Infos und Tipps II. Wie bestehe ich die mündliche Steuerberaterprüfung? | 3. Prüfungssimulation

Münchner Kindl

Tutorin und Forenadmin
Ort
München
Studiengang
M.Sc. Wirtschaftswissenschaft
ECTS Credit Points
120 von 120
3. Prüfung üben: Endriss Prüfungssimulation (11. - 14. Januar 2019)

In der Endriss Prüfungssimulation wurden non-stop Fragerunden gemacht.
Vorne waren zwei sich gegenüberliegende Tischreihen aufgebaut, an denen sich die "Prüfer" (die Dozenten) und die Prüflinge gegenübersaßen.
Jeder Teilnehmer bekam ein bedrucktes Namensschild, damit die Prüfer einen mit Namen ansprechen konnten, genauso wie in der echten Prüfung.

Es wurden nochmal die gleichen Skripte wie im Endriss Präsenzkurs für die mündliche Prüfung ausgeteilt (wohl für die Leute, die den Kurs nicht belegt hatten), plus ein extra Skript mit aktuellen Entwicklungen zu KSt, ESt, UmwSt und GewSt von Herrn Breier.

Im Kurs ware ca. 40 Teilnehmer.
In jeder Fragerunde wurden 5 Kursteilnehmern befragt, zu allen Bereichen in der mündlichen Prüfung, jede Fragerunde war ca. 50 Minuten lang.

Jeder Teilnehmer war an jedem der 3 Tage in einer Fragerunde, jeder hat also am Ende des Kurses 3 Fragerunden absolviert.
Insgesamt wurde jeder Teilnehmer also in der Summe 30 Minuten befragt (= 3 Runden * 50 Min./5 Teilnehmer).

Als Vergleich: in der echten mündlichen Prüfung sind es 6 Fragerunden à 25 Minuten, mit 4 Teilnehmern, also sind das insgesamt um die 37,5 Minuten Fragezeit pro Teilnehmer.

Manche Teilnehmer wollten aber partout nicht nach vorne um befragt zu werden, das kann ich nicht verstehen, wenn man schon die Kursgebühr zahlt, dann soll man alles was der Kurs bietet auch nutzen.
Es ist eine Sache, den Runden nur zuzuschauen, etwas ganz anderes, da vorne auf dem heißen Stuhl zu sitzen und vor versammelter Mannschaft gegrillt zu werden, das muß jeder vor der echten Prüfung mal erlebt haben, damit man den Schock nicht erst in der echten Prüfung hat!

Von der Schwere der Fragen haben die Dozenten das Niveau der echten Prüfung gut getroffen.
Der Prüfungsstil war an Tag 1 und 2, an denen die Dozenten aus dem Rheinland kamen, nett und freundlich, man wurde auch gelobt von den Dozenten und ging mit einem guten Gefühl nachhause.
An Tag 3 wendete sich das Blatt.

Für den 3. Tag hatte Endriss einen echten ehemaligen Prüfer aus München engagiert, Christian Bähr, der übrigens in 2019 der AO-Dozent des Endriss Tageskurses in München sein wird, und sonst auch noch Dozent bei Dr. Bannas ist.
Da wurden Fragen aus allen Bereichen gestellt (nicht nur die angekündigten Bereiche AO, USt und ErbStG), und die Fragerunden wurden wirklich hart - aber gut.
Am 3. Tag habe ich 15 Seiten mit typischen Fragen für München mitgeschrieben.

Jeder wurde ordentlich gegrillt, das Tempo der Fragen wurde angezogen, teilweise kamen die Fragen im Stakkato. Wenn einer nicht antworten konnte, ging die Frage sofort weiter an die anderen.
Insgesamt sehr anspruchsvoll, nach seiner ersten Fragerunde waren alle ein bißchen verschreckt, aber im Laufe des Tages gewöhnten wir uns an den Stil, und die Runden wurden besser.
Aber ein Kulturschock im Vergleich der netten rheinischen Art der Tage 1 und 2 war es schon.
Er meinte aber, das müssen wir aushalten, denn einige Prüfer in München hätten genau so einen Prüfungsstil.
Meine Prüfer in der echten Prüfung waren aber viel netter, da habe ich wohl Glück gehabt :-)

Die Fragen wurden auch anspruchsvoller, er gab Fälle vor, die die Prüflinge vorne lösen mußten und die er dann weiterentwickelte - so war es dann auch in der echten Prüfung.

Er gab uns auch spezifische Informationen über den Ablauf der Prüfung in München, die uns sonst keiner der anderen Dozenten hatte geben können, da sie nicht aus München waren, damit wir uns darauf einstellen konnten.
Und alles war in der echten Prüfung so, wie er es beschrieben hatte, z.B. daß es einen Spind gibt, in den man seine Sachen einschließen kann (wobei man sich unter "Spind" etwas aus Metall vorstellt, in Realität war es ein Holzschrank mit 9 abschließbaren Türchen mit so altmodischen Hotelschlüsselanhängern, jedes Fach war so um die 35cm breit, 35cm und ca. 70cm tief).

In München:
  • ist immer ein AO-Thema bei den 3 Kurzvortragsthemen dabei.
  • es gibt DIN A5 Papier im Vorbereitungsraum, das solle man hernehmen für die Gliederung des Kurzvortrags, nicht die großen DIN A4 Blätter. Die Blätter durchnumerieren.
  • im Prüfungsraum steht ein Pult mit einer großen Bahnhofsuhr gegenüber des Pults. Man solle den Vortrag stehend am Pult halten (man dürfte auch sitzend, macht aber keiner)
  • es ist nur vormittags Prüfung, und es sind immer 2 Prüfungskommissionen mit je 4 Prüflingen.
  • von den 6 Prüfern sitzen:
    3. Platz von links: der Prüfungsvorsitzende (Vorsteher eines Finanzamts, oder Leiter der Betriebsprüfung, oder jemand aus dem Finanzminsterium oder ähnlich hohes Tier)
    1. Platz von links sitzt ein Vertreter der Wirtschaft, oft Rechtsanwalt.
    2. Platz und 4. Platz von links jemand aus der Finanzverwaltung.
    5. und 6. Platz von links ein Steuerberater
  • alle Prüfer haben Namensschilder vor sich auf dem Tisch (vor der Tür des Prüfungsraumes ist auch nochmal eine Liste angeschlagen mit allen Namen der Prüfer)
  • die Prüfer haben zwar alle Klausuren der Prüflinge aus der schriftlichen Prüfung in einer großen roten Kartonmappe vor sich auf dem Tisch, aber keiner schaut da je rein
  • kein Prüfer schaut sich den Lebenslauf, den wir einreichen mußten, an
  • Prüfer wissen aber schon, der wievielte Versuch des Prüflings das ist, und natürlich wissen sie auch die schriftliche Vornote
  • BWL/VWL kommt in München kaum vor
  • Europarecht: es kommen nur die 7 Organe der EU dran, und die Rechtsquellen
Wenn man die alten Protokolle aus dem Vorjahr liest, fällt einem auf, daß die Prüflinge immer so kombiniert werden, daß ein sehr guter dabei ist (Note 3,x oder 2,x), dann einer oder zwei aus dem Bereich 4,0/4,16, und einer oder zwei aus dem Bereich 4,33/4,5.
Herr Bähr sagte uns, daß das Absicht ist, die Prüflinge werden in verschiedene Notentöpfe gesteckt um eine gute Mischung an Vornoten an jedem Prüfungstermin zu haben. Nur gegen Ende der Prüfungsperiode würde es mit der Mischung schwer werden, da dann manche Töpfe einfach leer sind.

Laut §27 (3) DVStB ist für die mündliche Prüfung eine Gesamtnote zu bilden, was auch notwendig ist, damit man den Durchschnitt aus schriftlicher Note und mündlicher Note bilden kann, der ja höchstens 4,15 sein darf damit man noch besteht gem. §28 (1) DVStB.

Tja, er sagte uns, daß die Prüfer gar keine Noten für die 7 Teile der mündlichen Prüfung geben, sondern daß sie nur auf einem DIN-A4-Blatt im Querformat 4 Spalten zeichnen, für jeden Prüfling eine, und dann entweder +, - oder ~ zu jeder Antwort des Prüflings aufschreiben.
Dieses Blatt wird immer an den Prüfer weitergereicht, der gerade befragt, und am Ende der Prüfung schauen sie sich dieses eine Blatt Papier an, und kombiniert mit der schriftlichen Vornote des Prüflings, entscheiden sie einfach, ob es gereicht hat oder nicht.
Und ja, so war es tatsächlich, das angekündigte DIN-A4-Blatt im Querformat mit den 4 Spalten wanderte von Prüfer zu Prüfer, und die +, - und ~ sammelten sich darauf.

Auch hat er uns sehr Interessantes über die Statistik gesagt.
In München wäre in der schriftlichen Prüfung in 2018 nicht so besonders gut ausgefallen wie oft behauptet würde, es wurde damit nur wieder die "normale" Durchfallquote der schriftlichen Prüfung erreicht, wie sie schon in den Jahren vor 2015 war.

In München wäre die Durchfallquote in der mündlichen Prüfung 18%, aber wegen der Miteinbeziehung der schriftlichen Vornote ist das "Risiko" durchzufallen je nach Vornote unterschiedlich:
  • 4,5: 50% Durchfallrisiko
  • 4,33: 30% Durchfallrisiko
  • 4,16: 15% Durchfallrisiko
  • 4,0: fast 0% Durchfallrisiko
  • < 4,0: 0% Durchfallrisiko
Der einzige Fall, den er kenne, wo jemand mit einer 3,x durchgefallen wäre, wäre jemand gewesen, der schwerkrank zur Prüfung erschienen war, und der selbst nach mehrfachem Nachfragen des Vorsitzenden, ob er nicht zu krank wäre für die Prüfung, darauf bestand, die Prüfung abzulegen.

Sein Fazit war:
Besser zu 100 Themen nur Wikipedia-Wissen haben, statt zu 5 Themen stark vertieftes Wissen.
Wichtig sei, daß man, egal welche Frage kommt, etwas dazu sagen kann, der Prüfer führe das Gespräch dann schon in die richtige Richtung.
Aber falls man nicht mal den Einstieg weiß, ist die Frage für einen sicher verloren.




Meine Bewertung der Endriss Prüfungsimulation:

Ausgezeichnet, vor allem, da sie den ehemaligen echten Prüfer aus München gebracht haben.
Die Simulation hätte nicht besser sein können, sie verdient die Note 1+.

Würde ich jedem empfehlen zu machen, mit den 40 Teilnehmer waren nicht so viele Teilnehmer dabei und jeder, der sich nicht abolut sträubte, wurde vorne in verschiedenen Fragerunden befragt.

Noten für die Dozenten:
  • Markus Schmidt, Bilanz: Note 1
  • Gerhard Brück, BWL/VWL: Note 1
  • Henriette Breier, Recht: Note 1+
  • Ulrich Breier, Ertragssteuern: Note 1+
  • Christian Bähr, querbeet: Note 1+



Es geht hier weiter mit dem Erfahrungsbericht:
II. Wie bestehe ich die mündliche Steuerberaterprüfung? | 4. nicht empfohlen
 
Zurück
Oben