Vorbemerkung: Da ich bereits über mehrere berufliche Abschlüsse verfüge, war mir die Examensnote egal. Ich wollte nur bestehen. Für einen Präsenzstudenten, dessen berufliche Zukunft maßgeblich von der Examensnote beeinflusst wird, halte ich meinen Weg nicht unbedingt für geeignet.
Ich habe meine letzte Klausur (VM Strafrecht II) im September 2019 an der FernUni geschrieben. Hierfür hatte ich den Prüfungsstoff im Bereich Strafrecht schon soweit vorbereitet, wie ich ihn auch für die Examensvorbereitung verwendet habe.
Zur Vorbereitung habe ich nur Jura Online und die EVM der FernUni verwendet. Ein PräsenzRep kam für mich nicht in Frage. Zum einen wollte ich mir die Fahrerei sparen und zum anderen hatte ich keine Lust auf die Prüfungsnervosität der im Schnitt 15 Jahre jüngeren Präsenzstudenten. Für Jura Online habe ich mich entschieden, weil sie sich auf das Wesentliche beschränken. Jura Academy und Lecturio habe ich mir auch angesehen. Jura Academy war mir aber viel zu ausführlich und Lecturio bestand aus abgefilmten PräsenzReps, in denen sich die Dozenten an ihrem eigenen Vortragstalent ergötzen. Beides kam daher für mich nicht in Frage. In Kombination mit den Unterlagen der FernUni ist man in meinen Augen gut gerüstet.
Im Oktober und November habe ich dann noch ZR und ÖR aufgearbeitet und ab Dezember begann die eigentliche Examensvorbereitung. Da es im Bereich des JPA Köln keinen Märztermin 2020 gab, habe ich mir den April 2020 als Ziel gesetzt, so dass ich unter Berücksichtigung eines Urlaubs etwas mehr als vier Monate Vorbereitungszeit hatte. Dank Corona wurde der Apriltermin dann abgesagt und ich durfte erst im Mai die Klausurenschreiben. Insgesamt habe ich mich somit 5 Monate intensiv auf die Klausuren vorbereitet.
Gelernt habe ich von montags bis samstags, der Sonntag blieb anfangs frei. Gegen Ende habe ich auch am Sonntag Klausuren nachbearbeitet, aber nur gedanklich.
Nach meinen Überlegungen muss ich ein Thema etwa fünfmal wiederholen, bis ich es auf Examens(bestehens)niveau gebracht habe. Also habe ich mir Anfang Dezember erstmal einen Zeitplan gemacht und dabei musste ich feststellen, dass ich es zeitlich gar nicht schaffen werde jedes Thema fünfmal zu wiederholen. Also musste ich zusammenstreichen. Zunächst habe ich die Tage halbiert, d.h. vormittags Thema A und nachmittags Thema B. Für die meisten Themen reichte ein halber Tag auch aus. Lediglich umfangreiche Themen wie Staatsorganisation oder Grundrechte kamen zu kurz. Aber die Zeit reichte immer noch nicht. Also habe ich als nächstes die Themen gewichtet. Unwichtige Themen habe ich nur dreimal wiederholt, während ich die wichtigen Themen bei fünf Wiederholungen belassen habe. Die Gewichtung habe ich anhand der Examensauswertungen der Uni Köln vorgenommen (Großer Examens- und Klausurenkurs: Auswertung der Examensklausuren). Und siehe da, der Zeitplan passte exakt mit einer Pufferwoche vor dem Examen.
Ich habe für die fünf Wiederholungen exponentiell wachsende Zeitabstände genutzt, d.h. ich habe ein Thema am Tag 1, am Tag 2, am Tag 4, am Tag 16 und am Tag 32 bearbeitet. Diese Art und Weise war effektiver als ein lineares Wiederholen mit gleichen Zeitabständen. Außerdem bietet es Erfolgserlebnisse, da man mit jedem Wiederholen merkt, dass man weniger Lücken hat. Gelernt habe ich mit Karteikarten und Fallsammlungen von „die Fälle“ und Schwabe.
Den Klausurenkurs an der RuhrUni Bochum habe ich immer erst genutzt, wenn ich das jeweilige Thema vollständig aufgearbeitet hatte. D.h. Strafrecht habe ich seit Ende Oktober, ÖR ab November und Zivilrecht ab Dezember geschrieben. Somit habe ich alle 8 Klausuren im Strafrecht, 8 der 14 angebotenen Klausuren im Zivilrecht und 7 der 10 angebotenen Klausuren im öffentlichen Recht. Insgesamt somit 23 Klausuren.
Die Empfehlungen man solle min. 50 Übungsklausuren geschrieben haben und sich 12 – 18 Monate auf das Examen vorzubereiten halte ich für maßlos übertrieben. Wie eingangs gesagt ist meine Crash-Vorbereitung sicher nicht die beste Variante, aber wenn man es auf die Spitze treiben will, dann hätten vielleicht sogar 3 Monate Vorbereitung ausgereicht um zu bestehen.
Ich war hin und wieder in der FachBib des Rechtswissenschaftlichen Seminars der UniKöln. Allerdings nicht um dort zu lernen, sondern um mir Fallbücher zu kopieren. Am Anfang war ich schockiert, dass die Leute dort teilweise abends nach 20 Uhr noch in der Uni hocken und lernen. Aber nach und nach ist mir aufgefallen, wie undiszipliniert dort gearbeitet wird. Die Hälfte der Arbeitsplätze war zwar mit Material bedeckt, ein Bearbeiter war jedoch nicht anzutreffen. Dafür wurden auf den Gängen reichlich Schwätzchen gehalten. Zudem war um 9 Uhr morgens kaum jemand anwesend. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Vorbereitung 12 Monate und mehr dauert.
Ich selber habe jeden Tag konsequent von 9 Uhr – 12 Uhr und von 14 Uhr bis 17 Uhr gearbeitet. Dafür dann aber ohne größere Pausen und Ablenkungen. Das große Problem bei so langen Lerneinheiten ist die Länge der Konzentrationsphase. Es hat schon seinen Grund warum Schulstunden nur 45 min. lang sind. Um diesem Problem zu begegnen, habe ich regelmäßig Sport getrieben, meditiert und Brahmi konsumiert.
Insbesondere die letzten beiden Punkte möchte ich empfehlen, da sie wohl eher ungewöhnlich sind. Ich habe vorher noch nie meditiert und komme auch nicht aus der esoterischen Ecke, aber irgendwo hatte ich gelesen, dass man durch Mediation seine Aufmerksamkeitsspanne erhöhen kann. Das habe ich dann mal ausprobierte und es funktioniert tatsächlich. Ich habe mit der App Headspace täglich 10 min. meditiert, die sogar spezielle Programme für den Umgang mit Ablenkungen und zur Aufmerksamkeitssteigerung beinhaltet. Brahmi ist ein frei verkäufliches Nootropikum ohne Nebenwirkungen, welches wissenschaftlich mehrfach erwiesen die kognitive Leistungsfähigkeit steigern kann. Es ist kein Wundermittel und man muss es langfristig konsumieren. Aber persönlich kann ich bestätigen, dass es dabei hilft, lange konzentriert zu arbeiten. Mehr Infos zu Brahmi z.B. hier: beginners - nootropics oder hier Brahmi: Welche Wirkung hat das Nootropikum? | BRAINEFFECT . Durch diese drei Maßnahmen konnte ich meine Aufmerksamkeitsspanne deutlich verlängern und war weniger leicht abzulenken.
Das Ergebnis: ich habe nur eine Klausur nicht bestanden. Wenn ich mich recht erinnere, war das Kommunalrecht, was ich nur in Ansätzen gelernt hatte. Die anderen Noten lagen im Bereich von 4 - 8 Punkten. Ich habe also keine Bäume ausgerissen, musste aber auch nicht das Durchfallen befürchten.
Was würde ich heute anders machen? Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich mir selber folgende zwei Tipps geben. Erstens: versuche in der Vorbereitung die dunklen Monate zu meiden. Die Vorbereitungszeit ist schon schlimm genug. Aber in der Zeit von November bis Januar ist es einfach nochmal eine ganze Ecke schlimmer. Wenn man morgens mit der Lernerei beginnt ist es noch dunkel und wenn man abends fertig ist, ist es wieder dunkel. Das drückt die angespannte Stimmung noch mehr in den Keller. Und zweitens: lass Strafrecht weg! Ja, das ist mein Ernst. Am besten hätte ich das Strafrecht komplett weggelassen und die Zeit sinnvoller in ÖR und Zivilrecht investiert. Warum ist das so? Einerseits steht der Aufwand für Strafrecht in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Strafrecht macht nur 1/6 der zu erreichenden Punkte aus, fordert aber fast genauso viel Vorbereitungsaufwand wie die anderen beiden Fächer. Ich habe einmal nachgezählt und komme auf 247 Karteikarten im Strafrecht, 224 Karteikarten im öffentlichen Recht und 324 Karteikarten im Zivilrecht. Man muss also sogar mehr lernen als im öffentlichen Recht. Andererseits sind die Examensklausuren im Strafrecht besonders schwer. Sie sind nicht mit den abgespeckten Klausuren im Studium vergleichbar. Im öffentlichen Recht und im Zivilrecht sind die Klausuren ähnlich wie im Studium, nur länger. Da wird in ÖR halt noch die Zulässigkeit geprüft und im Zivilrecht gibt es einen weiteren Aufgabenteil. Aber an sich ändert sich nur der Umfang. Im Strafrecht gilt das jedoch nicht. Das versteht man aber leider erst, wenn man Klausuren auf Examensniveau geschrieben hat. Hier gibt es zwei Hauptprobleme. Einerseits gibt es natürlich die ganzen Meinungsstreitigkeiten, die man kennen muss. Aber das ist noch machbar, sofern man das Problem erkennt. Andererseits übersieht man aber auch regelmäßig ganze Straftatbestände. Da man das gesamte StGB prüfen muss, kann ein kurzer Sachverhalt mal locker zu 10 unterschiedlichen Tatbeständen führen. Dann noch ein Paar Probleme in der Rechtswidrigkeit oder Schuld und ein zweiter oder dritter Beteiligter und fertig ist der Salat. Deshalb gibt es ja ganze Bücher darüber, wie man eine Strafrechtsklausur schreiben. Meine Ergebnisse im Klausurenkurs waren entsprechend schlecht. Selbst wenn ich ein gutes Gefühl hatte, waren nicht mehr als 6 Punkte drin. Teilweise waren die Klausuren auch unterm Strich. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich würde beim nächsten Mal komplett auf Strafrecht verzichten.
Ich habe meine letzte Klausur (VM Strafrecht II) im September 2019 an der FernUni geschrieben. Hierfür hatte ich den Prüfungsstoff im Bereich Strafrecht schon soweit vorbereitet, wie ich ihn auch für die Examensvorbereitung verwendet habe.
Zur Vorbereitung habe ich nur Jura Online und die EVM der FernUni verwendet. Ein PräsenzRep kam für mich nicht in Frage. Zum einen wollte ich mir die Fahrerei sparen und zum anderen hatte ich keine Lust auf die Prüfungsnervosität der im Schnitt 15 Jahre jüngeren Präsenzstudenten. Für Jura Online habe ich mich entschieden, weil sie sich auf das Wesentliche beschränken. Jura Academy und Lecturio habe ich mir auch angesehen. Jura Academy war mir aber viel zu ausführlich und Lecturio bestand aus abgefilmten PräsenzReps, in denen sich die Dozenten an ihrem eigenen Vortragstalent ergötzen. Beides kam daher für mich nicht in Frage. In Kombination mit den Unterlagen der FernUni ist man in meinen Augen gut gerüstet.
Im Oktober und November habe ich dann noch ZR und ÖR aufgearbeitet und ab Dezember begann die eigentliche Examensvorbereitung. Da es im Bereich des JPA Köln keinen Märztermin 2020 gab, habe ich mir den April 2020 als Ziel gesetzt, so dass ich unter Berücksichtigung eines Urlaubs etwas mehr als vier Monate Vorbereitungszeit hatte. Dank Corona wurde der Apriltermin dann abgesagt und ich durfte erst im Mai die Klausurenschreiben. Insgesamt habe ich mich somit 5 Monate intensiv auf die Klausuren vorbereitet.
Gelernt habe ich von montags bis samstags, der Sonntag blieb anfangs frei. Gegen Ende habe ich auch am Sonntag Klausuren nachbearbeitet, aber nur gedanklich.
Nach meinen Überlegungen muss ich ein Thema etwa fünfmal wiederholen, bis ich es auf Examens(bestehens)niveau gebracht habe. Also habe ich mir Anfang Dezember erstmal einen Zeitplan gemacht und dabei musste ich feststellen, dass ich es zeitlich gar nicht schaffen werde jedes Thema fünfmal zu wiederholen. Also musste ich zusammenstreichen. Zunächst habe ich die Tage halbiert, d.h. vormittags Thema A und nachmittags Thema B. Für die meisten Themen reichte ein halber Tag auch aus. Lediglich umfangreiche Themen wie Staatsorganisation oder Grundrechte kamen zu kurz. Aber die Zeit reichte immer noch nicht. Also habe ich als nächstes die Themen gewichtet. Unwichtige Themen habe ich nur dreimal wiederholt, während ich die wichtigen Themen bei fünf Wiederholungen belassen habe. Die Gewichtung habe ich anhand der Examensauswertungen der Uni Köln vorgenommen (Großer Examens- und Klausurenkurs: Auswertung der Examensklausuren). Und siehe da, der Zeitplan passte exakt mit einer Pufferwoche vor dem Examen.
Ich habe für die fünf Wiederholungen exponentiell wachsende Zeitabstände genutzt, d.h. ich habe ein Thema am Tag 1, am Tag 2, am Tag 4, am Tag 16 und am Tag 32 bearbeitet. Diese Art und Weise war effektiver als ein lineares Wiederholen mit gleichen Zeitabständen. Außerdem bietet es Erfolgserlebnisse, da man mit jedem Wiederholen merkt, dass man weniger Lücken hat. Gelernt habe ich mit Karteikarten und Fallsammlungen von „die Fälle“ und Schwabe.
Den Klausurenkurs an der RuhrUni Bochum habe ich immer erst genutzt, wenn ich das jeweilige Thema vollständig aufgearbeitet hatte. D.h. Strafrecht habe ich seit Ende Oktober, ÖR ab November und Zivilrecht ab Dezember geschrieben. Somit habe ich alle 8 Klausuren im Strafrecht, 8 der 14 angebotenen Klausuren im Zivilrecht und 7 der 10 angebotenen Klausuren im öffentlichen Recht. Insgesamt somit 23 Klausuren.
Die Empfehlungen man solle min. 50 Übungsklausuren geschrieben haben und sich 12 – 18 Monate auf das Examen vorzubereiten halte ich für maßlos übertrieben. Wie eingangs gesagt ist meine Crash-Vorbereitung sicher nicht die beste Variante, aber wenn man es auf die Spitze treiben will, dann hätten vielleicht sogar 3 Monate Vorbereitung ausgereicht um zu bestehen.
Ich war hin und wieder in der FachBib des Rechtswissenschaftlichen Seminars der UniKöln. Allerdings nicht um dort zu lernen, sondern um mir Fallbücher zu kopieren. Am Anfang war ich schockiert, dass die Leute dort teilweise abends nach 20 Uhr noch in der Uni hocken und lernen. Aber nach und nach ist mir aufgefallen, wie undiszipliniert dort gearbeitet wird. Die Hälfte der Arbeitsplätze war zwar mit Material bedeckt, ein Bearbeiter war jedoch nicht anzutreffen. Dafür wurden auf den Gängen reichlich Schwätzchen gehalten. Zudem war um 9 Uhr morgens kaum jemand anwesend. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Vorbereitung 12 Monate und mehr dauert.
Ich selber habe jeden Tag konsequent von 9 Uhr – 12 Uhr und von 14 Uhr bis 17 Uhr gearbeitet. Dafür dann aber ohne größere Pausen und Ablenkungen. Das große Problem bei so langen Lerneinheiten ist die Länge der Konzentrationsphase. Es hat schon seinen Grund warum Schulstunden nur 45 min. lang sind. Um diesem Problem zu begegnen, habe ich regelmäßig Sport getrieben, meditiert und Brahmi konsumiert.
Insbesondere die letzten beiden Punkte möchte ich empfehlen, da sie wohl eher ungewöhnlich sind. Ich habe vorher noch nie meditiert und komme auch nicht aus der esoterischen Ecke, aber irgendwo hatte ich gelesen, dass man durch Mediation seine Aufmerksamkeitsspanne erhöhen kann. Das habe ich dann mal ausprobierte und es funktioniert tatsächlich. Ich habe mit der App Headspace täglich 10 min. meditiert, die sogar spezielle Programme für den Umgang mit Ablenkungen und zur Aufmerksamkeitssteigerung beinhaltet. Brahmi ist ein frei verkäufliches Nootropikum ohne Nebenwirkungen, welches wissenschaftlich mehrfach erwiesen die kognitive Leistungsfähigkeit steigern kann. Es ist kein Wundermittel und man muss es langfristig konsumieren. Aber persönlich kann ich bestätigen, dass es dabei hilft, lange konzentriert zu arbeiten. Mehr Infos zu Brahmi z.B. hier: beginners - nootropics oder hier Brahmi: Welche Wirkung hat das Nootropikum? | BRAINEFFECT . Durch diese drei Maßnahmen konnte ich meine Aufmerksamkeitsspanne deutlich verlängern und war weniger leicht abzulenken.
Das Ergebnis: ich habe nur eine Klausur nicht bestanden. Wenn ich mich recht erinnere, war das Kommunalrecht, was ich nur in Ansätzen gelernt hatte. Die anderen Noten lagen im Bereich von 4 - 8 Punkten. Ich habe also keine Bäume ausgerissen, musste aber auch nicht das Durchfallen befürchten.
Was würde ich heute anders machen? Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich mir selber folgende zwei Tipps geben. Erstens: versuche in der Vorbereitung die dunklen Monate zu meiden. Die Vorbereitungszeit ist schon schlimm genug. Aber in der Zeit von November bis Januar ist es einfach nochmal eine ganze Ecke schlimmer. Wenn man morgens mit der Lernerei beginnt ist es noch dunkel und wenn man abends fertig ist, ist es wieder dunkel. Das drückt die angespannte Stimmung noch mehr in den Keller. Und zweitens: lass Strafrecht weg! Ja, das ist mein Ernst. Am besten hätte ich das Strafrecht komplett weggelassen und die Zeit sinnvoller in ÖR und Zivilrecht investiert. Warum ist das so? Einerseits steht der Aufwand für Strafrecht in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Strafrecht macht nur 1/6 der zu erreichenden Punkte aus, fordert aber fast genauso viel Vorbereitungsaufwand wie die anderen beiden Fächer. Ich habe einmal nachgezählt und komme auf 247 Karteikarten im Strafrecht, 224 Karteikarten im öffentlichen Recht und 324 Karteikarten im Zivilrecht. Man muss also sogar mehr lernen als im öffentlichen Recht. Andererseits sind die Examensklausuren im Strafrecht besonders schwer. Sie sind nicht mit den abgespeckten Klausuren im Studium vergleichbar. Im öffentlichen Recht und im Zivilrecht sind die Klausuren ähnlich wie im Studium, nur länger. Da wird in ÖR halt noch die Zulässigkeit geprüft und im Zivilrecht gibt es einen weiteren Aufgabenteil. Aber an sich ändert sich nur der Umfang. Im Strafrecht gilt das jedoch nicht. Das versteht man aber leider erst, wenn man Klausuren auf Examensniveau geschrieben hat. Hier gibt es zwei Hauptprobleme. Einerseits gibt es natürlich die ganzen Meinungsstreitigkeiten, die man kennen muss. Aber das ist noch machbar, sofern man das Problem erkennt. Andererseits übersieht man aber auch regelmäßig ganze Straftatbestände. Da man das gesamte StGB prüfen muss, kann ein kurzer Sachverhalt mal locker zu 10 unterschiedlichen Tatbeständen führen. Dann noch ein Paar Probleme in der Rechtswidrigkeit oder Schuld und ein zweiter oder dritter Beteiligter und fertig ist der Salat. Deshalb gibt es ja ganze Bücher darüber, wie man eine Strafrechtsklausur schreiben. Meine Ergebnisse im Klausurenkurs waren entsprechend schlecht. Selbst wenn ich ein gutes Gefühl hatte, waren nicht mehr als 6 Punkte drin. Teilweise waren die Klausuren auch unterm Strich. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich würde beim nächsten Mal komplett auf Strafrecht verzichten.