Plauderecke Soziologie Theorien

Mich bringt es total durcheinander, dass es in der Soziologie so viele Theorien gibt. Woher weiß man, welche Theorie die Richtige ist. Muss man alle Theorien kennen?
Ich mache jetzt schon eine Weile PVS, aber habe noch nicht den richtigen Durchblick. Wie könnte man den bekommen. Ich habe vor, nächstes Semester einen Urlaubssemester einzulegen. Bekommt man eigentlich hier im Forum auch Hilfe zu den Hausarbeiten?
 
Huhu, ja, das kann schon ziemlich verwirrend wirken. Die Gesellschaft ist ja komplex und entsprechend viele unterschiedliche soziale Phänomenen wie soziale Ungleichheit, Organisationen, sozialer Wandel, Praktiken usw. gibt es, die je eine spezifische Theorie oder einen theoretischen Ansatz brauchen, um angemessen analysiert zu werden. Und der Zugang unterscheidet sich je nach Methodologie. Manche Theorien schauen aus der Makro-, andere aus der Mikropersperktive drauf und wieder andere Ansätze strebe eine Integration von Mikro- und Makroebene an. Soziologische Theorien entwickeln sich ja außerdem im Laufe der Zeit.

Es gibt ja auch nicht den Biologen, die Biologin, die zugleich beantworten können, welche molekularen und zellulären Prozesse das Überleben eines Organismus bei Stress ermöglichen und welche Rolle Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen im Klimasystem der Erde spielen. Dazu braucht es unterschiedliche Zugänge, Methoden und Analysen.

In welchem Stadium des Studiums befindest du dich derzeit? Welches Modul bearbeitest du gerade? Die Lehrbriefe geben ja vor, mir welchen Perspektiven du dich auseinandersetzen solltest. Ich hab mich zum Ende des Bachelorstudiums in einen Ansatz verliebt, an dem ich jetzt im Master weitergearbeitet habe.

Bei Hausarbeiten zu helfen, ist ja rein formal nicht vorgesehen. Wenn du mal jemanden brauchst, der über ein Exposé liest, schick mir gern eine PN. Über eine HA zu lesen, schaff ich zeitlich leider nicht. Ich meine aber, dass es seit einiger Zeit eine Schreibwerkstatt für KSWler gibt. Guck mal bei Studyfit rein.
 
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Ich mache das Modul b1. Gibt es eigentlich so etwas wie eine Liste aller soziologischen Theorien? Ich habe ein EBook mit dem Titel "Soziologische Theorien ", vielleicht lese ich das mal durch. Mein Problem ist, dass es mir so vorkommt, als wäre das so viel Stoff, dass man das gar nicht bewältigen kann.
 
Ach so. Auf Grund deiner Aussage
Ich mache jetzt schon eine Weile PVS
und weil du von soziologischen Theorien sprichst, dachte ich, du wärst schon im Vertiefungsstudium.

Für B1 genügt es, wenn du die Lehrbriefe „Grundlagen sozialwissenschaftlichen Arbeitens“, „Eine interdisziplinäre Einführung“ und „Klassische Texte“ liest, die Online-Vorlesungsreihe ansiehst und alles verstehst. Insbesondere das wissenschaftliche Schreiben steht im Vordergrund.

Du musst ja eine Hausarbeit mit festgelegter Themenstellung schreiben, um das Modul abzuschließen. Du musst in dieser Arbeit einen vorgegebenen wissenschaftlichen Text auf englisch lesen und nach Vorgaben rezensieren; ein Exposé zu einem fiktiven Thema in einer der PVS Disziplinen schreiben; entsprechende Literatur recherchieren und ein Literaturverzeichnis anlegen; richtig zitieren und ein Inhaltsverzeichnis erstellen.

Aber das erfährst und erlernst du alles in moodle. Hast du dich dort bereits ausprobiert? Irgendwie klingst du nämlich noch etwas desorientiert. Verenn‘ dich nicht in weiterführende Literatur, ehe du nicht die Studienbriefe gelesen hast. Wichtiger ist es, die Literaturrecherche drauf zu haben und richtig zitieren zu können. Die Lesepraxis kommt ja eh durchs Lesen selbst. Und dafür sind ja die Lehrbriefe da.

Soziologische Theorien wirst du noch früh genug in B4 lesen dürfen. Mach doch einfach Schritt für Schritt.
 
Woher weiß man, welche Theorie die Richtige ist.

Erst einmal muss man sich klar machen, dass sich die Wissenschaftssprache von der Alltagssprache unterscheidet. So auch beim Wort "Theorie" Umgangssprachlich ist eine Theorie etwas Unbewiesenes. In der Wissenschaft ist eine Theorie eine wissenschaftlich begründete Aussage. Siehe zum Beispiel der Wikipedia-Artikel Theorie – Wikipedia

Der Kurs B1 soll Dich für solchen sprachlichen Unterschiede sensibilisieren und Dir solche wissenschaftstheoretischen Grundlagen vermitteln, zum Beispiel auch in Bezug auf die Begriffe Grundannahme, Hypothese und Kausalität.

Mit "richtig" und "falsch" ist es so eine Sache: es kommt u.a. darauf an , was die Grundannahmen sind und was der Bezugsrahmen ist. Eine Theorie zur sozialen Ungleichheit wird in einer steinzeitlichen Gesellschaft, in der alle Menschen gleich viel haben und alle nur so viel haben, wie sie tragen können, nicht so anwendbar sein wie in einer hochdifferenzierten Gesellschaft. Eine Theorie der Stadtsoziologie setzt voraus, dass es Städte gibt, eine Theorie zum sozialen Wandel setzt voraus, dass es sozialen Wandel gibt (den gab es zum Beispiel in der mittelalterlichen Ständegesellschaft, die jahrhundertelang nahezu unverändert blieb, nicht in dem Maß wie heute).

Wichtig zu wissen ist bei den Sozialwissenschaften, dass viele Begriffe, die verwendet werden, von verschiedenen Wissenschaftlern unterschiedlich definiert werden, das ist für mich als Juristin immer wieder überraschend. In Jura gibt es natürlich auch unterschiedliche Meinungen, aber es gibt immer eine herrschende Meinung (in der Jura-Praxis die Rechtsprechung des jeweils obersten Gerichts).
So einen Richter, der festlegt: "So ist es." - den gibt es in den Sozialwissenschaften (zumindest hier in der freien Welt) nicht.

Es geht im Studium nicht darum, die ganzen Theorien zu pauken, sondern Du wirst einige Theorien kennenlernen und dann fähig dazu sein, die Theorien richtig einzuschätzen - um zum Beispiel die Frage zu beantworten: Ist diese Theorie zu ihrer Entstehungszeit begründet gewesen? Ist die Theorie heute noch tragfähig? Wenn nein, warum nicht ? (Zum Beispiel, weil sich die Gesellschaft geändert hat: von einer Industriegesellschaft zu einer Informationsgesellschaft).

Du entscheidest dann, ob Du eine Theorie für "richtig" oder "falsch" hältst. Und das musst Du dann tragfähig begründen.
 
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