ich denke man muss auch betonen, dass es ja nicht darum geht Englisch wirklich zu beherrschen, sondern englische Texte lesen und verstehen zu können. Zum einen heißt das, dass ein eher kommunikativ ausgerichteter (z.B. VHS-)Kurs nicht besonders relevant sein wird, zum anderen bedeutet dass, dass durch gezieltes Üben der Lesefertigkeit wesentlich schnellerer Fortschritt möglich ist als man sich das ausmalt. Es sind doch die aktiven Fertigkeiten, die normalerweise die größten Probleme bereiten, aber beim Studium wissenschaftlicher Literarur keine Rolle spielen. Ich hatte z.B. erst ein paar Monate vor dem Beginn meiner Diplomarbeit mit Französisch begonnen und konnte trotzdem wichtige Resultate aus einem französischen Artikel verstehen und sinnvoll verwerten, obwohl meine aktiven Fähigkeiten damals gerade so zum Bestellen eines Mittagsessens gereicht hätten.
Und da du ja Russisch sprichst, empfehle ich zum Einstieg eine online-Recherche nach "Метод чтения Ильи Франка" ;)
Lesen kann man sehr gut dadurch lernen, dass man sehr viel Material liest, das gerade noch verständlich ist.
Zum einen findest du unter dem russischen Stichwort einen enormen Fundus für Lerner, zum anderen gibt es unter dem Stichwort "graded readers" Bücher, die speziell für Lernende bestimmter Stufen adaptiert sind. Ich glaube, inzwischen gibt es in jeder deutschen Dorfbücherei entsprechende Bücher in einfachem Englisch. Ich kann von meinen Erfahrungen mit Büchern für Französisch und Italienisch-Lerner insbesondere den Verlag
http://www.blackcat-cideb.com/ empfehlen, von dem es in meiner örtlichen Bibliothek eine stattliche Auswahl an Büchern gibt. Assimil gefällt mir auch sehr gut - und wenn einem das Hörverstehen egal ist, kann man auf die Aufnahmen verzichten und einfach das Buch für vielleicht 10-15 Euro gebraucht oder knapp 22 Euro neu kaufen.
Und unter "direct method", "nature method" oder "natural method" wurden z.T. schon vor 1900 schon Lehrbücher entwickelt (z.B. "English by the Nature Method"), die mit bewusst minimalem Vokabular anfangen und bei denen das Nachschlagen neuer Vokabeln deshalb entfällt, weil sich jedes neue Wort aus dem Kontext ergibt. Praktischerweise sind die ältesten Werke inzwischen gemeinfrei (public domain).
Außerdem gibt es da noch zweisprachige Texte, bei denen man als Anfänger zuerst den deutschen/russischen Satz und dann die englische Übersetzung lesen kann. Schließlich gibt es noch die Option, Bücher zu lesen, die man schon (vor langer Zeit oder kurz vorher) auf Deutsch gelesen hat.
Außerdem findet man noch ein paar interessante Ideen durch eine google-Suche nach "Зачем ползти, если можно ходить?" [wichtig: mit Anführungszeichen eingeben] - da das Hörverstehen egal ist, kann man hier die Sprache von Hörbuch und Lesetext vertauschen. Auch wenn dort "Необходимо СТОРОГО придерживаться следующего порядка действий" steht, kann man einfach experimentieren, was am besten klappt.
Und für den letzten Schliff gibt es z.B. hier einen Kurs der FernUni, der speziell darauf ausgerichtet ist, die Lesefertigkeit in Hinblick auf wissenschaftliche Literatur zu schulen:
http://www.isdb.fernuni-hagen.de/weiterbildung/index.php/sprachen/englischer-lesekurs
Das neue Jahr wäre doch ein idealer Zeitpunkt, um mit einer neuen Sprache zu beginnen, nicht war?
Viel Erfolg!