Ich würde schon sagen, daß alles was wir hier in OOP lernen, einem draußen im Beruf begegnen kann. Wie oft das jetzt für OOP der Fall ist, hängt immer von dem eigenen Job und dessen Tätigkeitsprofil ab.
Und die Einstellung ich bin zahlender Kunde, ich will meinen Abschluss (etwas überzogen: egal wie faul oder dumm ich bin) ist glaube ich keine erstrebenswerte Sichtweise, die ja auch faktisch nicht stimmt! Wir sind keine "Kunden" sondern Studierende, nur weil wir etwas Geld bezahlen, für Materialien und Verwaltungs- sowie Versandgebühren, heißt ja noch lange nicht, daß wir Anspruch auf einen Bachelor kaufen! So sehe ich das zumindest und ich will auch nicht, daß jeder der etwas Geld zahlt, garantiert auch den Abschluss macht. Dazu gehört sicher noch ein gewisser Qualitätsstandard, so wie er an jeder Präsenzuni auch gilt und nicht weniger! Denn sonst wäre der erreichte Abschluss hier gar nichts Wert! Das ist dann so wie ein gekaufter Doktortitel oder dergleichen!
Das sind vor allem gerade mal Basics. An vielen anderen Universitäten wird diesbezüglich wesentlich mehr gelehrt, wenn es um Programmierung in einem Semester geht.
Da ist es aber auch nicht getan mit "ich mache ein mal alle 2 Wochen eine optionale Übung" sondern stattdessen jede Woche Übungen, Kurse, dazu noch zulassungsrelevant für die Klausur und die Durchfallquote alleine bei den Übungen liegt bereits bei über 50%. Das heißt, diejenigen, die überhaupt zu den Klausuren kommen, müssen bereits zumindest so viel getan haben, um die Übungen zu bestehen. Auch das ist hier eine Sache, die ich so als problematisch ansehe bei der FU Hagen. Die Durchfallquote in Programmieren wäre sicherlich wesentlich geringer wenn die Leute nicht meinen würden "ach ja, ist ja nur Fernuni" und dann mit vllt 3 Tagen ernsthafter Vorbereitung in die Klausur gehen und die Hälfte der Aufgaben gerade mal irgendwie gemacht haben. Das ist eine Grundlagenklausur der ersten Semester. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Eigentlich liegt die Durchfallquote solcher Klausuren eigentlich immer jenseits der 60-70%.
Klar ist das Betreuungsangebot anders an einer Präsenzuni, nichtsdestotrotz sagt dir trotzdem niemand, wie du nun welche Übungen zu machen hast sondern du musst da selbst drüber nachdenken.
Wer als angehender Wirtschaftsinformatiker keine zwei Schleifen hinbekommt und nicht den Unterschied zwischen Feldern und z.B. Listen kennt sollte entweder mehr üben oder das Studium sein lassen. Soweit ich die Klausur gesehen habe (ohne jetzt die detaillierte Bewertung zu kennen) war, bis auf ein paar Probleme bzgl. Aufgabenstellung, keine böse Überraschung dabei sondern vieles eigentlich relativ leicht gehalten, bis auf ein paar Teilaufgaben, die aber in der Summe niemals den Unterschied zwischen Bestehen und nicht Bestehen ausmachen. Wer hingegen sonst irgendwie schmalspurig lernt, hat natürlich ein Problem, wenn man plötzlich überall unterhalb der Hälfte rumkraxelt. Programmieren ist kein Kinderspiel und wer keine Vorerfahrung hat, muss sich halt auf den Hosenboden setzen. Eine nicht bestandene Klausur ist auch keine Schande in dem Fach, jedoch bedeutet das nun mal ungleich mehr Aufwand. Daran sollte man aber auch gewöhnt sein wenn man so ein Fach studiert. Für mich war Buchhaltung die Hölle, für andere ist es nun mal OOP.
Da ich selbst beruflich Software entwickle bzw. im letzten Ausbildungsjahr bin (ERP-Software) , vielleicht noch ein paar Dinge dazu:
Das ist spätestens im Berufsleben dann völlig anders, weil da ganz andere Faktoren dazu kommen. Der Code wird zugegebenermaßen selten so extrem mathematisch,
jedoch kommen plötzlich so Dinge wie Business Logic, Interdependenzen, Nutzerverhalten, Datenbanken bzw. Datenbankstrukturen, Hardwareanbindungen, Schnittstellen nach außen (EDIFACT etc) dazu, die so ziemlich jenseits von gut und böse sind. Und da ist ein Konstruktor, eine Schleife, oder was auch immer wirklich nur so grundlegend, das man darüber gar nicht redet. Da ist das auch kein Problem im luftleeren Raum mit vielleicht 100-200 Zeilen sondern eher 10k - 20k.
Was soll ich dann eigentlich als Personaler davon halten, wenn so jemand mit Abschluss von der FU Hagen kommt und meint, ein Gehalt jenseits der 65k zu verlangen obwohl er nicht mal basics kann, die selbst ein Fachinformatiker spätestens am Ende des ersten Ausbildungsjahres beherrscht?