, wurde dies erstmals so angeboten und wer Lust auf Statistik hatte, war hier genau richtig.

Der Lehrstuhl gab einige Themen vor, die man erhaschen konnte. Hier galt "wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Man konnte also im Nachhinein mitteilen, wenn man Lust auf eines der Themen und eine empirische Arbeit hatte und erhielt dann eine fixe Betreuungszusage. Man musste sich allerdings trotzdem noch über den gewohnten Weg des Anmeldevorgangs zum Seminar anmelden, jedoch den Hinweis geben, dass das Thema schon abgesprochen ist. Das war aus meiner Sicht ein deutlicher Vorteil zum üblichen Anmeldeprocedere, denn 1. kannte man sein Thema schon, 2. bekam man einen fixen Platz und musste nicht darum zittern.

Vergleich mit anderen Lehrstühlen und Fazit
Ja, die Anforderungen waren insbesondere während des Seminar selbst sehr hoch! Man musste sein Thema beherrschen, um nicht strammstehen zu müssen.

ABER: insgesamt habe ich mit diesem Seminar wirkliches Glück gehabt. Ich stehe in regem Austausch mit einer Kommilitonin, die Seminar und Abschlussarbeit am Lehrstuhl Brösel absolviert hat. Die Anforderungen des Seminars dort gingen deutlich über das von mir Erlebte hinaus und ich war mehr als froh, nicht an diesen Lehrstuhl gefesselt zu sein. Bei Brösel war es so, dass nicht nur ein, sondern zwei Vorträge gehalten werden mussten. Der zweite natürlich zu einem fremden Thema. Bedeutete also, doppelte Vorbereitungszeit und doppelte Fragen beim Seminar. Mir tat meine Kommilitonin da sehr oft sehr leid und ich war doch etwas erstaunt, wie unterschiedlich das doch so gehandhabt wird. Den Vergleich mit Brösel kann ich übrigens in meinem noch folgenden Beitrag (wartet nochmal ein paar Wochen) weiterführen.

Mein Fazit ist, dass ich jederzeit wieder den Lehrstuhl Scherm für mein Seminar wählen würde. Und weil ich insgesamt sehr zufrieden war, habe ich hier auch meine Masterarbeit geschrieben. Diese ist schon abgegeben und ich warte derzeit auf mein Ergebnis. Wenn das da ist, werde ich noch einen zweiten Erfahrungsbericht zum Thema Abschlussarbeit einstellen - er soll ja komplett sein. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für dein ausführliches Fazit :perfekt:
 
Nachdem ich nun mein Ergebnis habe und dieses Kapitel für mich abgeschlossen ist: Herzlich willkommen zu Teil 2 meines Erfahrungsberichtes, diesmal zur Abschlussarbeit im Masterstudiengang am Lehrstuhl Scherm (WS 2018/19).

Juni 2018

Beim Seminar gab es eine Infoveranstaltung zu empirischen Abschlussarbeiten mit einigen Themenvorschlägen. Wer Lust hatte, eine empirische Arbeit zu schreiben und sich mit Statistik zu beschäftigen, konnte sich ein Thema getreu dem Motto "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" aussuchen. Das heißt, wer sich für ein Thema entschied, würde in jedem Fall einen Abschlussarbeitsplatz am Lehrstuhl erhalten. Ansonsten wäre das Standardverfahren zu durchlaufen: via WebRegis anmelden, Präferenzen auswählen und hoffen. Wenn man dann einen Platz bekommt, erhält man kurz vor Beginn eine Themenliste von 4-6 Themen für Theoriearbeiten, aus denen man auswählen kann.

Ich überlegte ein oder zwei Tage, ob ich mir das antun wollte, denn Statistik war manchmal noch ein Buch mit 7 Siegeln für mich. Meine Bachelorarbeit war zwar auch empirischer Art, jedoch qualitativ. "Quantitativ" jagte mir erstmal Angst ein. Die Vorteile einer empirischen Arbeit lagen aber dann doch klar auf der Hand:

a) es ist relativ eindeutig, wie der Aufbau und Ablauf aussieht
b) man forscht selbst und erhält seine eigenen, realen Ergebnisse, was es irgendwie spannender macht
c) hier am Lehrstuhl ganz klar: ein fixer Platz und keine bösen Überraschungen beim Thema

Kurz und gut: ich meldete mich zeitnah bei meinem Betreuer aus Seminarzeiten, der auch das Thema betreute, das ich bevorzugte (ich hätte mich aber tatsächlich danach gerichtet, denselben Betreuer zu bekommen) und hatte somit mein Thema.

Ab Ende Juni dann konnte man sich für die Abschlussarbeit anmelden. Dieses Verfahren musste trotzdem durchlaufen werden, man sollte jedoch als Hinweis angeben, dass das Thema bereits abgesprochen war. Ich gab also Scherm mit diesem Hinweis als 1. Präferenz an und wählte vorsichtshalber noch 2 andere (man weiß ja nie). Ich konnte auch einen gewünschten Starttermin angeben. Da war der Lehrstuhl übrigens flexibel. Es hätte gleich der 01.10.2018 oder aber auch der 01.03.2019 usw. sein können. Ich gab Mitte Januar an, denn so war mein ursprünglicher Plan.

August 2018
Ende August, also etwa 2 Monate nach Anmeldung, kam dann die Bestätigung, dass ich meinen Platz erhalten hatte.

Oktober 2018
Im Oktober überlegte ich mir, dass ich die Masterarbeit eigentlich auch schon früher schreiben könnte, denn wieso noch warten? Also kontaktierte ich meinen Betreuer, der dann sagte, ein bisschen Vorlauf bräuchten sie wegen der Anmeldung beim Prüfungsamt, aber ich könnte auch schon so in 2 oder 3 Wochen starten. Somit entschied ich mich für den 15.11.2018 als Starttermin. Die genaue Formulierung des Themas nahmen wir dann zusammen, unter Bestätigung von Professor Scherm vor.

November 2018
Etwa eine Woche vor Start erhielt ich die offzielle Anmeldebestätigung vom Prüfungsamt, in der auch der Zweitprüfer (Professor Weibler) angegeben war.

Nach Rücksprache mit dem Betreuer sollte ich einen Zeitplan erstellen, wie ich vorgehen wollte, und ihm zukommen lassen. (An diesen Plan habe ich übrigens anfangs versucht, mich zu halten, es aber letztendlich "freestyle" gemacht, wie es eher meine Art ist.) Zudem konnte ich schon ein paar Vorarbeiten machen, nämlich mir überlegen, an wen ich meine Befragung alles verschicken wollte. Die Mailvorlage entwarf ich selbst, sie wurde aber vom Lehrstuhl nochmal, da es sich um einen Teil eines Forschungsprojektes handelte, überarbeitet und ergänzt.

So fing ich denn an, Literatur zu studieren und zu lesen, lesen, lesen. Da der Lehrstuhl Wert darauf legte, dass der bisherige Stand der Forschung gut durchleuchtet wurde, las ich viel auf Englisch, da die meisten Journals natürlich englischsprachig waren.

Dezember 2018 bis Februar 2019
Die Gliederung sollte bis spätestens Mitte Januar komplett stehen. Ich war aber schon deutlich früher fertig. Im Grunde genommen gab mein Betreuer mir schon genügend Tipps dazu. Bei empirischen Arbeiten ist die Gliederung ja sowieso im Kern immer ähnlich, so war es also schnell gemacht. Eine weitere Kommilitonin, die eine Theoriearbeit schrieb, war deutlich länger damit beschäftigt.

Übrigens steht der Lehrstuhl nicht so sehr auf Prosa in den Überschriften. Aus meinem Bachelorstudium kannte ich es so, dass man Überschriften "schön und interessant" ausformulieren sollte. Das tat ich auch zuerst, wirkte damit aber wohl etwas verstörend auf meinen Betreuer. Kurz und knapp ist hier die Devise gewesen! Ich habe also meine Überschriften dann (aus meiner Sicht) "kurz und etwas liebloser" formuliert.

Um Weihnachten rum hatte ich meinen Theorieteil größtenteils im Entwurf fertig. Und ich schrieb weiter vor mich hin und beschäftigte mich dann auch mit SPSS. Da mein Betreuer sich Ende Februar bis Mitte März für 3 Wochen im Urlaub befand, sollte ich die Auswertung vorher erledigt haben, um ihm Fragen stellen zu können. Hier leistete er mir ebenfalls große Hilfestellung, wenn ich mal wieder zu kompliziert gedacht hatte und schubste mich auf den richtigen Weg. Ich war nach jedem Telefonat wieder optimistisch und habe mich sicherer gefühlt. Tatsache ist aber, dass SPSS kein Hexenwerk ist und sich genügend Tutorials im Internet finden. Auch zu den statistischen Methoden an sich. Was alles geprüft werden muss, hat man, wenn man genügend Studien gelesen hat, ziemlich schnell drin, denn es wiederholt sich ständig.

Mitte Februar bis Mitte März 2019
Da ich Mitte März eine Klausur schreiben wollte, legte ich die Masterarbeit für 3 Wochen komplett nieder. Das passte zufällig gerade mit dem Urlaub meines Betreuers zusammen. Ich habe wirklich etwas über 3 Wochen kein Stück dafür getan. Danach gings dann aber wieder los.

April 2019
Ich beendete meinen Entwurf am 11.04.2019, etwas über einen Monat vor Abgabefrist am 15.05.2019. Noch gut 2 Wochen habe ich zum Korrekturlesen und bis ich die gedruckte Version in den Händen hielt, benötigt. Weil ich dann einfach die Nase voll von der Masterarbeit hatte, habe ich sie dann 3 Wochen früher, am 24.04.2019, abgegeben.

Allgemeines zur Betreuung
Ich war mit der Betreuung, wie auch beim Seminar, sehr zufrieden. Ich konnte meinen Betreuer immer zeitnah erreichen und er hat meine Fragen immer so beantwortet, dass mir wirklich geholfen wurde und ich selbständig weitermachen konnte. Ich habe auf Fragen auch wirkliche Antworten bekommen (siehe hierzu auch unten "Vergleich mit Lehrstuhl Brösel"). Mein Betreuer war präzise und hilfsbereit und machte mir seine Erwartungshaltung deutlich klar. Mir wurde signalisiert, dass er durchaus "auf meiner Seite", d. h. an einem guten Ergebnis meinerseits interessiert war. Statistisch auswerten und interpretieren und die Arbeit schreiben musste ich natürlich ganz allein, aber es ist schon ungemein hilfreich, Fragen stellen zu können, wenn man mal so gar nicht weiter kommt. So habe ich es also geschafft, eine Statistik-Arbeit selbständig zu schreiben, ohne es vorher je gemacht zu haben. Mit der Betreuung bin ich sehr zufrieden und der Lehrstuhl ist sehr auf Zack.

Warten aufs Ergebnis und das Ergebnis
Ich habe genau 5 Wochen und 5 Tage auf das Ergebnis gewartet. Dann stand es einfach so im Prüfungsportal (eine Benachrichtungsmail erhält man übrigens nicht). Das Gutachten war 2 Tage später, also genau 6 Wochen nach Abgabe da. Ich bin mit dem Ergebnis wirklich mehr als zufrieden. Wenn ich das Gutachten und die vielen "man hätte noch dies und das und jenes machen können" so lese, frage ich mich aber, wie ich das schaffen konnte. Aber man kann wohl immer irgendwas besser machen.

Vergleich mit Lehrstuhl Brösel
Ich stand und stehe in Dauerkontakt mit einem Opfer des Lehrstuhl Brösel. Daher kann ich diese beiden Lehrstühle ganz gut vergleichen. Ich versuche es knapp zu machen und an ein paar Beispielen zu skizzieren:

- Bei Brösel muss man ein Exposé fertigen und dafür schon viel Zeit und Mühe investieren. Musste ich nicht. Soweit ich weiß, muss man das bei Scherm nur dann, wenn man ein eigenes Thema einreicht.
- Die Gliederungsbesprechung hat sich bei Brösel über einen ungefähr 5x so langen Zeitraum erstreckt und schien mir recht umständlich und ich dachte mir sehr oft einfach nur "oh Hilfe, arme Sau".
- Die Richtlinien für wissenschaftliche Arbeiten sind bei Brösel gefühlt 10x komplizierter als bei Scherm. Bei letzterem ist es kurz und knapp, bei Brösel muss man sogar darauf achten, dass man z. B. bloß nicht 3x hintereinander Bindestriche als Worttrennung am Zeilenende hat.
- Und damit nicht genug: zusätzlich zur üblichen "Versicherung" am Ende einer Abschlussarbeit muss man bei Brösel tatsächlich nochmal ein zweiseitiges Monstrum anhängen, bei dem kleinkariert erklärt wird, dass man kapiert hat was ein Plagiat ist und das auf gaaaaaaaaar keinen Fall eingebaut hat, und welche Personen einem geholfen haben und blablabla.. als ich das Ding sah, fragte ich mich ernsthaft: "gehts noch?". Kurz: man kann es auch übertreiben. Ist zwar schnell gemacht, diese Erklärung, aber das ist ein klares Indiz, wie kleinkariert es hier zugeht.
- Während mein Betreuer meine Fragen wirklich beantwortete, erhielt der Betreffende am Lehrstuhl Brösel nur in ca. 50% der Fälle hilfreiche Antworten und war teilweise nach den Telefonaten verwirrter als zuvor. Antwort war oft, man dürfte nicht im Vorteil gegenüber anderen sein und das dürfte man deshalb nicht beantworten. Ich kann jedoch dazu sagen, dass die Fragen der betreffenden Person an dieser Stelle doch eher allgemein gehalten waren und eher dazu dienten, das Thema nochmal zu präzisieren. Es ist mir ein echtes Rätsel, wieso man die nicht beantworten konnte und denjenigen teilweise so im Regen stehen ließ.
- Ich konnte meinen Betreuer deutlich zeitnaher anrufen als das bei der anderen Betreuung bei Brösel der Fall war. Insgesamt war es unkomplizierter.

Ich weiß noch nicht, wie die Benotung letztendlich ausfällt. Zu den Rahmenbedingungen kann ich allerdings nur sagen, dass dieser Lehrstuhl aus meiner Sicht sehr studentenunfreundlich ist. Es wird gefühlt "gegen" den Studenten gearbeitet, und nicht - wie in meinem Fall - Interesse daran gezeigt, dass man es auch schafft. Ich persönlich würde daher dort keine Masterarbeit schreiben (mein Kontakt dort übrigens wohl auch nicht mehr).

Fazit
Ich bin sehr zufrieden mit meiner Abschlussarbeit am Lehrstuhl Scherm. Es ist gut möglich, dort eine sehr gute Note zu schreiben. Die Betreuung ist sehr gut und man erhält schnell Hilfe. Auch das Ergebnis war recht schnell da. Fast 6 Wochen sind ja völlig ok. Somit von mir eine klare Weiterempfehlung!

Und: Mir ist in Statistik tatsächlich ein Kronleuchter aufgegangen!

Und #2: Die Masterarbeit war im Nachhinein viel entspannter als meine Bachelorarbeit. Denke es lag teils an der Dauer (6 Monate vs. 8 Wochen) und auch daran, weil der Bachelor dual war, mein Unternehmen und mein Chef also auf das Ergebnis linste. Während ich bei der Bachelorarbeit am Tag ca. 4 Hochs und 4 Tiefs hatte und mir sogar teilweise die Tränen kamen, lief hier alles locker.
 
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