Zu Aufgabe 4:
Nicht so denken wie im externen Rechnungswesen, wo man auch Verbindlichkeiten betrachtet, also Auszahlungen, die wir noch gar nicht getätigt haben, oder Forderungen, also Einzahlungen, die wir noch gar nicht erhalten haben.
Hier geht es Zahlungsströme, also nur um
tatsächliche Zahlungen dieses Jahres (nur Bares ist Wahres!), wir schauen nur an, was dieses Jahr auf dem Girokonto/Kasse passiert ist, den Rest (was wir anderen schulden, was uns andere schulden) ignorieren wir!
Also, als erstes muß man beachten, daß die Aufgabe 4 etwas unglücklich formuliert wurde.
Das "MV" in der Tabelle laut Aufgabenstellung ist
nicht das echte MV, also
nicht wie normalerweise die
Summe aus allen Bestandteilen:
MV = Investition AB + Schuldentilgung AT + Erhöhung von Zahlungsmittelbeständen ZMI-ZM0 + Deckung des Innendefizits AL+AW+AZ+AS-EU
Das "MV" in der Tabelle der Aufgabe steht nur stellvertretend für einige seiner Bestandteile, laut Aufgabenstellung soll man folgende Beträge in die Spalte "MV" schreiben:
- AB: Auszahlungen für Betriebsmittel, d.h. unsere Investitionen
- AT: Auszahlungen für Tilgungen, d.h. für die Tilgung der Kredite, die die Firma hat
- AA: Auzahlungen für Ausschüttungen an Aktionäre oder Gesellschafter
In der Formel aus KE2, S. 18, Abb. 8 aber ist MV formell richtig, das ist die Grundlage:
Schauen wir mal die Begriffe an.
Einige Begriffspaare der obigen Gleichung schließen sich gegenseitig aus, z.B.:
Zahlungen- also Verminderung des Zahlungsmittelbestandes
Zahlungen+ also Erhöhung des Zahlungsmittelbestandes
d.h. entweder ist unser Girokontostand ist gesunken (= Verminderung des Zahlungsmittelbestandes)
oder
er ist gestiegen (= Erhöhung des Zahlungsmittelbestandes).
Das heißt, wir können nicht beides auf einmal haben.
In einer Gleichung, die ein bestimmtes Szenarium beschreibt, haben wir deshalb nur einen Betrag
Zahlungen- (Verminderung des Kontostands) auf der linken Seite der Gleichung, falls die Summe der Auszahlungen höher war als die Summe der Einzahlungen und es der Firma schlecht ging, mußten wir Geld vom Konto abheben um alle Auszahlungen zu decken.
oder
einen einen Betrag
Zahlungen+ (= Erhöhung des Kontostands) auf der rechten Seite der Gleichung, falls die Summe der Auszahlungen niedriger war als die Summe der Einzahlungen und es der Firma gut ging, haben wir die Überschüsse auf unserem Girokonto gebunkert.
- ZMI - ZM0: Änderung des Zahlungsmittelbestands ΔZM vom Zeitpunkt 0 zum Zeitpunkt I hin, also wie sich unser Girokontostand entwickelt hat (ich nehme hier vereinfachend an, daß die Firma nur ein Girokonto hat, und nicht z.B. auch noch eine Barkasse). Diese Änderung kann entweder positiv sein (unser Kontostand ist gestiegen) oder negativ (unser Kontostand ist gesunken).
IF = "Gewinn" oder "Verlust" aus Absatz unserer Produkte
= (Einnahmen aus Verkauf der Produkte) - (Ausgaben für Herstellung der Produkte)
= (laufenden Einzahlungen aus dem Umsatzprozess) – (laufenden Auszahlungen für den Umsatzprozess)
= E
U - (A
L+A
W+A
Z+A
S)
Vorsicht: das ist nicht der echte Gewinn aus dem externen Rechnungswesen!
In Aufgabe 4. b) (4) wird nach dem echten Gewinn gefragt.
Innenfinanzierung IF+: man bekommt Geld aus dem "Gewinn", den man gemacht hat
Innendefizit IF-: man braucht Geld, um den "Verlust" zu decken, den man gemacht hat
Da man entweder "Gewinn" oder "Verlust" macht, taucht nur eines der beiden auf.
- EU: Umsatz-Einnahmen unserer Firma, also das Geld, das wir für unsere verkauften Produkte erhalten haben
- AL: Auszahlungen für Löhne und Gehälter, jemand mußte schließlich unsere Produkte zusammenschrauben!
- AW: Auszahlungen für Werkstoffe (die haben wir gebraucht, um unsere Produkte herzustellen)
- AZ: Auszahlungen für Zinsen, d.h. für die Kreditzinsen der Kredite, die die Firma aufgenommen hat
- AS: Auszahlungen für Steuern, schließlich muß unsere Firma auch Steuern zahlen.
AF: Außenfinanzierung, ist die Summe aus Eigenfinanzierung E
E (z.B. Kapitalerhöhung durch Ausgabe neuer Aktien oder Einlage durch einen Gesellschafter) und Fremdfinanzierung E
F (z.B. Bankkredit). Es ist also Geld, das man bekommt, es taucht als Einzahlung auf unserem Girokonto auf.
AB: Auszahlungen für unsere
Investitionen
AT: Auszahlungen für
Tilgungen, d.h. für die Tilgung der Kredite, die die Firma hat
AA: Auszahlungen für
Ausschüttungen an Aktionäre (= Dividenden!) oder Gesellschafter
Mögliche Szenarien:
Einzahlungen > Auszahlungen
→ am Ende haben wir Geld in Höhe des Betrages Zahlungen+ über, also ist unser Kontostand um Zahlungen+ gestiegen, wir haben einen positiven Betrag Zahlungen+ auf der rechten Seite der Gleichung.
Einzahlungen < Auszahlungen
→ am Ende haben wir Geld in Höhe des Betrages Zahlungen- verbraucht, also ist unser Kontostand um Zahlungen- gesunken, wir haben einen negativen Betrag Zahlungen- auf der linken Seite der Gleichung.
Die Veränderung des Zahlungsmittelbestands ist also immer das Endergebnis!
Hier in der Aufgabe ist jede der Teilaufgaben ein Szenarium, jedes Szenarium bekommt seine eigene Gleichung.
In jedem Szenarium = in jeder Teilaufgabe = in jeder Gleichung:
- Alle Einzahlungen und die Einzahlungen aus Außenfinanzierung (AF) oder Innenfinanzierung (IF+ = "Gewinn"), bekommen ein positives Vorzeichen in der Gleichung.
- Alle Auszahlungen und das Innendefizit (IF- = "Verlust"), bekommen ein negatives Vorzeichen in der Gleichung.
Die sich als Summe aller anderen Bestandteile ergebende Zahlungsmittelerhöhung
Zahlungen+ (Summe war positiv) oder Zahlungsmittelverminderung
Zahlungen- (Summe war negativ) werden dann als letztes in die Gleichung eingetragen, damit die Gleichung dann stimmt, d.h. der linke Teil der Gleichung gleich dem rechten Teil der Gleichung wird.
War das so verständlich?
