- Waren die Kurseinheiten verständlich?
Naja.
Das Hauptproblem war, daß man, um das Fach zu verstehen, die 4 Märkte verstehen muß, die das Modell ausmachen:
- Gütermarkt (IS-Kurve)
- Geldmarkt (LM-Kurve)
- Arbeitsmarkt (AD-AS-Kurven)
- Wertpapiermarkt
denn das sind die 4 Eckpunkte, die das Fach festzurren.
Aber bei Prof. Wagner werden nur die ersten 3 Märkte vertieft behandelt, und dadurch wird das ganze Verständnis wacklig, so als hätte man einen Tisch mit nur 3 Beinen.
Ein anderes Problem ist, daß das Wagner-Skript etwas abstrakt geschrieben ist und nicht sehr ins Detail geht.
Die Aufgaben in der Klausur sind aber konkret, mit Rechnen und konkreten Fragen, was passiert genau wenn man dies und das macht.
Erst durch das Rechnen der Übungsaufgaben (Makro I - KE 3 und Makro II - KE 2) habe ich überhaupt erst einmal einen blassen Schimmer bekommen, um was es in dem Fach eigentlich geht, aber die paar Aufgaben waren immer noch nicht genug, um die Klausuraufgaben lösen zu können.
Ich hatte mir auch vom Lehstuhl die CD "Makro-Trainer" für 15€ bestellt.
Das hat sich nicht gelohnt, es waren nur 24 Fragen drauf, einfach überteuert.
Vom Schwierigkeitsgrad waren sie leichter als die echten Klausurfragen, also nicht zur Vorbereitung geeignet.
Abhilfe hat dann das Fremdskript von Udo Marx gebracht, siehe unten.
- Wie ist das Moodle Angebot?
Es gibt keins.
Korrektur: Ab WS 2012/13 gibt es ein Moodle für das Fach:
https://moodle.fernuni-hagen.de/course/view.php?id=30205
- Empfehlenswerte mentorielle Veranstaltungen?
Ich war bei keiner, aber ich habe von anderen gehört, daß, falls man nicht total differenzieren kann, sich der Besuch lohnt, am Ende der Veranstaltung kann man dann total differenzieren und die Multiplikatoren ausrechnen.
- Gibt es hilfreiche Bücher oder Fremdskripte?
Ich hatte gelesen, daß Prof. Wagner ein Übungbuch geschrieben hat, mit Aufgaben:
Helmut Wagner, Alexandra Böhne
Übungsbuch Makroökonomie
18€
Das habe ich mir also zugelegt, aber sehr viele der Aufgaben waren Übungsaufgaben, die schon im Skript enthalten waren, und der Rest war nicht wirklich hilfreich, es fehlte immer die Herleitung, es wurde also nur das Ergebnis genannt.
Die Herleitung ist aber das Wichtigste, um etwas zu lernen.
Also ein bißchen gestöbert und im Internet die Skripte von Udo Marx gefunden:
http://www.marx-hilfe.de
Das Schöne war, schon knapp nachdem die Klausur des Vorsemesters geschrieben war, war das Marx-Skript schon inklusive der neuesten Musterlösung verfügbar, also kein Warten, ich konnte sofort mit der aktuellsten Version loslegen.
Ich habe mir den
Makro Theorie-Teil und die Klausuren für insgesamt 29€ bestellt (Versand kostenlos), insgesamt um die 800 Seiten, und es hat sich gelohnt.
Ich bin auf 92% (Note 1,3) in der Klausur gekommen, es wäre mehr geworden wenn ich nicht einige Flüchtigkeitsfehler gehabt hätte
Das Schöne an dem
Marx-Klausurlösungen ist, daß er immer wieder, bei jeder Lösung, von Anfang an erklärt.
Also kann man irgendwo reinspringen und anfangen, Klausuren zu rechnen, man bekommt immer die gesamte Lösung mit allen Zwischenschritten minutiös aufgeführt, und die ganze Theorie zur Lösung auch nochmal dazu erklärt.
Das erklärt auch, warum das Skript so dick ist, bei jeder Aufgabe (ohne Ausnahme!) geht Hr. Marx so in die Tiefe, nach dem zweiten Mal hat man es dann kapiert und braucht diese Detailliertheit eigentlich nicht mehr, aber die Details sind da.
Der
Klausur-Teil von Hr. Marx besteht aus 3 Teilen:
- Teil 1: Tipps zur Klausur (Seite 252 bis 288), mit auf Seite 275 (Neoklassik) und 276 (Keynes'sches Grundmodell) sehr praktischen Tabellen mit den Auswirkungen von exogenen Störungen auf endogene Variablen, und nochmal all den Gleichungen aus beiden Modellen auf einem Fleck.
Hr. Marx möge es mir verzeihen, aber ich habe die beiden Seiten gleich rausgetrennt (ich war fernab von jedem Kopierer) und in meine Zusammenfassung aufgenommen
Also z.B. was passiert in Keynes, wenn man den Nominallohn w erhöht?
Antwort: Das Preisniveau P steigt, der Marktzins i steigt (d.h. der Kurs q der Anleihen fällt), das Einkommen Y fällt, die Beschäftigung N fällt, und der Reallohn w/P steigt.
Diese Tabelle sagt uns also, ob der Multiplikator positiv oder negativ ist, z.B. dY/dw ist negativ, d.h. bei einem Anstieg von w, fällt Y.
Wenn man nur die Auswirkung auf die Variablen i und Y betrachtet, also die Spalten i und Y in der Tabelle, die ja die Achsen in den Diagrammen mit den IS- und LM-Kurven sind, kommt man auf alte Bekannte, z.B. daß bei einer Geldmengenausweitung dM>0, i fällt und Y steigt, also befindet sich die neue LM-Kurve bei einem niedrigeren i und einem höheren Y als zuvor, was also eine Rechtsverschiebung der LM-Kurve bedeutet.
- Teil 2: Fachgebietskapitel ab Seite 289, mit gelösten Klausuraufgaben aus den Jahren 2001 bis 2004.
So hat zum Besipiel das Kapitel "Verhaltenshypothesen" 7 gelöste Aufgaben, und nachdem man die durch hat, ist man sattelfest auf dem Fachgebiet.
Ich muß zugeben, ich wurde ungeduldig und bin dann direkt zu Teil 3, den gelösten Klausuren aus den Jahren 2005 bis 2012 gesprungen.
- Teil 3 (ab Seite 425) sind die gelösten Klausuren ab September 2005, also schön viele Klausuren zum Üben

Der Wagner-Lehrstuhl stellt ja nur die letzten 4 Klausuren zur Verfügung, und auch dort nur die Endergebnisse ohne Erklärung, wie man darauf kam.
Diesen Teil habe ich vollkommen durchgerechnet, wobei ich mir die letzten 2 Klausuren für kurz vor der Prüfung aufgehoben habe, um sie dann unter prüfungssimulierten Umständen zu machen.
Die Klausurfragen wiederholen sich ja recht oft, und nachdem man dem gleichen Fragetyp das x-te Mal begegnet ist, kann man es auch.
Übrigens, da die Einsendeaufgaben aus alten Klausuraufgaben bestehen, hat man mit den Marx'schen Klausurlösungen schon die gelösten Einsendeaufgaben...
Der
Theorie-Teil (Seite 1 bis 252) war ebenfalls essentiell.
Wichtig war, daß Hr. Marx explizit erwähnte, auf was das Wagner'sche Modell basiert, das nur ein Produkt in dieser Gesellschaft produziert wird, und deswegen P sowohl für den Preis dieses einen Produkts steht, als auch für das Preisniveau.
Erst dann verstand ich, warum P bei Prof. Wagner mal das eine, mal das andere bedeutete.
Dieses Modell ist also sehr vereinfacht, wo produziert eine Gesellschaft schließlich nur ein Produkt?
Auch, daß er sofort klar unterschied zwischen realen (= normiert, geteilt durch das Preisniveau=Produktpreis P) und nominalen Größen (in €), hat mir geholfen die Gleichungen endlich zu verstehen.
Die Erklärung, daß in diesem Modell der Staat sein Defizit und die Unternehmen Ihre Investitionen durch die Ausgabe von Anleihen (Bonds auf englisch, deswegen abgekürzt mit B in den Gleichungen) finanzieren, und daß die einzigen Käufer der Bonds die Haushalte sind, hat mir die Schuppen von den Augen fallen lassen.
Wie schon am Anfang erwähnt, erst durch die kurze Einführung des Wertpapiermarkt habe ich verstanden, wie alle Teile zusammen passen, und wohin das Geld der Haushalte eigentlich hinfließt, erst dann war das Ganze in sich schlüssig.
Wem danach ist, die Multplikatoren mit Determinantenrechnung zu lösen, Hr. Marx hat zwischen Seite 71 und Seite 72 im Theorie-Teil eine detaillierte 16-seitige Erklärung (sogar in Farbe!) eingeschoben, wie das nun genau gemacht wird.
Wenn man etwas verstanden hat, kann man den Abschnitt ja überspringen, das Marx-Skript erlaubt dies, alles wird auch später, beim x-ten Mal, immer noch geduldig ganz von Anfang an erklärt.
Zusammengefaßt, nachdem ich den Marx-Theorieteil gelesen hatte und die alten Klausuren durchgearbeitet hatte, habe ich endlich auch das Wagner-Skript verstanden.
- Was würdest Du im Nachhinein anders machen?
Ich würde direkt mit dem Marx-Skript anfangen und mir dann erst das Wagner-Skript zu Gemüte führen.
Die Übungsaufgaben von Wagner sind aber sehr nützlich, die sollte man auf jeden Fall machen.
- Sonstige Hilfen und Tipps?
Bleistift benutzen, um den Lösungsbogen zu markieren, ich kann euch garantieren, daß Ihr Euch vertun werdet, und so ist der Fehler schnell wegradiert.
Unbedingt die Formeln für die
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (Entstehungsrechnung, Verwendungsrechnung, Verteilungsrechnung) auswendig lernen, siehe Abbildung 2-6 im Wagner-Skript, Makro I, KE1, Seite 25.
Die erste Aufgabe in der Klausur ist immer VGR und es sind sichere 9 Punkte.
Glaubensfrage Multiplikator: Determinanten berechnen oder einfach umformen?
Ich habe es vorgezogen, einfach alle gegebenen Gleichungen total zu differenzieren, und mir dann alle Gleichungen anzuschauen und wenn z.B. nach dY/di gefragt wurde, zu schauen, in welchen Gleichungen nun dY und di vorkommen, und welche Zwischenvariablen ich eliminieren muß, damit ich am Ende nur einen Ausdruck habe, in dem nur dY und di vorkommen.
Dazu muß man aber die Schritte, die man dafür machen muß, von vorneherein "sehen", und sich vorher schon überlegen welchen Ausdruck man in welche Gleichung einsetzt um wieder eine Zwischenvariable zu eliminieren.
Das funktioniert aber nur, wenn man sicher ist, sich nicht zu verhaspeln, keine Probleme mit dem Umformen von langen Gleichungen hat und auch in Klausuren nicht aufgeregt ist.
Es hat aber auch den Vorteil, daß man die Arbeit nur beim ersten Multiplikator hat.
Wenn man z.B. zuerst den Multiplikator dN/db berechnen muß, dann hat man zwar die Arbeit.
Aber wenn der zweite Multiplikator den man berechnen soll, dP/db ist, dann nutzt man aus, daß:
dN/db · dP/dN = dP/db
Also schaut man, ob man irgendwo in den Zwischenrechnungen einen Ausdruck hat, wo nur dP in Abhängigkeit von dN ist, und berechnet dP/dN. Das multipliziert man den mit dem schon berechneten ersten Multiplikator dN/db, und schon hat man das gesuchte dP/db.
Zeitlich gesehen, hat man auch für die Determinantenrechnung genug Zeit.
Ich habe bei den letzten Übungsklausuren nur 1 Stunde von den 2 Stunden gebraucht, in der echten Klausur waren es dann 1 Stunde und 15 Minuten.
Was in die eigene Zusammenfassung schreiben?
Ich habe mir einige Blätter gemacht, mit der linken Hälfte des Blattes "Neoklassik" und rechts "Keynes" und dort gegenübergestellt, was jeweils gilt.
Gesammelt habe ich die Erkenntnisse im Laufe der Zeit (auch später, im Laufe des Durchrechnens der Klausuren), und so die Blätter "gefüllt".
Z.B. links bei Neoklassik: Gütermarkt beeinflußt Geldmarkt nicht.
Rechts bei Keynes: Gütermarkt und Geldmarkt beeinflussen sich gegenseitig.
Oder: links bei Neoklassik: Totales Crowding-Out
Rechts bei Keynes: teilweises Crowding-Out.
Ich habe mir auch für jede Kurve ein Blatt gemacht, auf dem ich die graphische Herleitung der Kurve hatte, also je ein Blatt für:
- IS-Kurve
Dann habe ich bei der Kurve, z.B. bei der IS-Kurve über das Bild geschrieben, was sie nach rechts/oben verschiebt.
Mit Spezialfall Investitionsfalle, d.h. IS-Kurve vertikal, d.h. senkrecht auf Y-Achse. In der Investitionsfalle kann man sich bildlich einen Gummiball vorstellen, der auf der Y-Achse hoch- und runterhüpft und damit die IS-Kurve zeichnet, d.h. dort ist die ist Investitionsnachfrage I vollkommen einkommens(Y)elastisch dI/dY = ∞. Merkregel: elastisch ist die Achse, auf der der Gummiball hüpft.
Der Gummiball hüpft nicht auf der i-Achse, also ist es zinsunelastisch: dI/di = 0.
Keine Wirkung der Geldpolitik, maximale Wirkung der Fiskalpolitik.
- LM-Kurve
Mit Spezialfall Liquiditätsfalle, d.h. LM-Kurve horizontal, d.h. senkrecht auf i-Achse. In der Liquiditätsfalle kann man sich bildlich einen Gummiball vorstellen, der auf der i-Achse nach rechts und links hüpft und damit die LM-Kurve zeichnet, d.h. dort ist die ist Geldnachfrage L vollkommen zins(i)elastisch dL/di = -∞. Merkregel: elastisch ist die Achse, auf der der Gummiball hüpft.
Der Gummiball hüpft nicht auf der y-Achse, also ist es einkommensunelastisch: dL/dY = 0.
Keine Wirkung der Geldpolitik (zusätzliche Geldmenge "fällt" in die Liquiditätsfalle), große Wirkung der Fiskalpolitik.
- AD-Kurve: Alles was die IS- oder LM-Kurve nach rechts bewegt, bewegt auch die AD nach rechts. Alles was die IS- oder LM-Kurve nach links bewegt, bewegt auch die AD nach links.
- AS-Kurve: bei Keynes, man betrachtet nur den Unterbeschäftigungsteil der Arbeitsmarktkurve.
In Neoklassik ist die AS Kurve einfach ein vertikale Linie.
- WW- und PP-Kurve
- Phillips-Kurve
Zum Beispiel habe ich über die IS-Kurve rechts geschrieben dG=dT↑, d.h. eine steuerfinanzierte Erhöhung von G verschiebt die IS-Kurve nach rechts/oben.
Oder eine Erhöhung der erwarteten Inflation $ \pi_e $↑ verschiebt die IS-Kurve
exakt um $ \pi_e $ nach oben (die Erkenntnis kam erst mit der Phillipsfunktion gegen Ende des Skripts).
Also, immer wenn etwas Relevantes kam, habe ich das jeweilige Blatt ergänzt.
Was machen, wenn man nur wenig Zeit hat?
- Die Tabellen in den Marx-Klausurlösungen auf Seite 275 und 276 rauskopieren und vor sich hinlegen.
- Nur die Marx'schen Klausurlösungen bearbeiten, ab Seite 425.
Wenn man sehr, sehr wenig Zeit hat, dann erst mit der Klausur Sept. 2007 auf Seite 489 anfangen, das ist die erste Klausur in der nur noch Multiple Choice Fragen waren, also in der nicht mehr gezeichnet werden mußte.
Ein sehr gutes Ergebnis wird es auf diese Weise nicht werden, aber zum Bestehen wird es sicher reichen.