- Waren die Kurseinheiten verständlich?
Nein, sie sind grottenschlecht.
Das Skript präsentiert lediglich ein paar Formeln, keine Erläuterungen und viel zu wenig Übungsaufgaben, deren Lösungen darüber hinaus äußerst knapp gehalten sind:
- 4 blaue Lösungsseiten in KE Investitionstheorie II,
- 7,5 Seiten in KE UB1,
- 0,5 Seite in KE UB2.
Auch fängt die erste KE namens "Investitionstheorie II" mit Kap. 4 an, die Kapitel sind Teil der KE "Investitionstheorie I" vom Bachelormodul des Lehrstuhls "31581 Unternehmensgründung und Unternehmensnachfolge", oder eben in seiner Doktorarbeit zu finden, Details unten bei Büchern.
Inhalt des Skripts:
KE Investitionstheorie II (118 Seiten)
4. Investitionstheorie auf einem unvollkommene Kapitalmarkt unter Sicherheit: endogene Grenzzinsfüße, approximative Dekomposition
5. Investitionstheorie unter Unsicherheit: Zustandspreismodell, CAPM, Portefeuilleauswahl (das ist das Markowitz-Modell bei Bitz, damals aus dem Pflichtfach im Bachelor), Sensitivitätsanalyse 1. und 2. Art, Risikoanalyse, heuristische Investitionsrechnung
KE Unternehmensbewertung 1 (114 Seiten)
1. Einführung
2. Grundlagen
3. Verfahren: Kauf, Verkauf, Fusion, Kapitalerhöhung
KE Unternehmensbewertung 2 (91 Seiten)
3. Verfahren: Irrelevanzthese von Miller-Modigliani, Bewertung von Option, DCF, APV, WACC, Equity, ZGPM - allgemeines Zustands-Grenzpreismodell
Aber es werden Formeln aus diesen nicht enthaltenen Kapiteln in der Klausur abgefragt.
Teilweise werden Sachen verlangt, die nicht im Skript enthalten sind (und zwar nicht Basisformeln, sondern Sachen wie die Newton'sche Rekursionsformel), ich wüßte nämlich nicht wie ich ohne sie eine Gleichung 5. Grades lösen soll (siehe
Musterlösung März 2010, Aufgabe 3.h).
Die KEs lesen sich wie eine Journal-Publikation: die Theorie wird als bekannt vorausgesetzt (die Skripte dienen eben nicht dazu, sie zu vermitteln) und das einzige was hier sehr ausführlich ist, ist nur die Kritik an etablierten Praxis-Modellen wie CAPM - Kritik die unverständlich ist ohne die notwendige Basis.
Überhaupt scheint Prof. Hering eine große Abneigung gegen alles Amerikanische zu haben: nur von Deutschen publizierte Investitionstheorie sei gut, alle geläufigen Modelle aus der anglo-amerikanischen Welt wie APV, WACC und FCF seien dagegen "überflüssig", "schweben im theorielosen Raum", "Tautologien", "unbegründet", "willkürlich", "logisch fragwürdig", und "widersprüchlich" (und das ist alleine seine Kritik auf einer Seite, KE Untenehmensbewertung 2, S. 51).
Man wird müde das Skript zu lesen, es mag sein, daß für einen anderen Professor auf dem Gebiet seine Schlußfolgerungen und all die Kritik nachvollziehbar sind, aber ohne die notwendigen Beweise für seine wilden Äußerungen bleibe ich skeptisch.
Ich mußte mir das Wissen teilweise aus dem Bitz-Modul "Finanz- und bankwirtschaftliche Modelle" aneignen.
Bei Prof. Bitz (KEs mit diesem Stoff):
- KE1: 36,5 blaue Lösungsseiten,
- KE3: 41 Seiten Lösungen.
Der Lehrstuhl Hering gibt zu den Klausuren keine Musterlösungen heraus. Erst durch das mühsame Zusammensuchen des Stoffes aus Fremdliteratur konnte ich die Altklausuren bearbeiten, und erst dann habe ich Teile des Stoffes verstanden.
Meine Musterlösungen gibt es
hier.
Prof. Hering verlagert die Akquisition des Stoffes in die Klausuren: dann ist es zu spät!
Da er wenigstens den Anstand hatte, seinen Lebenslauf hinten in die KE zu drucken hatte ich wenigstens Anhaltspunkte um sein Umfeld zu recherchieren und Bücher zu finden, die zu seiner eindeutig NICHT Mainstream-Interpretation der Unternehmensbewertung passen.
- Wie ist das Moodle Angebot?
Es gibt überhaupt kein Moodle für dieses Fach.
- Empfehlenswerte mentorielle Veranstaltungen?
Nicht, daß ich wüßte.
- Gibt es hilfreiche Bücher oder Fremdskripte?
Da das Skript so nichtssagend war, mußte ich mir den Stoff von woanders aneignen.
Fündig wurde ich in seiner als Buch "Investitionstheorie" veröffentlichten Doktorarbeit, die ich mir damals für sein Bachelor-Pflichtfach "Investition & Finanzierung" gekauft hatte (inzwischen ist das Buch aber vergriffen, vielleicht einfach die Unibibliotheken abklappern):
Das ist wichtig für den
Investitionstheorie-Teil des Faches:
und im Buch von Prof. Matschke und Prof. Brösel "Unternehmensbewertung". Ich mußte seinen Lebenslauf analysieren um Hinweise zu bekommen, am Matschke-Lehrstuhl in Greifswald war er 5 Jahre lang, Prof. Brösel hat dort promoviert.
Es reicht da vollkommen, die 3. Auflage (von 2007) gebraucht zu kaufen, die 4. Auflage (von 2012) ist noch zu teuer, auch gebraucht.
Das ist wichtig für den
Unternehmensbewertung-Teil des Faches:
Relevant sind hier die
Zahlenbeispiele:
1. Einkommensmaximierung: fest vorgegebener Entnahmestrom, z.B. EN in jeder Periode. Spezialfall: nur Entnahme in letzter Periode = Endwertmaximierung, das entspricht der Berechnung des langfristigen Unternehmenswerts
a) Totalmodell, d.h. ZGPM = ZustandsGrenzPreisModell, d.h. exakte Lösung des Gleichungssystems
S. 209 aus Sicht des Käufers
S. 219 aus Sicht des Verkäufers
S. 227 bei Unsicherheit, d.h. Sensitivitätsanalyse
b) Partialmodell: Zukunftserfolgswertverfahren, d.h. hier muß man die endogenen Grenzzinsfüße schon wissen um die Kapitalwerte berechnen zu können, d.h. man hat hier das Dilemma der Lenkpreistheorie: wenn man die endogenen Grenzzinsfüße hat man das Problem schon gelöst und braucht die Grenzzinsfüße eigentlich gar nicht mehr.
S. 255 Maximaler Grenzpreis aus Sicht des Käufers, berechnet mit komplexer Berechnungsformel
S. 257 Minimaler Grenzpreis aus Sicht des Verkäufers, berechnet mit komplexer Berechnungsformel
S. 259 bei Unsicherheit: Risikoanalyse, zu kompliziert für die Klausur
c) heuristisches Modell: approximative Dekomposition, kein Zahlenbeispiel
2. Vermögensmaximierung: fest vorgegebene Nutzenfunktion, wieviel einem eine Entnahme in jeder Periode "wert" ist, daraus folgt dann die Struktur des Entnahmestroms.
a) Totalmodell, d.h. ZGPM = ZustandsGrenzPreisModell, d.h. exakte Lösung des Gleichungssystems
S. 336 aus Sicht des Käufers
S. 340 aus Sicht des Verkäufers
3. Änderungen im Entscheidungsfeld
Aus Käufersicht:
S. 345 Abwandlung A: Sollzins steigt
S. 347 Abwandlung B: Sollzins sinkt
S. 349 Abwandlung C: Kreditrationierung
S. 350 Abwandlung D: Gewinne des zu kaufenden Unternehmen ändern sich
S. 351 Abwandlung E: Gewinne des schon im Besitz befindlichen Unternehmen ändern sich
S. 353 Abwandlung F: Gewinne des zu kaufenden Unternehmen und des schon im Besitz befindlichen Unternehmen ändern sich
S. 355 Zusammenfassende Tabelle für Abwandlungen A bis F
Aus Verkäufersicht:
S. 356 Abwandlung A: Sollzins steigt
S. 358 Abwandlung B: Sollzins sinkt
S. 360 Abwandlung C: Kreditrationierung
S. 362 Abwandlung D: Gewinne des zu verkaufenden Unternehmen ändern sich
S. 364 Abwandlung E: Gewinne des im Besitz verbleibenden Unternehmen ändern sich
S. 366 Abwandlung F: Gewinne des zu verkaufenden Unternehmen und des im Besitz verbleibenden Unternehmen ändern sich
S. 369 Zusammenfassende Tabelle für Abwandlungen A bis F
4. Konfliktsituationen
S. 386 Fusion (Basisprogram = vor Fusion. Bewertungsprogramm = nach Fusuo
S. 416 Spaltung
S. 431 Kauf und Kauf (jungierte Konfliktsituation)
S. 440 Verkauf und Verkauf (jungierte Konfliktsituation)
S. 450 Kauf und Verkauf (jungierte Konfliktsituation)
Zwei andere Bücher hatte ich noch zu Hause vom Bachelor-Pflichtfach, das (vergriffene) "Wichtelbuch" Betriebliche Finanzwirtschaft von Burchert/Gering:
und ein Klausurenbuch Investition und Finanzierung von Burchert/Vorfeld/Schneider:
Die beiden letzteren waren nicht so wichtig, die beiden ersten (seine Doktorarbeit und das Matschke/Brösel-Buch) waren jedoch absolut notwendig, denn wie gesagt bringt er Stoff aus den Bachelormodulen dran, und der ist nur im Buch enthalten (oder in den Skripten des Bachelormoduls, aber wer belegt schon extra ein altes Modul nur um an den Stoff zu kommen?)
- Was würdest Du im Nachhinein anders machen?
Ich würde früher mit den Klausuren anfangen, ich mußte mir die Musterlösungen zu 13 Klausuren zusammensuchen, das geht schon arg ins Zeitpensum. Aber Ihr könnt jetzt davon profitieren,
hier gibt es meine Musterlösungen
Vor allem bekommt man mit dem Rechnen der alten Klausuren erst ein Gefühl dafür, was er eigentlich will.
- Sonstige Hilfen und Tipps?
Vielleicht noch mal gut in sich gehen und sich fragen, ob es nicht irgendein anderes Modul gibt, daß man belegen könnte.
Auf dem Papier klingt das Fach ja gut und interessant, das Problem ist der Professor.
Prof. Hering ist bekannt für seine Willkür und seine unberechenbaren Klausuren. Wer das Fach belegt sollte sich im Klaren darüber sein, daß man es auf eigene Gefahr macht: gewarnt wurdet Ihr hiermit.
Es kann gut gehen oder auch nicht, dieses Fach ist nichts für risikoscheue Menschen.
Die Bitz-Module "
Finanz- und bankwirtschaftliche Modelle" sowie teilweise "
Banken und Börsen" behandeln Teile des Stoffs.
Auf jeden Fall parallel das Bitz-Modul "
Finanz- und bankwirtschaftliche Modelle" belegen (siehe meinen
Erfahrungsbericht), und die KE1 und KE3 daraus gut lernen.
Dann erst die jeweiligen Kapitel bei Hering lesen.
Nützlich war auch, daß ich parallel "
Optimierungsmethoden des Operations Research" belegt hatte (siehe meinen
Erfahrungsbericht), da lernt man die Bedeutung von primal/dual und anderen Begriffen die der werte Hr. Prof. Hering einfach so mal im Skript hinwirft, ohne jede Erläuterung.
Ich empfehle auf jeden Fall Optimierungsmethoden des Operations Research zu belegen, unabhängig von der Synergie mit diesem Fach, denn da schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe:
- man erfüllt die Pflicht, mindestens ein "volkswirtschaftliches oder quantitatives" Modul zu belegen
- man kommt relativ leicht an eine sehr gute Note, siehe meinen Erfahrungsbericht zu Operations Research.
Dann mit der Bearbeitung der Klausuren anfangen, mit Hilfe
meiner Musterlösungen könnt ihr euch so auf das Fach einschießen.
Immer, wenn Ihr etwas nicht versteht, entweder im Bitz-Skript, der Hering-Doktorarbeit oder dem Matschke-Buch nachschauen.
Langsam aber sicher werdet Ihr Euch so den Stoff aneignen.
Wer unbedingt noch Lust hat, kann dann noch die offiziellen Skripte dieses Fachs lesen.
Keine schöne Beschäftigung.
Auf jeden Fall die Lösungen zu den wenigen Übungsaufgaben im Skript gut können, davon kommt immer etwas dran.
Bei uns war es die Herleitung des Rentenbarwertfaktors RBF.
Und das für 3 lausige Punkte (also 3 veranschlagte Minuten). Wenn man sich da nicht zufälligerweise an den Gauß-Trick erinnert (KE UB1, S. 107) bedeutet das eine Herleitung über die endliche geometrische Reihe (mit einer Substitution mittendrin), also eine Herleitung von über einer Seite. Setzt natürlich voraus, daß man die Formel für die endliche geometrische Reihe aus dem Stehgreif weiß. Und das für die paar Punkte.
Glücklicherweise erinnerte ich mich an den Gaußschen Trick
Auch sollte man alle allgemeinen Formeln für die verschiedenen Fälle wie Kauf, Verkauf, Fusion, Spaltung usw. auswendig können, das gibt immerhin ein paar Punkte.
Das traurige ist, daß die Klausur im Semester davor im März 2014 ganz schlecht ausgefallen war (es gab nur 2 Aufgaben), und daß ich förmlich Prof. Hering vor mir sehe, wie er die Welt nicht verstand, warum.
Und daß er sich jetzt extra hingesetzt hat, um eine "leichte" Klausur im September 2014 zu stellen: es gab mehrere Aufgaben, mit vielen Teilaufgaben, also waren die Punkte nicht gehäufelt, er fragte (seiner Meinung nach

) vollkommenes Basiswissen ab, daß doch jeder einfach so aus dem Ärmel schütteln müßte, nicht wahr?
Nur, daß nicht alles was er als absolutes Basiswissen ansieht auch durch Studenten so eingeschätzt wird...
Zusammenfassung:
Sein Bestes tun in der Vorbereitung, und dann nicht zu überrascht sein wenn in der Klausur ganz was anderes abgefragt wird.
So ist Hering eben.