Ich habe im WS 2016/17 ein Seminar am Lehrstuhl Eichner absolviert. Hier mein Bericht:
Terminliches
23.6. Bestätigung des Prüfungsamts über die Seminarzuteilung
4.7. Brief des LS mit Bitte um Angabe von vier Präferenzen bis zum 22.7.
27.7. Brief des LS mit Zuteilung des Themas
16.12. spätester Abgabetermin der Seminararbeit
21.12. Einladung zur Präsenzveranstaltung (Fr. / Sa. 20./21.1.) (wohl nur, wenn die Seminararbeit bestanden ist)
23.1. Note im Prüfungsportal
26.1. Seminarschein im Briefkasten
Die Kommunikation seitens des LS erfolgte per Post, meine Kommunikation an den LS erledigte ich per E-Mail oder telefonisch.
Voraussetzungen, um auch Spaß am Seminar zu haben
Unabdingbar sind in jedem Fall Spaß an ökonomischen Modellen, die Bereitschaft, sich mit diesen tiefergehend auseinanderzusetzen und keine Angst vor Mathe. Sehr hilfreich sind gute Mikroökonomiekenntnisse und die erfolgreiche Bearbeitung weiterer VWL-Module.
Für mein spezielles Thema war es sehr hilfreich, dass ich vorher die Module „Konstruktion und Analyse ökonomischer Modelle“ sowie „Industrieökonomik“ erfolgreich bearbeitet hatte. Module des LS Eichner hatte ich nicht bearbeitet. Einige fehlende Kenntnisse eignete ich mir aus Büchern an.
Das Schreiben der Arbeit
Die übliche Ratgeberliteratur zum wissenschaftlichen Arbeiten ist zu einem gewissen Maße hilfreich, gibt aber keine Antworten darauf, wie man eine wissenschaftliche Arbeit in VWL schreibt. Auch deswegen stellte dieser Teil für mich die größte Herausforderung dar. Gemäß den Hinweisen des LS und auch einer Kommilitonin, die das Seminar bereits hinter sich hatte, besteht die Aufgabe darin, das Modell im zugrundeliegenden Artikel verständlich zu beschreiben – man soll zeigen, dass man es verstanden hat. Auch mein Betreuer sagte mir nichts anderes. Ich konnte mir nichts Richtiges darunter vorstellen, begann aber dann einfach mal mit der Arbeit: damit, den Artikel einmal zu überfliegen und dann im Detail zu bearbeiten. Dazu machte ich handschriftliche Notizen und sorgte dafür, dass ich jede Rechnung verstand und im Detail nachvollziehen konnte. Danach ging es daran, zu überlegen, wie sich die Rechnungen in das Ganze fügen, wie man die Ergebnisse ökonomisch interpretieren kann und wie man den Stoff besser verständlich aufbereiten kann. Die Gliederung übernahm ich fast 1:1 aus dem vorgegebenen Artikel.
Meine fertige Arbeit umfasste 16,5 Textseiten und 15 Seiten Anhang (hauptsächlich Herleitungen von Formeln und Beweisen). Neben dem Hauptartikel hatte ich 11 weitere Quellen, die ich aber fast ausschließlich in Einleitung und Schluss zitierte.
Die Arbeit und auch die Vortragsfolien erstellte ich mit Latex.
Betreuung
Die Unterlagen des LS zur Anfertigung der Seminararbeit passen auf eine Din-A4-Seite. Aber im Nachhinein betrachtet steht auf dieser einen Seite alles Wesentliche, was man beachten sollte. Bei weiteren Fragen kann man sich jederzeit an den Betreuer wenden.
Ich selbst kontaktierte meinen Betreuer einmal zur Besprechung der Gliederung, danach hatte ich keinen Kontakt mehr.
Präsenzphase
Die Präsenzphase fand in Hagen statt und war angesetzt für Freitag von 10 – 18 Uhr und Samstag von 9 – 13 Uhr. Vor dem ersten Vortrag gab es eine kurze Vorstellungsrunde, in der jeder seinen Wohnort, seinen Beruf und seinen Studiengang angeben sollte. Der erste Vortrag fing kurz nach 10 Uhr an. Für jeden Vortrag waren 45 Minuten vorgesehen – darin enthalten waren Vorarbeiten (= Stick einlegen oder eigenen Laptop anschließen und Präsentation auf die Leinwand bringen), Vortrag, Fragen, Diskussion. Es waren immer zwei oder drei Vorträge hintereinander, danach waren 15 Minuten Pause. Die Mittagspause dauerte 45 Minuten, die man z.B. zum Essen in der Mensa nutzen konnte. Wenn ein Vortrag kürzer ausfiel, fing der nächste entsprechend früher an, so dass wir am Freitag etwa eine Stunde früher fertig waren und am Samstag eine halbe Stunde früher. Wenn es den Anschein hatte, dass ein Vortragender überziehen würde, wurde er nach etwa 35-40 Minuten von Herrn Eichner gebeten, bitte in Kürze zum Ende zu kommen.
Der Seminarraum war groß, hatte viele Fenster und das Raumklima war angenehm (keine verbrauchte oder stickige Luft, richtige Temperatur). Die Tische waren U-förmig angeordnet. Der Raum war mit einem Laptop, Beamer, Leinwand, Flipchart, Whiteboard und Pinnwänden ausgestattet. Mit der Technik musste sich jeder selbst auseinandersetzen – gerade bei den mitgebrachten Laptops klappte nicht immer alles (Animationen funktionierten nicht, da ppt nicht im Präsentationsmodus gezeigt werden konnte, Skalierung war auf der Leinwand komisch o.ä.), aber größere Probleme gab es nicht.
Die Atmosphäre während des Seminars war sehr angenehm. Herr Eichner und die drei Betreuer waren durchgängig anwesend. Manchmal unterbrach Herr Eichner während des Vortrags, um etwas klarzustellen oder in einen größeren Zusammenhang zu rücken (sowohl bei guten als auch bei schlechteren Vorträgen). Aber dies wirkte nie unangenehm und diente den Zuhörern oft zum besseren Verständnis. Zu einer wirklichen Diskussion kam es eher selten. Meistens stellte Herr Eichner am Ende des Vortrags einige Fragen, fragte dann kurz, ob es weitere Fragen gebe (die fast nie kamen) und dann war der nächste dran. Während der Pausen war Herr Eichner jederzeit ansprechbar.
Die Kleidung der Vortragenden reichte von Jeans und T-Shirt zu „smart casual“; in Kostüm oder Anzug erschien niemand.
Vor dem letzten Vortrag teilte uns Herr Eichner noch einige organisatorische Details mit. Wenn sich Fragen zum Zustandekommen der Note ergeben sollten, könne man ihm eine E-Mail schreiben und um ein Feedback-Telefonat bitten – die Studierenden mit einem „sehr gut“ wurden allerdings gebeten, davon abzusehen. Unsere Gruppe war wohl etwas heterogener als üblich, so dass es noch nicht klar war, ob alles Anwesenden bestanden hatten, da zwei Vorträge etwas schwächer ausgefallen waren. Alle anderen seien aber im „grünen Bereich“.
Es gab insgesamt 19 Anmeldungen zum Seminar. Davon gaben drei keine Seminararbeit ab und zwei bestanden sie nicht. Übrig blieben die anwesenden 14 Seminarteilnehmer.
Wie die Endnote gewichtungsmäßig aus Arbeit, Vortrag und Beteiligung zustande kommt, wurde nicht mitgeteilt.
Weitere Tipps
Verschiedentlich wies Herr Eichner darauf hin, dass es unabdingbar sei, sich gründlich mit dem jeweiligen Modell auseinanderzusetzen. Ausgehend von den schwächeren Vorträgen ist mein Rat für diejenigen mit geringen VWL-Kenntnissen, es sich gut zu überlegen, nur deswegen ein VWL-Seminar zu absolvieren, um schnell mit dem Studium fertig zu werden. Man tut sich nicht unbedingt einen Gefallen damit – wenn man das Seminar nicht besteht (was durchaus unmöglich ist), hat man ebenfalls Zeit verloren – zumal die Anmeldung zum nächsten Seminar erst wieder im Folgesemester möglich ist. Ohne gründliche Mikroökonomiekenntnisse ist eine erfolgreiche Seminarteilnahme sicherlich möglich, aber mit viel Aufwand verbunden. Angst vor Mathe und Formeln sollte man ebenfalls nicht haben.
Der Bearbeitungszeitraum liegt sehr günstig – im besten (schlechtesten) Fall schreibt man am Anfang (Ende) der Klausurphase des Vorsemesters die letzte Klausur und hat dann bis zur Abgabe der Seminararbeit gut vier (drei) Monate Zeit – was mehr als genug ist. Und nach der Präsenzphase ist noch genug Zeit bis zur Klausurphase. Die Präsenzphase ist mit 1,5-2 Tagen sehr kurz und damit wie die Terminierung (Fr./Sa.) sehr arbeitnehmerfreundlich.
Eigentlich selbstverständlich sollte für den Vortrag sein (war aber in meinem Seminar nicht immer der Fall):
- Graphiken so beschriften, dass man die Beschriftung auch aus größerer Entfernung lesen kann (es hilft, für jede Graphik eine ganze Folie zu reservieren - bis auf Beschriftungen ohne weiteren Text)
- Auf Nachfrage sollte man jeden Begriff, den man verwendet, erklären können, gleiches gilt für Formeln
- Die Folienanzahl so bemessen, dass man 2-3 Minuten pro Folie redet – also für 40 Minuten Vortrag um die 20 Folien. 1 Folie pro Minute ist definitiv zu viel.