Pflichtprüfung Meine Examensvorbereitung

Hochschulabschluss
Master of Science
2. Hochschulabschluss
Bachelor of Laws
Vorbemerkung: Da ich bereits über mehrere berufliche Abschlüsse verfüge, war mir die Examensnote egal. Ich wollte nur bestehen. Für einen Präsenzstudenten, dessen berufliche Zukunft maßgeblich von der Examensnote beeinflusst wird, halte ich meinen Weg nicht unbedingt für geeignet.

Ich habe meine letzte Klausur (VM Strafrecht II) im September 2019 an der FernUni geschrieben. Hierfür hatte ich den Prüfungsstoff im Bereich Strafrecht schon soweit vorbereitet, wie ich ihn auch für die Examensvorbereitung verwendet habe.

Zur Vorbereitung habe ich nur Jura Online und die EVM der FernUni verwendet. Ein PräsenzRep kam für mich nicht in Frage. Zum einen wollte ich mir die Fahrerei sparen und zum anderen hatte ich keine Lust auf die Prüfungsnervosität der im Schnitt 15 Jahre jüngeren Präsenzstudenten. Für Jura Online habe ich mich entschieden, weil sie sich auf das Wesentliche beschränken. Jura Academy und Lecturio habe ich mir auch angesehen. Jura Academy war mir aber viel zu ausführlich und Lecturio bestand aus abgefilmten PräsenzReps, in denen sich die Dozenten an ihrem eigenen Vortragstalent ergötzen. Beides kam daher für mich nicht in Frage. In Kombination mit den Unterlagen der FernUni ist man in meinen Augen gut gerüstet.

Im Oktober und November habe ich dann noch ZR und ÖR aufgearbeitet und ab Dezember begann die eigentliche Examensvorbereitung. Da es im Bereich des JPA Köln keinen Märztermin 2020 gab, habe ich mir den April 2020 als Ziel gesetzt, so dass ich unter Berücksichtigung eines Urlaubs etwas mehr als vier Monate Vorbereitungszeit hatte. Dank Corona wurde der Apriltermin dann abgesagt und ich durfte erst im Mai die Klausurenschreiben. Insgesamt habe ich mich somit 5 Monate intensiv auf die Klausuren vorbereitet.

Gelernt habe ich von montags bis samstags, der Sonntag blieb anfangs frei. Gegen Ende habe ich auch am Sonntag Klausuren nachbearbeitet, aber nur gedanklich.

Nach meinen Überlegungen muss ich ein Thema etwa fünfmal wiederholen, bis ich es auf Examens(bestehens)niveau gebracht habe. Also habe ich mir Anfang Dezember erstmal einen Zeitplan gemacht und dabei musste ich feststellen, dass ich es zeitlich gar nicht schaffen werde jedes Thema fünfmal zu wiederholen. Also musste ich zusammenstreichen. Zunächst habe ich die Tage halbiert, d.h. vormittags Thema A und nachmittags Thema B. Für die meisten Themen reichte ein halber Tag auch aus. Lediglich umfangreiche Themen wie Staatsorganisation oder Grundrechte kamen zu kurz. Aber die Zeit reichte immer noch nicht. Also habe ich als nächstes die Themen gewichtet. Unwichtige Themen habe ich nur dreimal wiederholt, während ich die wichtigen Themen bei fünf Wiederholungen belassen habe. Die Gewichtung habe ich anhand der Examensauswertungen der Uni Köln vorgenommen (Großer Examens- und Klausurenkurs: Auswertung der Examensklausuren). Und siehe da, der Zeitplan passte exakt mit einer Pufferwoche vor dem Examen.

Ich habe für die fünf Wiederholungen exponentiell wachsende Zeitabstände genutzt, d.h. ich habe ein Thema am Tag 1, am Tag 2, am Tag 4, am Tag 16 und am Tag 32 bearbeitet. Diese Art und Weise war effektiver als ein lineares Wiederholen mit gleichen Zeitabständen. Außerdem bietet es Erfolgserlebnisse, da man mit jedem Wiederholen merkt, dass man weniger Lücken hat. Gelernt habe ich mit Karteikarten und Fallsammlungen von „die Fälle“ und Schwabe.

Den Klausurenkurs an der RuhrUni Bochum habe ich immer erst genutzt, wenn ich das jeweilige Thema vollständig aufgearbeitet hatte. D.h. Strafrecht habe ich seit Ende Oktober, ÖR ab November und Zivilrecht ab Dezember geschrieben. Somit habe ich alle 8 Klausuren im Strafrecht, 8 der 14 angebotenen Klausuren im Zivilrecht und 7 der 10 angebotenen Klausuren im öffentlichen Recht. Insgesamt somit 23 Klausuren.

Die Empfehlungen man solle min. 50 Übungsklausuren geschrieben haben und sich 12 – 18 Monate auf das Examen vorzubereiten halte ich für maßlos übertrieben. Wie eingangs gesagt ist meine Crash-Vorbereitung sicher nicht die beste Variante, aber wenn man es auf die Spitze treiben will, dann hätten vielleicht sogar 3 Monate Vorbereitung ausgereicht um zu bestehen.

Ich war hin und wieder in der FachBib des Rechtswissenschaftlichen Seminars der UniKöln. Allerdings nicht um dort zu lernen, sondern um mir Fallbücher zu kopieren. Am Anfang war ich schockiert, dass die Leute dort teilweise abends nach 20 Uhr noch in der Uni hocken und lernen. Aber nach und nach ist mir aufgefallen, wie undiszipliniert dort gearbeitet wird. Die Hälfte der Arbeitsplätze war zwar mit Material bedeckt, ein Bearbeiter war jedoch nicht anzutreffen. Dafür wurden auf den Gängen reichlich Schwätzchen gehalten. Zudem war um 9 Uhr morgens kaum jemand anwesend. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Vorbereitung 12 Monate und mehr dauert.

Ich selber habe jeden Tag konsequent von 9 Uhr – 12 Uhr und von 14 Uhr bis 17 Uhr gearbeitet. Dafür dann aber ohne größere Pausen und Ablenkungen. Das große Problem bei so langen Lerneinheiten ist die Länge der Konzentrationsphase. Es hat schon seinen Grund warum Schulstunden nur 45 min. lang sind. Um diesem Problem zu begegnen, habe ich regelmäßig Sport getrieben, meditiert und Brahmi konsumiert.

Insbesondere die letzten beiden Punkte möchte ich empfehlen, da sie wohl eher ungewöhnlich sind. Ich habe vorher noch nie meditiert und komme auch nicht aus der esoterischen Ecke, aber irgendwo hatte ich gelesen, dass man durch Mediation seine Aufmerksamkeitsspanne erhöhen kann. Das habe ich dann mal ausprobierte und es funktioniert tatsächlich. Ich habe mit der App Headspace täglich 10 min. meditiert, die sogar spezielle Programme für den Umgang mit Ablenkungen und zur Aufmerksamkeitssteigerung beinhaltet. Brahmi ist ein frei verkäufliches Nootropikum ohne Nebenwirkungen, welches wissenschaftlich mehrfach erwiesen die kognitive Leistungsfähigkeit steigern kann. Es ist kein Wundermittel und man muss es langfristig konsumieren. Aber persönlich kann ich bestätigen, dass es dabei hilft, lange konzentriert zu arbeiten. Mehr Infos zu Brahmi z.B. hier: beginners - nootropics oder hier Brahmi: Welche Wirkung hat das Nootropikum? | BRAINEFFECT . Durch diese drei Maßnahmen konnte ich meine Aufmerksamkeitsspanne deutlich verlängern und war weniger leicht abzulenken.

Das Ergebnis: ich habe nur eine Klausur nicht bestanden. Wenn ich mich recht erinnere, war das Kommunalrecht, was ich nur in Ansätzen gelernt hatte. Die anderen Noten lagen im Bereich von 4 - 8 Punkten. Ich habe also keine Bäume ausgerissen, musste aber auch nicht das Durchfallen befürchten.

Was würde ich heute anders machen? Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich mir selber folgende zwei Tipps geben. Erstens: versuche in der Vorbereitung die dunklen Monate zu meiden. Die Vorbereitungszeit ist schon schlimm genug. Aber in der Zeit von November bis Januar ist es einfach nochmal eine ganze Ecke schlimmer. Wenn man morgens mit der Lernerei beginnt ist es noch dunkel und wenn man abends fertig ist, ist es wieder dunkel. Das drückt die angespannte Stimmung noch mehr in den Keller. Und zweitens: lass Strafrecht weg! Ja, das ist mein Ernst. Am besten hätte ich das Strafrecht komplett weggelassen und die Zeit sinnvoller in ÖR und Zivilrecht investiert. Warum ist das so? Einerseits steht der Aufwand für Strafrecht in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Strafrecht macht nur 1/6 der zu erreichenden Punkte aus, fordert aber fast genauso viel Vorbereitungsaufwand wie die anderen beiden Fächer. Ich habe einmal nachgezählt und komme auf 247 Karteikarten im Strafrecht, 224 Karteikarten im öffentlichen Recht und 324 Karteikarten im Zivilrecht. Man muss also sogar mehr lernen als im öffentlichen Recht. Andererseits sind die Examensklausuren im Strafrecht besonders schwer. Sie sind nicht mit den abgespeckten Klausuren im Studium vergleichbar. Im öffentlichen Recht und im Zivilrecht sind die Klausuren ähnlich wie im Studium, nur länger. Da wird in ÖR halt noch die Zulässigkeit geprüft und im Zivilrecht gibt es einen weiteren Aufgabenteil. Aber an sich ändert sich nur der Umfang. Im Strafrecht gilt das jedoch nicht. Das versteht man aber leider erst, wenn man Klausuren auf Examensniveau geschrieben hat. Hier gibt es zwei Hauptprobleme. Einerseits gibt es natürlich die ganzen Meinungsstreitigkeiten, die man kennen muss. Aber das ist noch machbar, sofern man das Problem erkennt. Andererseits übersieht man aber auch regelmäßig ganze Straftatbestände. Da man das gesamte StGB prüfen muss, kann ein kurzer Sachverhalt mal locker zu 10 unterschiedlichen Tatbeständen führen. Dann noch ein Paar Probleme in der Rechtswidrigkeit oder Schuld und ein zweiter oder dritter Beteiligter und fertig ist der Salat. Deshalb gibt es ja ganze Bücher darüber, wie man eine Strafrechtsklausur schreiben. Meine Ergebnisse im Klausurenkurs waren entsprechend schlecht. Selbst wenn ich ein gutes Gefühl hatte, waren nicht mehr als 6 Punkte drin. Teilweise waren die Klausuren auch unterm Strich. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich würde beim nächsten Mal komplett auf Strafrecht verzichten.
 
Wow vielen Dank für diesen Einblick! Das beruhigt einen schon sehr, auch mal Erfahrungen von der FernUni-Ecke zu lesen..

Die genannten Hilfsmittel verwende ich auch gerade zur Vorbereitung und kann sie ebenfalls weiterempfehlen.
Darf ich noch fragen, was so auf deine Karteikarten draufkam? JuraOnline Schematas oder eher Zsmfassung der FernUni Skripte?
Möchte nämlich auch mit der Erstellung von KK anfangen, weiß aber nicht so recht wie ich anfangen soll.

Glückwunsch zum bestandenem Examen!
 
Ich komme zwar nicht in die Verlegenheit die EJP zu schreiben aber dennoch finde ich Deinen Bericht sehr aufschlussreich! :thumbsup:
 
Wow vielen Dank für diesen Einblick! Das beruhigt einen schon sehr, auch mal Erfahrungen von der FernUni-Ecke zu lesen..

Die genannten Hilfsmittel verwende ich auch gerade zur Vorbereitung und kann sie ebenfalls weiterempfehlen.
Darf ich noch fragen, was so auf deine Karteikarten draufkam? JuraOnline Schematas oder eher Zsmfassung der FernUni Skripte?
Möchte nämlich auch mit der Erstellung von KK anfangen, weiß aber nicht so recht wie ich anfangen soll.

Glückwunsch zum bestandenem Examen!

Ich habe ganz unterschiedliche Themen auf den Karten. Einerseits habe ich Prüfungsschemata und Definitionen erfasst, andererseits im Strafrecht zB auch nur vereinfachte Sachverhalte mit der Frage, welche Straftatbestände zu prüfen sind.

Die Menge an Informationen, die auf eine Karteikarte passen, ist begrenzt. Zumindest bei den DinA6-Karten, die ich verwendet habe. Deswegen muss man manchmal kreativ werden, wenn zB Prüfungsschemata zu lang sind.
 
Herzlichen Glückwunsch
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und viel Erfolg für die mündliche Prüfung!!!
 
Vorbemerkung: Da ich bereits über mehrere berufliche Abschlüsse verfüge, war mir die Examensnote egal. Ich wollte nur bestehen. Für einen Präsenzstudenten, dessen berufliche Zukunft maßgeblich von der Examensnote beeinflusst wird, halte ich meinen Weg nicht unbedingt für geeignet.

Ich habe meine letzte Klausur (VM Strafrecht II) im September 2019 an der FernUni geschrieben. Hierfür hatte ich den Prüfungsstoff im Bereich Strafrecht schon soweit vorbereitet, wie ich ihn auch für die Examensvorbereitung verwendet habe.

Zur Vorbereitung habe ich nur Jura Online und die EVM der FernUni verwendet. Ein PräsenzRep kam für mich nicht in Frage. Zum einen wollte ich mir die Fahrerei sparen und zum anderen hatte ich keine Lust auf die Prüfungsnervosität der im Schnitt 15 Jahre jüngeren Präsenzstudenten. Für Jura Online habe ich mich entschieden, weil sie sich auf das Wesentliche beschränken. Jura Academy und Lecturio habe ich mir auch angesehen. Jura Academy war mir aber viel zu ausführlich und Lecturio bestand aus abgefilmten PräsenzReps, in denen sich die Dozenten an ihrem eigenen Vortragstalent ergötzen. Beides kam daher für mich nicht in Frage. In Kombination mit den Unterlagen der FernUni ist man in meinen Augen gut gerüstet.

Im Oktober und November habe ich dann noch ZR und ÖR aufgearbeitet und ab Dezember begann die eigentliche Examensvorbereitung. Da es im Bereich des JPA Köln keinen Märztermin 2020 gab, habe ich mir den April 2020 als Ziel gesetzt, so dass ich unter Berücksichtigung eines Urlaubs etwas mehr als vier Monate Vorbereitungszeit hatte. Dank Corona wurde der Apriltermin dann abgesagt und ich durfte erst im Mai die Klausurenschreiben. Insgesamt habe ich mich somit 5 Monate intensiv auf die Klausuren vorbereitet.

Gelernt habe ich von montags bis samstags, der Sonntag blieb anfangs frei. Gegen Ende habe ich auch am Sonntag Klausuren nachbearbeitet, aber nur gedanklich.

Nach meinen Überlegungen muss ich ein Thema etwa fünfmal wiederholen, bis ich es auf Examens(bestehens)niveau gebracht habe. Also habe ich mir Anfang Dezember erstmal einen Zeitplan gemacht und dabei musste ich feststellen, dass ich es zeitlich gar nicht schaffen werde jedes Thema fünfmal zu wiederholen. Also musste ich zusammenstreichen. Zunächst habe ich die Tage halbiert, d.h. vormittags Thema A und nachmittags Thema B. Für die meisten Themen reichte ein halber Tag auch aus. Lediglich umfangreiche Themen wie Staatsorganisation oder Grundrechte kamen zu kurz. Aber die Zeit reichte immer noch nicht. Also habe ich als nächstes die Themen gewichtet. Unwichtige Themen habe ich nur dreimal wiederholt, während ich die wichtigen Themen bei fünf Wiederholungen belassen habe. Die Gewichtung habe ich anhand der Examensauswertungen der Uni Köln vorgenommen (Großer Examens- und Klausurenkurs: Auswertung der Examensklausuren). Und siehe da, der Zeitplan passte exakt mit einer Pufferwoche vor dem Examen.

Ich habe für die fünf Wiederholungen exponentiell wachsende Zeitabstände genutzt, d.h. ich habe ein Thema am Tag 1, am Tag 2, am Tag 4, am Tag 16 und am Tag 32 bearbeitet. Diese Art und Weise war effektiver als ein lineares Wiederholen mit gleichen Zeitabständen. Außerdem bietet es Erfolgserlebnisse, da man mit jedem Wiederholen merkt, dass man weniger Lücken hat. Gelernt habe ich mit Karteikarten und Fallsammlungen von „die Fälle“ und Schwabe.

Den Klausurenkurs an der RuhrUni Bochum habe ich immer erst genutzt, wenn ich das jeweilige Thema vollständig aufgearbeitet hatte. D.h. Strafrecht habe ich seit Ende Oktober, ÖR ab November und Zivilrecht ab Dezember geschrieben. Somit habe ich alle 8 Klausuren im Strafrecht, 8 der 14 angebotenen Klausuren im Zivilrecht und 7 der 10 angebotenen Klausuren im öffentlichen Recht. Insgesamt somit 23 Klausuren.

Die Empfehlungen man solle min. 50 Übungsklausuren geschrieben haben und sich 12 – 18 Monate auf das Examen vorzubereiten halte ich für maßlos übertrieben. Wie eingangs gesagt ist meine Crash-Vorbereitung sicher nicht die beste Variante, aber wenn man es auf die Spitze treiben will, dann hätten vielleicht sogar 3 Monate Vorbereitung ausgereicht um zu bestehen.

Ich war hin und wieder in der FachBib des Rechtswissenschaftlichen Seminars der UniKöln. Allerdings nicht um dort zu lernen, sondern um mir Fallbücher zu kopieren. Am Anfang war ich schockiert, dass die Leute dort teilweise abends nach 20 Uhr noch in der Uni hocken und lernen. Aber nach und nach ist mir aufgefallen, wie undiszipliniert dort gearbeitet wird. Die Hälfte der Arbeitsplätze war zwar mit Material bedeckt, ein Bearbeiter war jedoch nicht anzutreffen. Dafür wurden auf den Gängen reichlich Schwätzchen gehalten. Zudem war um 9 Uhr morgens kaum jemand anwesend. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Vorbereitung 12 Monate und mehr dauert.

Ich selber habe jeden Tag konsequent von 9 Uhr – 12 Uhr und von 14 Uhr bis 17 Uhr gearbeitet. Dafür dann aber ohne größere Pausen und Ablenkungen. Das große Problem bei so langen Lerneinheiten ist die Länge der Konzentrationsphase. Es hat schon seinen Grund warum Schulstunden nur 45 min. lang sind. Um diesem Problem zu begegnen, habe ich regelmäßig Sport getrieben, meditiert und Brahmi konsumiert.

Insbesondere die letzten beiden Punkte möchte ich empfehlen, da sie wohl eher ungewöhnlich sind. Ich habe vorher noch nie meditiert und komme auch nicht aus der esoterischen Ecke, aber irgendwo hatte ich gelesen, dass man durch Mediation seine Aufmerksamkeitsspanne erhöhen kann. Das habe ich dann mal ausprobierte und es funktioniert tatsächlich. Ich habe mit der App Headspace täglich 10 min. meditiert, die sogar spezielle Programme für den Umgang mit Ablenkungen und zur Aufmerksamkeitssteigerung beinhaltet. Brahmi ist ein frei verkäufliches Nootropikum ohne Nebenwirkungen, welches wissenschaftlich mehrfach erwiesen die kognitive Leistungsfähigkeit steigern kann. Es ist kein Wundermittel und man muss es langfristig konsumieren. Aber persönlich kann ich bestätigen, dass es dabei hilft, lange konzentriert zu arbeiten. Mehr Infos zu Brahmi z.B. hier: beginners - nootropics oder hier Brahmi: Welche Wirkung hat das Nootropikum? | BRAINEFFECT . Durch diese drei Maßnahmen konnte ich meine Aufmerksamkeitsspanne deutlich verlängern und war weniger leicht abzulenken.

Das Ergebnis: ich habe nur eine Klausur nicht bestanden. Wenn ich mich recht erinnere, war das Kommunalrecht, was ich nur in Ansätzen gelernt hatte. Die anderen Noten lagen im Bereich von 4 - 8 Punkten. Ich habe also keine Bäume ausgerissen, musste aber auch nicht das Durchfallen befürchten.

Was würde ich heute anders machen? Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich mir selber folgende zwei Tipps geben. Erstens: versuche in der Vorbereitung die dunklen Monate zu meiden. Die Vorbereitungszeit ist schon schlimm genug. Aber in der Zeit von November bis Januar ist es einfach nochmal eine ganze Ecke schlimmer. Wenn man morgens mit der Lernerei beginnt ist es noch dunkel und wenn man abends fertig ist, ist es wieder dunkel. Das drückt die angespannte Stimmung noch mehr in den Keller. Und zweitens: lass Strafrecht weg! Ja, das ist mein Ernst. Am besten hätte ich das Strafrecht komplett weggelassen und die Zeit sinnvoller in ÖR und Zivilrecht investiert. Warum ist das so? Einerseits steht der Aufwand für Strafrecht in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Strafrecht macht nur 1/6 der zu erreichenden Punkte aus, fordert aber fast genauso viel Vorbereitungsaufwand wie die anderen beiden Fächer. Ich habe einmal nachgezählt und komme auf 247 Karteikarten im Strafrecht, 224 Karteikarten im öffentlichen Recht und 324 Karteikarten im Zivilrecht. Man muss also sogar mehr lernen als im öffentlichen Recht. Andererseits sind die Examensklausuren im Strafrecht besonders schwer. Sie sind nicht mit den abgespeckten Klausuren im Studium vergleichbar. Im öffentlichen Recht und im Zivilrecht sind die Klausuren ähnlich wie im Studium, nur länger. Da wird in ÖR halt noch die Zulässigkeit geprüft und im Zivilrecht gibt es einen weiteren Aufgabenteil. Aber an sich ändert sich nur der Umfang. Im Strafrecht gilt das jedoch nicht. Das versteht man aber leider erst, wenn man Klausuren auf Examensniveau geschrieben hat. Hier gibt es zwei Hauptprobleme. Einerseits gibt es natürlich die ganzen Meinungsstreitigkeiten, die man kennen muss. Aber das ist noch machbar, sofern man das Problem erkennt. Andererseits übersieht man aber auch regelmäßig ganze Straftatbestände. Da man das gesamte StGB prüfen muss, kann ein kurzer Sachverhalt mal locker zu 10 unterschiedlichen Tatbeständen führen. Dann noch ein Paar Probleme in der Rechtswidrigkeit oder Schuld und ein zweiter oder dritter Beteiligter und fertig ist der Salat. Deshalb gibt es ja ganze Bücher darüber, wie man eine Strafrechtsklausur schreiben. Meine Ergebnisse im Klausurenkurs waren entsprechend schlecht. Selbst wenn ich ein gutes Gefühl hatte, waren nicht mehr als 6 Punkte drin. Teilweise waren die Klausuren auch unterm Strich. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich würde beim nächsten Mal komplett auf Strafrecht verzichten.

Wow, das hört sich echt verlockend an, die EJP doch noch zu machen. Verstehe ich Dich aber richtig, dass Du Dich eigentlich "nur" 4 Montate in Vollzeit auf das Examen vorbereitet hast und davor aber in Teilzeit neben einem Vollzeitjob studiert hast? Weil es wäre gut zu wissen, wie man sich das einteilt mit den ganzen VM's und EVM's, damit das auch etwas für die Examensvorbereitung in der Endphase bringt.
 
Wow, das hört sich echt verlockend an, die EJP doch noch zu machen. Verstehe ich Dich aber richtig, dass Du Dich eigentlich "nur" 4 Montate in Vollzeit auf das Examen vorbereitet hast und davor aber in Teilzeit neben einem Vollzeitjob studiert hast? Weil es wäre gut zu wissen, wie man sich das einteilt mit den ganzen VM's und EVM's, damit das auch etwas für die Examensvorbereitung in der Endphase bringt.
Weder VM´s noch EVM´s muss man bestehen. Ich habe sie einfach weggelassen.

Auch von mir herzlichen Glückwunsch!!! Es hört sich toll an, was du geschafft hast.
 
Weder VM´s noch EVM´s muss man bestehen. Ich habe sie einfach weggelassen.

Auch von mir herzlichen Glückwunsch!!! Es hört sich toll an, was du geschafft hast.

In der Tat hatte ich es auch so in Erinnerung, dass die VM und EVM nicht für die Zulassung zum Examen benötigt werden. Mir ging es deshalb auch nur darum, ob diese inhaltlich für die Zeit bis zur "echten" Vorbereitung auf das Examen etwas bringen oder man sich gleich auf Alternativen wie Rep's, Online Plattformen etc. stürzen sollte.
Und Du bereitest Dich gerade auf das Examen vor oder hast schon geschrieben?
 
In der Tat hatte ich es auch so in Erinnerung, dass die VM und EVM nicht für die Zulassung zum Examen benötigt werden. Mir ging es deshalb auch nur darum, ob diese inhaltlich für die Zeit bis zur "echten" Vorbereitung auf das Examen etwas bringen oder man sich gleich auf Alternativen wie Rep's, Online Plattformen etc. stürzen sollte.
Und Du bereitest Dich gerade auf das Examen vor oder hast schon geschrieben?
Ich habe mein Examen abgeschichtet und bereits Strafrecht und Ö-Recht geschrieben. In Januar schreibe ich das Zivilrecht.
 
Wie ist das mit dem Abschichten? Muss man nicht alle Klausuren in einer Woche schreiben? Und wie hast Du Dich auf das Examen vorbereitet?
 
Wie ist das mit dem Abschichten? Muss man nicht alle Klausuren in einer Woche schreiben? Und wie hast Du Dich auf das Examen vorbereitet?
Nein, wenn du dich im Freiversuch befindest, kannst du dir die Klausuren nach Gebieten einteilen. Hier ist es ziemlich gut erklärt: Oberlandesgericht Köln: Abschichtung

Ich lerne mit Repetitorium von juracademy und Fallbücher. Habe auch paar Klausuren von dem Klausurenkurs mitgeschrieben.
 
Wow, das hört sich echt verlockend an, die EJP doch noch zu machen. Verstehe ich Dich aber richtig, dass Du Dich eigentlich "nur" 4 Montate in Vollzeit auf das Examen vorbereitet hast und davor aber in Teilzeit neben einem Vollzeitjob studiert hast? Weil es wäre gut zu wissen, wie man sich das einteilt mit den ganzen VM's und EVM's, damit das auch etwas für die Examensvorbereitung in der Endphase bringt.

Ja, richtig. Ich habe das gesamte Studium neben einem Vollzeitjob abgeleistet und mir nur vor dem Examen ein Paar Monate frei genommen. Direkt nach den schriftlichen Klausuren habe ich dann weiter gearbeitet.

Ich wollte den finanziellen Schaden so gering wie möglich halten.

Außerdem werde ich voraussichtlich das Referendariat nach § 63 Abs. 1 Nr. 2 JAG NRW um 6 Monate verkürzen können.
 
Also Respekt, dass Du nur in 4 Monaten Vollzeit-Vorbereitung das Examen geschafft hast. Und haben die VM und EVM der Fernuni - rückblickend betrachtet - für das Examen etwas gebracht? Würdest Du das empfehlen als Vorbereitung oder gleich überspringen?
 
Haben sich die Prüfungsvoraussetzungen geändert? Ich musste in den VM-Modulen noch Klausuren schreiben. Insoweit stellte sich die Frage für mich nicht. Da es auch examensrelevante Themen sind, kann ich die Teilnahme, sofern sie jetzt freiwillig ist, nur empfehlen.

Die freiwilligen EVM-Module fand ich schon nützlich, wobei die Qualität sehr unterschiedlich ist. Ich erinnere mich z.B. daran, dass es im Gesellschaftsrecht nur einen Verweis auf ein Aufgabenbuch gab, während das Skript für Arbeitsrecht über 70 Seiten hatte. Ich habe die EVM-Module zum Abgleich genutzt, ob Jura Online auch wirklich alle relevanten Themen abgedeckt hat. In den meisten Fällen war es so. Hier und da habe ich aber auch vorrangig mit den EVM-Modulen gearbeitet.
 
Ja, richtig. Ich habe das gesamte Studium neben einem Vollzeitjob abgeleistet und mir nur vor dem Examen ein Paar Monate frei genommen. Direkt nach den schriftlichen Klausuren habe ich dann weiter gearbeitet.

Wie hast du die praktische Studienzeit erfüllt? Vermutlich mit Urlaub, Freistellung oder ähnliches?
 
Die habe ich angerechnet bekommen, da ich bereits beruflich für eine Anwaltskanzlei tätig war.
 
Haben sich die Prüfungsvoraussetzungen geändert? Ich musste in den VM-Modulen noch Klausuren schreiben. Insoweit stellte sich die Frage für mich nicht. Da es auch examensrelevante Themen sind, kann ich die Teilnahme, sofern sie jetzt freiwillig ist, nur empfehlen.

Die freiwilligen EVM-Module fand ich schon nützlich, wobei die Qualität sehr unterschiedlich ist. Ich erinnere mich z.B. daran, dass es im Gesellschaftsrecht nur einen Verweis auf ein Aufgabenbuch gab, während das Skript für Arbeitsrecht über 70 Seiten hatte. Ich habe die EVM-Module zum Abgleich genutzt, ob Jura Online auch wirklich alle relevanten Themen abgedeckt hat. In den meisten Fällen war es so. Hier und da habe ich aber auch vorrangig mit den EVM-Modulen gearbeitet.

Ich meine das so verstanden zu haben, dass für die Zulassung zur EJP die VM und EVM nicht Voraussetzung dafür ist. Nur die aufgeführten Module müssen absolviert sowie die praktische Studienzeit und Fremdsprachenausbildung abgeleistet worden sein.
 
Ich meine das so verstanden zu haben, dass für die Zulassung zur EJP die VM und EVM nicht Voraussetzung dafür ist. Nur die aufgeführten Module müssen absolviert sowie die praktische Studienzeit und Fremdsprachenausbildung abgeleistet worden sein.
Hagener Depesche Nr. 41, bitte schön:

Vertiefungsmodule zukünftig freiwillig
"Zum anderen – und das dürfte die markanteste inhaltliche Änderung darstellen – bilden die Vertiefungsmodule (55505 - 55507) keine zwingende Voraussetzung mehr für die Teilnahme an den Prüfungen der Schwerpunktbereichsmodule. Der in § 20 Abs. 2 PO EJP aufgeführte Modulkatalog wurde entsprechend reduziert. Das ermöglicht ein flexibleres Studium. Diese Änderung sollte allerdings nicht missverstanden werden: Das Absolvieren der Vertiefungsmodule ist damit zukünftig zwar freiwillig, das in den Vertiefungsmodulen vermittelte Wissen ist allerdings weiterhin unabdingbar für eine erfolgreiche staatliche Pflichtfachprüfung, da es sich um Pflichtfachstoff im Sinne von § 11 JAG NRW handelt."
 
Die Geschichte hat nun auch insgesamt ein glückliches Ende gefunden. In der letzten Woche habe ich auch die mündliche Prüfung bestanden und trotz der Kamikaze-Vorbereitung insgesamt ein befriedigend erreicht. :triumphant::bier::victorious:
 
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