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Plauderecke Motivation in Fernstudium?!

Ort
Bayern
Studiengang
B.Sc. Informatik
ECTS Credit Points
70 von 180
Irgendwie komme Ich zu nichts , die letzte Woche war bei mir sehr stürmisch, manchmal Ich wünsche mir den Studium komplett abzubrechen, aber Ich denke es ist normal die halbe Meile ist schon vorüber, der Rest der Kursen mach man irgendwie schon.
Eigentlich die Frage: wie aktuell motiviert euch den Studium fortzusetzen? Bei mir immer weniger dafür die Gründe gibt.
 
Naja, was heißt halbe Meile? Das ist bereits der völlig falsche Weg, weil du damit eigentlich "hoffst", dass es endet. Wenn das wirklich dein Gedanke ist, solltest du dir eher die Frage stellen, warum du diesen Weg überhaupt gehen willst. Es wird nicht einfacher, und es wird auch nicht weniger. Deswegen ist auch die Frage danach, womit man sich "motiviert", das Studium fortzusetzen, bereits grundlegend falsch. Entweder man hat die Motivation, oder man hat sie nicht. Das Studium ist auch nicht nötig. Was auch immer du damit zu erreichen versuchst, wirst du auch anderswo erreichen. Ich habe genug Leute in meinen dreieinhalb Jahren im Fernstudium gesehen, die aufgehört haben, und von den etwa 20 Bekannten im Umfeld, mit denen ich begonnen habe, bin ich der einzige, der noch übrig ist. Der Rest hat ziemlich schnell gemerkt, dass er damit nichts anfangen kann.

Ich will ehrlich sein, ich hatte diesen Gedanken nie gehabt.
Für mich gab es nur: Entweder ich schaffe es, oder ich gehe endgültig unter.
Ich habe aber auch die dementsprechende Vorgeschichte. Ich habe nie ein "leichtes" Fach studiert, ich war davor an mehreren Universitäten, und habe drei verschiedene Studiengänge studiert, von denen ich einen abgeschlossen habe (Japanologie). Eigentlich hätte ich Informatik auch gepackt, wenn da nicht dummerweise es einige hässliche Entwicklungen in meinem Privatleben gegeben hätte, das einerseits mein Großvater pflegebedürftig wurde und mehrere Schlaganfälle erlitten hat, und zeitgleich meine langjährige Beziehung in die Brüche gegangen ist.
Da ich davor mich selbst finanzieren musste, da meine Eltern gesagt haben, dass ich für mein zweites Studium selbst aufkommen muss, habe ich einen Studienkredit aufgenommen vor meinem Zweitstudium. Da ich das nicht geschafft habe, stand ich plötzlich so ziemlich ohne alles da.
Ich habe daraufhin eine Ausbildung begonnen als Fachinformatiker und mich an der Fernuni Hagen für Wirtschaftsinformatik eingeschrieben.
Ich wusste nie, ob ich das packe, aber: Ich habe den Entschluss gefasst, dass ich für die nächsten Jahre fast gänzlich auf ein Privatleben verzichte und mich nur noch darauf konzentriere. Und ich habe meine Ausbildung um ein halbes Jahr verkürzt, und bisher jede Klausur im Erstversuch gepackt, einige davon sogar sehr erfolgreich.
Und nun stehe ich nach etwa dreieinhalb Jahren kurz vor dem Abschluss, ich muss nur noch die Bachelorarbeit fertig machen.

Ist das das Ende?
Nein.
Ich habe über Ostern nach über zwei Jahren meine Familie mal wieder gesehen. Darunter auch meinen Onkel, den ich seit fünf Jahren nicht mehr gesehen habe. Ich habe mich mit meinem Onkel ziemlich lange unterhalten, und er fragte mich, ob ich bei meiner jetzigen Einstellung überhaupt aufhören kann. Ich habe ganz klar mit "nein" geantwortet. Für mich ist das Studium Teil meines Lebens. Selbst wenn ich weniger Zeit gehabt hätte, so hätte ich jedes Semester immer mindestens ein Fach angefangen.
Nach dem Bachelor kommt für mich der Master. Und was ich danach mache, steht noch in den Sternen, entweder mache ich einen zweiten Master, oder ich mache meinen Traum wahr, und studiere daraufhin noch Mathe, was mich sehr interessiert.

Deswegen, um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Das hört sich für mich eher danach an, wie als wenn du Gründe suchst, um aufzuhören. Und Gründe gibt es wahrhaftig mehr als genug. Du kannst Urlaub meistens vergessen, wenn du nicht nur ein Fach pro Semester belegst, Viele werden es nicht verstehen, Viele werden dich davon abhalten wollen, du wirst sehr viel dafür vernachlässigen, wenn du es ernst meinst. Mein Arbeitgeber und früherer Ausbilder weiß davon bis heute nichts.
Ist es das wert?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was ich damit in Zukunft bekomme, und als Softwareentwickler habe ich mich zumindest in gewisser Hinsicht ohnehin schon abgesichert.
Aber ich weiß auf jeden Fall, dass ich, wenn ich aufhören würde, mich nicht mehr im Spiegel betrachten könnte.
Für mich war frei studieren zu können immer mein großer Traum, und genau den habe ich mir damit erfüllt. Würde ich nicht das tun, was ich tue, würde ich mich damit selbst verraten.
 
Aber mal unter "Motivierten" -Man kann trotzdem Kontakt zu seiner Familie haben und sich auch ein "Privatleben" leisten. Ich rate dringendst davon ab, ohne Berücksichtigung der eigenen psychischen und sozialen Gesundheit, einfach durchzuziehen. Das Leben ist viel zu kurz und kostbar, als es unter Aufopferung der eigenen sozialen Existenz, an einem Fernstudium zu zerkloppen.
Motivation kann man sicherlich auf vielen Wegen erhalten, wobei die häufigsten vermutlich extrinsisch sind: Geld, Beruf etc. und andere intrinsisch sind, wie zb. sich vor anderen zu beweisen. Nachdem ich alles an Motivatoren durch hatte, meistens mich vor anderen zu beweisen, habe ich mich nach den weisen Worten meiner Freundin an diesem kleinen Satz orientiert:
"Mach, was dich glücklich macht".

Studiere, weil die Welt faszinierend ist und du als Entdecker, die Welt ein kleines bisschen mehr verstehen möchtest. Erfreue dich an der auftretenden Ästhetik der unterschiedlichen geistigen Disziplinen und gehe mündiger durch dein eigenes Leben - und wenn du nicht willst: Prost! (Alkohol-> hohe Menge-> Kater-> schlechtes Gewissen-> Motivation)
 
Irgendwie komme Ich zu nichts , die letzte Woche war bei mir sehr stürmisch, manchmal Ich wünsche mir den Studium komplett abzubrechen, aber Ich denke es ist normal die halbe Meile ist schon vorüber, der Rest der Kursen mach man irgendwie schon.
Eigentlich die Frage: wie aktuell motiviert euch den Studium fortzusetzen? Bei mir immer weniger dafür die Gründe gibt.
Vielleicht brauchst du einfach mal eine Pause, um erholt und motiviert weitermachen zu können?
Ich kenne solche Phasen wo mich das Studium nervt auch, meine Motivation fürs durchziehen ist, dass ich den Abschluß beruflich brauche.
Was war deine Motivation das Studium zu beginnen?
 
Ich kann dir ja mal erzählen, wie es für mich war.
Ich komme aus sehr einfachen Verhältnissen. Hauptschule, wechsel in der 11. aufs Gymnasium, kein Abi. Ich habe es immer bedauert, dass ich die Schule nach dem 12. Jahr abgebrochen habe. Eigentlich wollte ich studieren, aber ohne Unterstützung (nicht einmal mental) war ich so verunsichert, dass ich mir die Abiturprüfungen nicht zugetraut hatte. Stattdessen habe ich eine Ausbildung absolviert (auch hier war die Prüfungsangst nicht ohne - aber ich hatte durch meine Azubi-Kollegen & einen tollen Ausbilder viel Unterstützung). Dann rollten einige Jahre ins Land. Viel Arbeit, diverse Fortbildungen. Aber.. dieses Studium, das blieb hartnäckig im Hinterkopf. Dabei wusste ich nicht einmal was ich studieren möchte.
Irgendwann habe ich mich dann in Hagen für Politikwissenschaften, Verwaltungswissenschaften & Soziologie eingeschrieben. Ich war höchst motiviert, richtig euphorisch! Ich musste sogar zu meinem alten Gymnasium (20 Jahre nach meinem Abgang) um mein letztes Zeugnis erneut abzuholen & beglaubigen zu lassen (ich hatte das irgendwie verbummelt). War schon sehr nostalgisch nach der langen Zeit die alte Schule zu besuchen.

Und dann begann das Studium. Ich, hochmotiviert, sitze in der Ersti-Veranstaltung im Regionalzentrum. Komme noch motivierter nach Hause. All diese Menschen, die auch studieren! Woah! Und dann begann der Studienalltag. Stapelweise Studienbriefe und wenig Führung. Soviel Selbstorganisation war sehr ungewohnt für mich. Die erste Prüfungsleistung lief gut, im zweiten Modul hatte ich schon größere Probleme. Der Studiengang war doch nicht so interessant wie ich dachte und ich schleppte die Studienbriefe überall mit. Las im Auto als Beifahrer, bei der Familie beim Kuchen. Aber der Stoff wollte einfach nicht in meine Birne. Ich empfand das Studium sogar streckenweise als langweilig bis lästig.

Dann habe ich den Studiengang gewechselt - zu Psychologie. Und siehe da - die Themen sprachen mich deutlich mehr an. Ich sehe das Lernen gar nicht mehr als lästige Quälerei sondern als angenehme Freizeitbeschäftigung der ich wirklich gerne nachgehe (Stichwort: intrinsisch motiviert). Ich bin jetzt nicht unbedingt ein 1er Kandidat - aber ich komme gut durch. Die Lerngruppen & Tutorien geben mir auch jedes Mal einen kleinen Motivationsschub. Diese soziale Komponente ist für mich sehr wichtig.

Privates stelle ich nur geringfügig zurück. Zwei Abende / Woche sind für Tutorien & Lerngruppe reserviert. Die sind meist so zeitig zu Ende, dass ich danach noch mit meinem Mann den Abend auf der Couch bei einer Serie ausklingen lassen kann. Und dann ist da noch die Prüfungsvorbereitung kurz vor den Klausuren, wo ich dann auch mal am Wochenende im Schlafanzug bis Mittags im Büro sitze.

Ich studiere übrigens 1 Modul je Semester, habe Mann, Kind & einen Minijob.
 
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