Naja, was heißt halbe Meile? Das ist bereits der völlig falsche Weg, weil du damit eigentlich "hoffst", dass es endet. Wenn das wirklich dein Gedanke ist, solltest du dir eher die Frage stellen, warum du diesen Weg überhaupt gehen willst. Es wird nicht einfacher, und es wird auch nicht weniger. Deswegen ist auch die Frage danach, womit man sich "motiviert", das Studium fortzusetzen, bereits grundlegend falsch. Entweder man hat die Motivation, oder man hat sie nicht. Das Studium ist auch nicht nötig. Was auch immer du damit zu erreichen versuchst, wirst du auch anderswo erreichen. Ich habe genug Leute in meinen dreieinhalb Jahren im Fernstudium gesehen, die aufgehört haben, und von den etwa 20 Bekannten im Umfeld, mit denen ich begonnen habe, bin ich der einzige, der noch übrig ist. Der Rest hat ziemlich schnell gemerkt, dass er damit nichts anfangen kann.
Ich will ehrlich sein, ich hatte diesen Gedanken nie gehabt.
Für mich gab es nur: Entweder ich schaffe es, oder ich gehe endgültig unter.
Ich habe aber auch die dementsprechende Vorgeschichte. Ich habe nie ein "leichtes" Fach studiert, ich war davor an mehreren Universitäten, und habe drei verschiedene Studiengänge studiert, von denen ich einen abgeschlossen habe (Japanologie). Eigentlich hätte ich Informatik auch gepackt, wenn da nicht dummerweise es einige hässliche Entwicklungen in meinem Privatleben gegeben hätte, das einerseits mein Großvater pflegebedürftig wurde und mehrere Schlaganfälle erlitten hat, und zeitgleich meine langjährige Beziehung in die Brüche gegangen ist.
Da ich davor mich selbst finanzieren musste, da meine Eltern gesagt haben, dass ich für mein zweites Studium selbst aufkommen muss, habe ich einen Studienkredit aufgenommen vor meinem Zweitstudium. Da ich das nicht geschafft habe, stand ich plötzlich so ziemlich ohne alles da.
Ich habe daraufhin eine Ausbildung begonnen als Fachinformatiker und mich an der Fernuni Hagen für Wirtschaftsinformatik eingeschrieben.
Ich wusste nie, ob ich das packe, aber: Ich habe den Entschluss gefasst, dass ich für die nächsten Jahre fast gänzlich auf ein Privatleben verzichte und mich nur noch darauf konzentriere. Und ich habe meine Ausbildung um ein halbes Jahr verkürzt, und bisher jede Klausur im Erstversuch gepackt, einige davon sogar sehr erfolgreich.
Und nun stehe ich nach etwa dreieinhalb Jahren kurz vor dem Abschluss, ich muss nur noch die Bachelorarbeit fertig machen.
Ist das das Ende?
Nein.
Ich habe über Ostern nach über zwei Jahren meine Familie mal wieder gesehen. Darunter auch meinen Onkel, den ich seit fünf Jahren nicht mehr gesehen habe. Ich habe mich mit meinem Onkel ziemlich lange unterhalten, und er fragte mich, ob ich bei meiner jetzigen Einstellung überhaupt aufhören kann. Ich habe ganz klar mit "nein" geantwortet. Für mich ist das Studium Teil meines Lebens. Selbst wenn ich weniger Zeit gehabt hätte, so hätte ich jedes Semester immer mindestens ein Fach angefangen.
Nach dem Bachelor kommt für mich der Master. Und was ich danach mache, steht noch in den Sternen, entweder mache ich einen zweiten Master, oder ich mache meinen Traum wahr, und studiere daraufhin noch Mathe, was mich sehr interessiert.
Deswegen, um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Das hört sich für mich eher danach an, wie als wenn du Gründe suchst, um aufzuhören. Und Gründe gibt es wahrhaftig mehr als genug. Du kannst Urlaub meistens vergessen, wenn du nicht nur ein Fach pro Semester belegst, Viele werden es nicht verstehen, Viele werden dich davon abhalten wollen, du wirst sehr viel dafür vernachlässigen, wenn du es ernst meinst. Mein Arbeitgeber und früherer Ausbilder weiß davon bis heute nichts.
Ist es das wert?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was ich damit in Zukunft bekomme, und als Softwareentwickler habe ich mich zumindest in gewisser Hinsicht ohnehin schon abgesichert.
Aber ich weiß auf jeden Fall, dass ich, wenn ich aufhören würde, mich nicht mehr im Spiegel betrachten könnte.
Für mich war frei studieren zu können immer mein großer Traum, und genau den habe ich mir damit erfüllt. Würde ich nicht das tun, was ich tue, würde ich mich damit selbst verraten.