Lernen & Organisation Die eigene Klausur ist oft die schwerste

Antonio

Fernuni-Hilfe
Ort
München
Hochschulabschluss
Bachelor of Science
Bei meinen bisherigen Klausuren im Studiengang Wirtschaftswissenschaften konnte ich oft ein besonderes Phänomen beobachten. Nicht nur mir ging es so, sondern auch vielen Kommilitonen. Man hört Aussagen wie:

"Die heutige Klausur war der Hammer, viel schwieriger als alle bisherigen Klausuren!"

Das ist natürlich nicht generell so, da ich durchaus auch schon Klausuren geschrieben habe, die mehr oder weniger fair waren. Unter fair meine ich, es gab keine besonderen Überraschungen oder Fallen. In anderen Prüfungen ging es mir aber auch anders. Man sitzt etwas angespannt im Prüfungsraum, blättert in der Klausur und denkt sich nur, "kam das Thema überhaupt in den Kurseinheiten dran?" oder "was habe ich im letzten halben Jahr überhaupt gelernt?" :)

Für dieses Phänomen gibt es mehrere Gründe auf die ich kurz eingehen möchte. Die Prüfungsvorbereitung unterscheidet sich von Student zu Student. Manche lernen ausschließlich mit den Kurseinheiten der Fernuni Hagen und lösen Übungsaufgaben, wiederum andere üben fast nur mit alten Klausuren. Es gibt auch Studenten die nur mit Fremdskripten lernen, während die Kurseinheiten noch nicht mal ausgepackt werden. Dazu kommen noch anerkannte Lehrbücher und Übungsaufgaben die man z.B. im Internet findet. Der eine vertieft Thema A etwas mehr, der andere konzentriert sich auf Thema B.

Jeder hat am Ende einen unterschiedlichen Wissensstand. Es gab Klausuren da habe ich mich sehr gut vorbereitet gefühlt und war dann überrascht wie schwer ich mich getan habe. Wiederum bei anderen Klausuren habe ich im Vorfeld gezweifelt und habe eine gute Note geschrieben.

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Foto: berwis / pixelio.de


Das Phänomen "die eigene Klausur war viel schwerer, als die alten Klausuren" liegt aber auch an einer Art Bequemlichkeit die einige Studenten an den Tag legen (mich eingeschlossen ;)). Man übt immer wieder Aufgaben aus alten Klausuren oder Einsendearbeiten und freut sich wie ein Schnitzel, wie gut man doch ist. "Hab vorhin die Klausur von März 2009 gelöst und hatte 91 von 100 Punkten. Ich bin sehr gut vorbereitet!" Dass die eine oder andere Aufgabe beim allerersten Anblick unlösbar schien und man diese mittlerweile zum dritten mal gelöst hat oder eine ähnliche Aufgabe erst gestern dran kam, vergisst man leicht. In der Klausur wundert man sich dann, wenn ganz andere Aufgaben dran kommen.

Auch liegt es daran, dass der Lehrstuhl echtes Wissen vermitteln möchte. Es wird nicht nur erwartet, dass wir Studenten die Standardaufgabe, die bereits zum dritten mal dran kam, lösen können, sondern wir auch die gesamte Thematik verstanden haben. Hier spicht man auch von einem sogenannten Lerntransfer - die Fähigkeit, eine bereits gelernte Problemlösung auf eine andere vergleichbare Situation zu übertragen (diesen Satz habe ich bei Wikipedia geklaut :)) In den Klausuren macht sich das durch die Umstellung von Aufgaben bemerkbar, der Verwendung von anderen Begriffen, etc.. Einfachste Aufgaben, die ein wenig vom Standard abweichen, können dann so verwirrend sein, dass man gar nicht mehr weiß wo man anfangen soll.

Aus diesem Grund sollte man während der Vorbereitung bereits auf mögliche Überraschungen gefasst sein. Gibt es vielleicht diesmal eine Aufgabe zu einem Kapitel das bisher noch nie abgefragt wurde? Habe ich die Aufgabe wirklich verstanden, oder habe ich nur die Lösungsschritte auswendig gelernt? Wie könnte man die Aufgabe umstellen, dass sich eine neue Aufgabe ergibt?

Wenn ich mich vorbereite, hebe ich mir immer einen kleinen Überraschungseffekt auf. Ich suche mir eine alte Klausur und hebe diese bis zum Ende auf. Im Optimalfall - die Klausur mit dem schlechtesten Notendurchschnitt (falls bekannt). Einen Tag vor der Prüfung bearbeite ich dann zum ersten mal diese Klausur, als eine Art Generalprobe unter "Prüfungsbedingungen". Diese Generalprobe zeigt mir dann auch mal Überraschungsaufgaben die ich noch nie gesehen habe und ich auch nicht lösen kann. Vielleicht kann ich aber auch mein gelerntes Wissen auf diese neue Aufgabe transferieren ;)

Das Fazit also: nur nicht zu bequem werden...

Wie es aussieht wenn ich meine Generalprobe schreibe, kannst Du hier lesen
 
Ich kenne diesen Überraschungseffekt auch sehr gut und kann dem letzten Beitrag gut zustimmen. Es bringt viel sich eine Liste zurechtzulegen, was bisher in alten Prüfungen noch nicht abgefragt wurde. Sicher wiederholt sich über mehrere Semester auch mal die eine oder andere Aufgabe, aber darauf würde ich mich nie blind verlassen.

Man hat dann auch beim Lernen schon mal leicht den Hang zu versuchen, alles Gelernte auswendig zu lernen, ist dann aber sprachlos wenn in der Prüfung genau dazu etwas leicht abgewandelt abgefragt wird und man das Gelernte transferieren muss.

Mein Tipp hierzu ist: Hat man das Skript zusammengefasst, erklärt man sich selbst oder einem anderen nach einem Kapitel in eigenen Worten, worum es dabei gerade ging. Das wird nicht immer leicht sein, wenn das Thema komplex ist oder das Skript selbst stellenweise nicht leicht zu verstehen.

Aber davon lasse ich mich nicht demotivieren und erstelle mir einen Liste, was für mich noch unklar ist, um die Punkte im nächsten Schritt mit jemandem zu besprechen. Das kann dann der Betreuer des jeweiligen Kurses oder auch ein Mitstudierender sein, der sich gut mit der Thematik auskennt.

Gehe dann später in die Prüfung, bin ich deutlich entspannter und kann das Erlernte auch besser abrufen, weil ich verstanden habe, was derjenige mir damit sagen will. In der Konsequenz ist das Prüfungsergebnis auch besser.
 
Ich habe so einige Klausuren über einen langen Zeitraum (oh Gott - es waren doch ganze 25 Stück :cautious:) an der Fernuni geschrieben :whistling:. Richtig haarig wurde es eigentlich nur, wenn der Lehrstuhlinhaber gerade gewechselt hat und man somit gar nicht wusste, was einen erwartet. Das waren rückblickend eigentlich die schwersten Klausuren. Mich hat es leider drei Mal erwischt. Alle andere waren mehr oder weniger machbar, je nachdem wie viel Aufwand man halt selber betrieben hat.
 
Hallo Leute,
...ich hab´ das immer so gehandhabt, dass ich beim Durcharbeiten der alten Klausuren in den Unterlagen vermerkt habe, in welcher Klausur das Thema abgefragt wurde. Umgekehrt habe ich auf der Klausur die Kursseinheit, sowie die entsprechnede Seite notiert.

So hat man beim Durchsehen der Unterlagen einen super Überblick was bereits wie oft bzw. wann dran war und welche Themen in den Prüfung bisher nicht behandelt wurden. Zu diesen Abschnitten hab´ ich mir dann auch überlegt, ob man daraus sinnvolle Fragen zusammenbasteln könnte...

Ist ein einfaches System, des ohne Hilfsmittel "nebenbei" läuft (das war mir immer wichtig). Ich hätte in der Vorbereitungsphase niemals die Zeit aufbringen wollen z.B. Excel-Listen zusammenzuschreiben welches Thema wann dran war und wie viele Punkte vergeben wurden... -Ich kenne zwar Leute die das so umgesetzt haben und ich bewundere das auch!! Aber ich hab´ das - und jetzt nichts für ungut an alle die das so handhaben - immer als Zeitverschwendung angesehen.
Für mich hat dieses einfache System ausgereicht, es muss natürlich jeder für sich rausfinden wie der Stoff am sinnvollsten strukturiert wird... :reader::reader:

mfg Gerhard
 
Hallo zusammen,

was ich an meiner alten Hochschule oft gemacht habe war, dass ich mir Aufgabentypen angeschaut habe. Unabhängig der Abstraktionsstufe. Ich glaube dass das dieser Lerntransfer ist was schon angesprochen wurde.

Zum Beispiel habe ich mir dann die Klausuren angeschaut und festgestellt dass gefordert wurde Diagramme zu vervollständigen. Also habe ich mir quasi X verschiedene Versionen dieser Aufgabe gestellt und gelöst. Außerdem hilft es auch "invers" zu denken (falls das ein Wort ist :D). Also wenn eine Klausur nach der Vervollständigung eines Diagramms fragt, ist die Chance hoch dass eine Aufgabe nach der Zuordnung eines Teils eines Diagramms zu einem Diagramm fragt. Ist jetzt vielleicht ein doofes Beispiel aber ich glaub ihr wisst worauf ich hinaus will.

Ein besseres Beispiel wäre vielleicht, dass eine Aufgabe verlangt ein Wort oder ein System zu definieren, und das inverse könnte dann eine Aufgabe sein die etwas definiert und du das Konzept zuordnen sollst.

Das ist natürlich relativ übersichtlich, kann aber schon ein guter Teil des Lernprozesses sein. Außerdem versuche ich Muster zu erkennen. Fragt der Prüfer oft nach Definitionen? Wenn ja, dann definiere ich alle Begrifflichkeiten zur Übung einmal (oder fast alle).

Wenn die Klausur etwas schwieriger ist und will dass man Wissen in Beziehung setzt, hilft es auch hier die Klausuren näher zu betrachten. Man könnte zum Beispiel erkennen, dass die Klausuren immer zwei Konzepte in Bezug nehmen und die synergetischen Effekte abfragt. Wenn man das weiß kann man auch explizit nach solchen "Paaren" suchen und diese lernen.

Mit solchen "Techniken" habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht und war eigentlich nie stark überrascht über Klausuraufgaben (es gibt ein paar Ausnahmen).

Gruß
Goldi
 
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