Nachdem es seit fast 4 Jahren keinen neuen Erfahrungsbericht zu diesem Modul gab, schreibe ich auch mal einen. Die Klausur dürfte ich mit einer sehr guten Note bestanden haben, aber die Korrektur kann jetzt wohl etwas dauern.
Das Modul besteht wie hier bereits berichtet aus drei Teilmodulen von denen man nur zwei belegen muss: Alterssicherung, Arbeitslosigkeit und Gesundheitsökonomie.
Aus Interesse habe ich alle drei Module belegt, mich bei der Klausurvorbereitung aber insbesondere auf Alterssicherung und Arbeitslosigkeit fokussiert.
- Waren die Kurseinheiten verständlich?
Die KEs zu Arbeitslosigkeit (insgesamt drei KEs) sind super: In KE1 geht es um die Definition von Arbeitslosigkeit und ob sie ein gesellschaftliches und wirtschaftliches Problem ist. In KE2 geht es um erste Modelle zum optimalen Beschäftigungsniveau und zu Arbeitsangebot und -nachfrage im klassischen und keynesianischen Modell. KE3 versucht dann, die Ursachen von Arbeitslosigkeit zu finden, unter anderem wird die Rolle von Migration, Mindestlöhnen und Gewerkschaften diskutiert. Das ganze ist sehr gut geschrieben und Prof. Dr. Grosser schafft es, Gesellschaftskritik angemessen und mit akademischem Anspruch unterzubringen.
Die KEs zu Alterssicherung (zwei KEs) sind auch sehr gut, aber schon etwas abstrakter. Es geht vor allem darum, wie das Umlageverfahren und das Kapitaldeckungsverfahren funktionieren und wie verschiedene Parameter die Systeme bzw. deren Stabilität beeinflussen. Dieses Teilmodul ist sehr theoretisch und stellenweise abstrakt gehalten, aber wer den Stoff durchdringt, wird die praktische Relevanz (und die Hoffnungslosigkeit des gegenwärtigen Rentensystems) schnell erkennen.
Die KE für Gesundheitsökonomie besteht aus einem Folien-Set und einem Audiokommentar. Ich habe es versucht, aber spätestens bei Kapitel 4 (asymmetrische Informationen bei Krankenversicherungen) war ich raus. Das ist sicher das theorielastigste Teilmodul des Kurses.
- Wie ist das Moodle Angebot?
Es gibt viele alte EAs mit Musterlösungen, ein paar Übungen und ein Diskussionsforum. Die Musterlösungen sind sehr gut geeignet um den Einstieg in die Themen zu schaffen.
- Empfehlenswerte mentorielle Veranstaltungen?
Ein Mitarbeiter des Lehrstuhls hält für jedes Teilmodul mehrere Veranstaltungen pro Semester ab. Diese sind sehr zu empfehlen, die Modelle werden vorgerechnet, es ist Zeit für Verständnisfragen und bei Bedarf hilft er darüber hinaus auch noch per E-Mail weiter.
Vor der Klausur gibt es für jedes Teilmodul eine Veranstaltung, bei der Altklausuren durchgerechnet werden, das war ebenfalls sehr nützlich.
- Gibt es hilfreiche Bücher oder Fremdskripte?
Es ist Wirtschaftspolitik, vermutlich gibt es sehr viele davon.

Ich habe keine benötigt, in KE2 zu Alterssicherung gibt es allerdings noch einen älteren wissenschaftlichen Beitrag zur Einführung der Riester-Rente, der die Problematik diskutiert.
- Was würdest Du im Nachhinein anders machen?
Realistisch nichts. Ich hätte früher mit dem Bearbeiten der Altklausuren anfangen können, aber bei diesem Modul kommt es vor allem darauf an, dass man es wirklich versteht, zur Not kann man sich fast alles in der Klausur herleiten (was ich letztendlich auch gemacht habe bei einer Teilaufgabe).
- Sonstige Hilfen und Tipps?
Dieses Modul ist sehr theoretisch gehalten, konkrete Zahlen in den Modellen gibt es keine (auch in den Klausuren gibt es kein klassisches rechnen, eher herleiten, verstehen und modifizierte Modelle erklären oder interpretieren können).
Wer mit Budgetgeraden, Indifferenzkurven und Gleichgewichten nicht viel anfangen kann, hat viel Arbeit vor sich.
Es lohnt sich aber definitiv! Der Lehrstuhl möchte wirklich, dass man die Klausur mit gutem Ergebnis besteht und dabei etwas lernt, dementsprechend gut ist die angebotene Unterstützung. Wirtschaftspolitik könnte aktuell kaum relevanter sein, dementsprechend faszinierend ist es, die Thematiken theoretisch betrachten zu können.
Dieses Modul hat mir wirklich viel beigebracht und es war bisher das interessanteste, was ich an der FernUni belegen durfte. Unter anderem aufgrund dieses Moduls habe ich mich jetzt für einen Master in VWL statt WiWi entschieden.
Auswendig lernen oder stumpf nach Schema F rechnen bringt hier gar nichts. Wer Interesse an VWL hat, wird hier definitiv glücklich.