Frage zu Modul/Klausur Didaktischer Ziel

Hallo Liebe Forumsmitglieder,


ich habe mal eine dumme Frage. Ich habe schon ein Studium abgeschlossen und weiß wie man die Inhalte didaktisch am besten den Studenten beibringen kann. Die Unterlagen, die ich von der Uni versendet bekommen habe sind mit den konventionellen Lehrmethoden diametral entgegengesetzt. Didaktisch betrachtet muss man z.B. wissen und interpretieren können wie welche Dimensionen der WiWi betrachtet wird, wie man es analysiert und wie man welche Outputs interpretieren kann. So viele Formeln, kann man dies sich überhaupt merken? Im Zeitalter der Industrie 4.0 gibt es doch dutzende Programme, wo man die Daten einfach eingeben und die Summen ausrechnen lassen kann oder? Im meinem Vorigen Studium hatte ich auch wirtschaftsbezogene Lehrgänge besucht die zwar komplex waren jedoch die Komplexität mit weglassen der unterschiedlichen Formeln vereinfacht wurden.


Meine Frage an euch ist es jetzt, ob man all die Formeln auswendig lernen muss oder wie bei manch anderen Universitäten die Formelsammlung bekommt bzw. in die Klausur selbst mitbringen kann?


Warum macht man es schwieriger als es schon ist ( mein Studium war wesentlich schwieriger, dass habe ich schon jetzt gemerkt, als WiWi) und vor allem welche didaktischen Ziele verfolgt man damit? Was nützt mir, wenn ich es auswendig gelernt habe jedoch es nicht interpretieren kann oder die Zusammenhänge nicht nachvollziehen kann? Ein kleiner Tipp am Rande. Stellt euch vor, dass Ihr ein Hochhaus baut, welches unterschiedliche Etagen, Innenarchitektur wie Außenarchitektur etc. pp. beinhaltet. Somit kann man sich alles merken und das Zusammenwirken sich langjähriger ins Gedächtnis reinhauen. :=) So mache ich es zumindest. Auf ein Antwort freue diesbzgl. würde ich mich sehr freuen :=).


Lg


Cosmopolitane
 
Hallo Cosmopolitane,

die Befürworter dieses didaktisch (in Deinen und meinen Augen) fragwürdigen Systems argumentieren damit, dass es zu den Aufgaben eines Studierenden gehört, sich durch das Chaos zu schlängeln und sich die Informationen selbst didaktisch wertvoll aufzubereiten. Andere argumentieren, dass die Studienunterlagen die Visitenkarte des Professors ist. Und wie würden denn die anderen Professoren auf einen herabschauen, wenn er uns ein Kindergartenskript zur Verfügung stellen würde? Schließlich gibt es kaum Vorlesungen, sondern nur das Skript, dass sich "jeder" ansehen kann.

Meiner Meinung nach entwickelt sich in unserer Gesellschaft vieles weiter, das Bildungssystem gehört aber nur bedingt dazu. Wäre der Lernstoff bereits didaktisch so aufbereitet, dass es ein Spaziergang werden könnte, könnten wir uns bereits mit Themen beschäftigen, die wir heute noch nicht mal auf der Uhr haben.

Um zu Deiner Frage zurückzukehren. Vieles muss man auswendig lernen, man bekommt aber mit der Zeit auch ein Gefühl dafür, was wichtiger und was weniger wichtig ist. Eine Garantie gibt es aber nie, da manche Professoren Wert darauf legen, dass man aus jeder beliebigen Seite einzelne Passagen zitieren kann.

Viele Grüße,
Antonio
 
Guten Abend Antonio, ich befürworte die Skripte der Dozenten zwar, kann jedoch nicht verstehen warum man im Zeitalter der technologischen Innovationen Stichpunkt 4.0 immer noch die Daten ausrechnen muss. Später wird man es sowieso durch Programme vornehmen, sei es per SPSS oder andere diverse mathematische Programme. Wichtig ist es doch zunächst einmal die Intention zu verstehen und es interpretieren zu können. Man macht es schwieriger als es ist. Die Dozenten haben ja recht: Wer nicht selbstständig arbeiten kann, der hat im Studium nichts verloren. Diejenigen können ja zur FH gehen :=) Stimmt man hat zwar nur Skripte kann jedoch die Unterlagen im World wide web sich natürlich reinziehen, sei es durch Videos oder durch Zusammenfassungen. Ein alter Freund sagte mir mal “Man muss nicht alles wissen sondern wissen wo es steht” Das Fernstudium ist so schon viel schwieriger als in einem Präsenz Studium, da man alles selbstständig erarbeiten muss und keinerlei Hilfestellungen etc. Bekommt. Warum macht man es noch schwieriger? Die Dozenten die so argumentieren haben natürlich Recht, da man später im Erwerbsleiben die initiative greifen kann, sich selbst behilflich sein kann etc. Pp und dies macht eine akademische Ausbildung ja von diversen anderen Ausbildungen härter. Didaktisch bin ich ganz deiner Meinung jedoch ist dies keine Visitenkarte für den Prof sondern eine negative Bewertung seitens der Studenten, die man ja online für jeden Prof geben kann. Was nützt ihm dass, wenn seine stundeten den prof. Negativ einzustufen? Hast recht in der Gesellschaft entwickelt sich vieles jedoch, zumindest aus meiner Perspektive als TÜRKE und somit Ausländer, verändert es sich ins Negative. Sei es bezogen auf die Diskriminierungen unterschiedlicher Art und Weiße, Gleichberechtigung, Chancengleichheit u.v.m. Die Bildung ist jedoch natürlich die Ausschlaggebende Instanz bei der Bekämpfung sämtlicher Ungleichheiten und ist somit von primärer Bedeutung. Sarazzin hatte recht “Deutschland Schaft sich wirklich ab” und man wird dies in der Zukunft zu spüren bekommen. N ja möchte jetzt keine Standpauke vornehmen oder ein Stammtisch Gelaber anfangen. Danke für deine Antwort :=)

Viele Grüße zurück

Hakan BAYRAK!

ps. Bis ja bald fertig mit deinem Studium :=) Viel Erfolg
 
Auf den ersten Blick erscheint das Büffeln von Formeln in der Tat sinnlos, kann man sie doch im Falle eines Falles nachschlagen. Aaaaber....

Nachschlagen kostet Zeit und Zeit ist Geld. Heute mehr denn je. Daher gilt es, die zum Nachschlagen notwendige Zeit zu minimieren.
Mit anderen Worten: Möglichst viele Formeln auswendig wissen.

Außerdem:

Formeln stellen Zusämmenhänge zwischen Sachverhalten her. Kennt man z.B. die Formel der geometrischen Reihe, dann kann man sich relativ einfach die Formel für den Rentenbarwertfaktor herleiten. Da dieser wiederum der Kehrwert des Annuitätenfaktors ist, hat man gleichzeitig auch die Formel für letzteren parat.
Mit anderen Worten: (Dank des Wissens um Zusammenhänge und Abhängigkeiten) Möglichst wenige Formeln lernen.
 
Konstruktivistisch kann man ja alles argumentieren und denjenigen, die so oder so argumentieren, Recht oder Unrecht geben. Ist also eine Frage der Perspektive. Stimmt, Zeit ist Geld, da gebe ich dir vollkommen Recht. Du willst mir doch jedoch nicht wirklich erzählen, dass man die komplexen Rechnungen für ein Unternehmen im Kopf berechnen kann oder? Wenn man ein Programm hätte und diese so einstellt, dass man relativ schnell die Daten eingeben kann und das gewünschte Output als Ergebnis bekommt könnte man doch auch Zeit sparen oder? Das Gleiche gilt für die Statistik. Habe mir mal die Unterlagen angeschaut und siehe da man verlangt wirklich, dass man die langen Formeln auswendig lernen muss um die Aufgaben erarbeiten zu können. Ich hatte zwar die Statistik Vorlesung aus meiner alten Studien Richtung absolviert, da hatten wir jedoch z.B. ein statistisches Programm (SPSS) und konnten die Daten, ohne auswendig zu lernen, eingeben und das Output interpretieren. Didaktisch wäre dies natürlich viel sinnvoller, weil man andersrum den Studenten was beibringt und diese, wenn man später tätig wird dem prof. Fluchen werden, weil kein … dies braucht. Das gelernte muss schon ein Sinn ergeben. Was nützt jemanden der es auswendig gelernt hat aber den Sinn und Zweck nicht versteht? Um es kurz zu fassen, dies ist definitiv, didaktisch betrachtet, sinnlos.
 
(...)Was nützt jemanden der es auswendig gelernt hat aber den Sinn und Zweck nicht versteht?(...)
Das gilt aber umgekehrt genauso:
Was nützt es einem, wenn man innerhalb kürzester Zeit Auswertungen zusammenklicken kann, aber keinerlei Ahnung hat, was die einzelnen Kennzahlen aussagen, ob sie im jeweiligen Fall überhaupt aussagefähig sind oder nicht, in welchem Zusammenhang sie untereinander stehen?

Ich denke, es dürfte einfacher sein, sich mit dem theoretischen Unterbau im Rücken die Funktionen der jeweiligen Anwendungssoftware zunutze zu machen als dies ohne jedwede Vorkenntnisse zu tun. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, daß sich einem die Mächtigkeit der Software erst dann vollständig erschließt, wenn man auf theoretisches Vorwissen zurückgreifen kann.


Ketzerisch könnte man Deine Ausgangsfrage überspitzen und fragen:
"Warum soll ich so Dinge wie die Namen europäischer Hauptstädte, die Formeln für Flächeninhalte und Volumina oder das Einmaleins lernen? Kann man doch alles nachschlagen bzw. einen Rechner benutzen!"

Und die Antwort würde lauten: Weil man durch die Kenntnis dieser grundlegenden Dinge ein gewisses Bildungsniveau dokumentiert.

Auf die Wirtschaftswissenschaften übertragen heißt dies: Man lernt bestimmte Dinge auswendig, weil die Umwelt - also unsere Mitmenschen im allgemeinen und potentielle Arbeitgeber im besonderen - davon ausgeht, daß ein Absolvent dieses Studiengangs sie beherrscht, ohne sie erst nachschlagen zu müssen, sie gewissermaßen als das kleine Einmaleins eines Bachelors bzw. Masters betrachtet.

Wenn ich z.B. meine Bankfiliale aufsuche, um mich über einen eventuellen Kredit beraten zu lassen, würde ich es nicht besonders vertrauenerweckend finden, wenn der zuständige Sachbearbeiter die Formel zur Berechnung der Effektivverzinsung erst nachschlagen müßte. Noch alarmierender wäre es für mich, wenn er noch nicht einmal den Unterschied zwischen Nominal- und Effektivverzinsung kennen würde.
 
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