Danke ihr beiden.
Myrmid, ich habe Metzler schon gelesen und nicht verstanden
vielleicht war ich aber auch nicht wach genug dabei.
Ich lese gerade "Das 18. Jahrhundert. Zeitalter der Aufklärung" und da wird eben auch von Genie, Geschmack, Erhabenes und Schönem geschrieben. Ich stolpere immer wieder über diese Begriffe, weil ich mich ständig (ich könnte mal nachdenken, wieso) in diesem aufklärerischen, dann klassischen/romantischen Zeitrahmen bewege.
Ich versuche mal zusammen zu fassen, was ich jetzt verstanden habe.
Spinoza, Hume und Rousseau sehen
zwei Grundtriebe im Menschen: Selbsterhaltung und Geselligkeit
Ersteres basiert auf Furcht und letzteres ist mit Vergnügen verbunden.
Burke greift das auf als
Doppelnatur des Menschen: Schmerz und Vergnügen, in der sich
das Erhabene und
das Schöne (Schönheit) begründen.
Das Erhabene (verbunden aus dem Selbsterhaltungtrieb) führt zu Angst ohne körperlicher Bedrohung, also der "wohlfälliger Schauer", erzeugt gemischte Empfindungen. Das gibt dem Menschen das Gefühl von "innerer Größe" weil man Schauert ohne Bedroht zu sein. Es steigert das Selbstwertgefühl.
Das Schöne/Schönheit appelliert an die sozialen Kompetenzen (also Grundtrieb Geselligkeit), beruht auf Liebe und ruft das Gefühl des "Wegschmelzens vor Vergnügen" hervor.
Jetzt kommt die Trennung von Kunst und Moral ins Spiel. Denn in der Kunst kann auch moralisch verwerfliches Vergnügen hervorrufen (zB Schauerromane).
Genie ist, wie ihr schon schriebt, ein schöpferischer Akt/Erfindungsreichtum. Es ist eine produktionsäthetische Kategorie. Es geht um die innovativen, kreativen Potenziale in der Kunst
Geschmack ist eine rezeptionsästhetische Kategorie. Es geht um das Urteilsvermögen in ästhetischen Fragen.
In der Aufklärung gibt es einen Wandel.
In der Früh- und Hochaufklärung gibt es zwischen Genie und Geschmack keinen Wiederspruch, im Sturm und Drang stehen sie in einem Oppositionsverhältnis.
Frühaufklärung: Es gelten die gleichen Regeln für Künstler bei der Herstellung wie bei Rezipienten bei der Betrachtung.
Hochaufklärung: Geschmack beruht auf einem subjektives Gefühl und nicht auf allgemeingültigen Vernunftregeln. ABER "guter Geschmack" wird trotzdem als "common sense" vorausgesetzt.
Sturm und Drang: Der Geniebegriff wird Aufgewertet. Damit gibt es eine Gegenüberstellung zwischen Genie und Geschmack, Produktion und Wirkung, Originalität und Nachahmung.
Und wie Myrmid sagte, wird angedacht, dass man "guten Geschmack" erlernen kann, dass es erziehbar ist. Und Kant sagt dann, dass es ja je ein subjektives Empfinden ist und eben nicht allgemeingültig. Wobei es dann eben doch um den kleinsten gemeinsamen Nenner geht, den "common sense" - oder?
Waaa das ist echt etwas, was mir sooo fern ist. Aber ich hab nun - so das oben stimmt - eine Idee von dem Ganzen.