Ich misch mich da auch mal ein, da ich die Klausur auch vor einigen Jahren geschrieben habe, hier drüber gestolpert bin, und denke, das hier doch einige Sachen explizit genannt werden sollten, da man als Anfänger ohne Erfahrung an der Uni ein völlig falsches Bild hat:
Also du sagst hier eigentlich, dass du mit durchschnittlich 8-10 Stunden die Woche (über das ganze Semester verteilt) relativ viel Aufwand auf dich genommen hast. Deiner Einschätzung nach warst du auf 95% des Stoffes "sehr, sehr, sehr" gut vorbereitet. Ist bei dem Aufwand auch realistisch.
Das ist nicht "relativ viel" Aufwand sondern schlichtweg notwendig, um damit überhaupt zurecht zu kommen.
Das war bei mir auch kaum anders. Du benötigst Zeit für die Kurseinheiten, Zeit für die Übungen, Zeit um dich im Stoff zurechtzufinden, das ganze zu Lernen und vor allem auf die Prüfung vorbereitet zu sein. Alles nur irgendwie "ein bisschen" zu können reicht überhaupt nicht aus!
Du hast in BWL "nur" 20.5 Punkte geholt - 29.5 Punkte haben dir somit gefehlt. Waren also 29.5 Punkte Fragen aus den 5% Stoff, die du nicht beherrscht hast oder wie? Dann wäre das natürlich sehr grosses Pech. Oder willst du damit sagen, dass Herings Klausur zu 60% aus Stoff bestand, der weder in den Skripten noch in Herings Buch behandelt wurde? Ja, er schlägt wohl gerne mal über die Stränge. Aber ich hätte sehr grosse Mühe damit, zu glauben, dass das die alleinige Ursache für diesen hohen Punkteverlust ist. Oder waren es viele Transferaufgaben, bei denen du Mühe hattest, dein Wissen anzuwenden? Dann warst du aber nicht zu 95% sehr, sehr, sehr gut vorbereitet.
Die Klausur ist gerade im BWL-Bereich reiner Zufall. Prof. Hering ist dafür berühmt-berüchtigt, gerade in Einführung Wiwi teilweise Fragen zu stellen, die so nie dran kamen.
Du musst davon ausgehen, das zwischen 10% und 20% ohnehin wegfallen, wahlweise wegen Nervosität, Flüchtigkeitsfehler, etc.
Damit bleiben 45 bis 40 Punkte übrig, die du theoretisch erreichen kannst. Die Grundbegriffe (Teil 1) gehen über jede Kurseinheit, können alles umfassen.
In den folgenden Teilen 2 bis 5 bzw. 6 gibt es durchaus Schnittmengen, aber du kannst nicht davon ausgehen, das die dran kommen. Sehr oft kommen abgewandelte, Kurseinheiten-übergreifende Fragestellungen dran.
Hin und wieder werden auch mal gerne abgewandelte Altfälle von vor 10 Jahren oder so abgefragt.
Dazu musst du neben Hering auch noch VWL können, die anderen 50 Punkte. Auch wenn diese durchaus humaner sind, macht es das nicht unbedingt einfacher.
Das alles soll auf gar keinen Fall irgendwie böse rüberkommen.

Aber ich finde es schwierig, wenn man anderen suggeriert, dass etwas, selbst mit hohem Aufwand und obwohl man (nach eigener Einschätzung) fast perfekt vorbereitet ist, nur knapp zu schaffen ist. Und als einzige Begründung ohne weitere Erläuterung dazu sagt, dass Dinge abgefragt wurden, von denen man keine Ahnung hatte. Als Student, dem die Prüfung noch bevorsteht, erscheint es einem fast unmöglich, durchzukommen - so wie du das beschreibst. Ausserdem finde ich es auch wichtig, eine ehrliche Auswertung der Ergebnisse für sich selbst vorzunehmen - wo habe ichs einfach nicht gepeilt (Transfer) und was hätte ich unter keinen Umständen wissen können? War ich im Endeffekt wirklich so gut vorbereitet? Oder muss ich meine Definition von 3x sehr gut vorbereitet anpassen? Ist wertvoll für weitere Klausuren.
In meinem Semester sind von 521 Teilnehmern 250 durchgefallen, 118 hatten eine 4, 112 eine 3, die wirklich "guten" Noten waren mit 41 in der Gesamtzahl nur etwa 7% der Teilnehmer. Fast die Hälfte ist durchgefallen, weit mehr als die Hälfte hat eine 4 oder schlechter so gesehen, der Schnitt lag bei 4,1. Das ist nicht ungewöhnlich sondern eher die Normalität.
Dementsprechend ist jeder, der da durchgekommen ist, bereits besser als der Durchschnitt, so brutal das klingen mag. Es gibt aber auch durchaus Semester, wo das deutlich besser ausgefallen ist. Es gibt auch immer die Leute, die dort auch mal Glück haben - ein alter Studienkollege von mir ist in Einführung Winfo ohne Lernen reingegangen hat geraten - und mit einer 1,3 herausspaziert. Ebenso gibt es auch Leute, die einfach in einem bestimmten Fach schon zig Jahre Vorerfahrung haben, so wie z.b. ich in Programmierung - aber das ist eben nicht repräsentativ für die Allgemeinheit.
"Gut vorbereitet" heißt:
Du kennst alle Themen.
Du kennst so ziemlich alle Standard-Aufgaben.
Du kannst mit vielen Begrifflichkeiten was anfangen bzw. kennst die Definitionen auswendig.
Altklausuren helfen nur bedingt. Du musst den Stoff kapiert haben. Und selbst dann ist die Chance relativ gering, wirklich gut zu werden oder viele Punkte zu erreichen, einfach weil der Zufall eine so große Rolle spielt.
Ich habe auch schon bessere und schlechtere Klausuren gehabt.
Sehr oft vermitteln leider auch unseriöse Online-Angebote von Leuten, die noch nie ernsthaft studiert haben, eine völlig falsche Vorstellung, sowas wie "jeder" könne ein Einser-Kandidat werden, oder das man ja nicht so viel Aufwand benötigen würde, wahlweise, das die wie auch immer geartete Mehrheit falsch lernen würde, und man selbst natürlich die einzig wahre Methode hat, sozusagen das Elixier X des Lernens. Das nur so als Anekdote. Worauf ich aber hinaus möchte:
Ein Bachelorstudium ist ein Grundstudium, in dem erst mal die Grundlagen vermittelt werden.
Und diese Grundlagen sind überall auch immer die größten Hürden im gesamten Studium.
Da gibt es keinen "einfachen" Weg. Entweder du hast bereits vor dem Studium schon große Vorkenntnisse in bestimmten Bereichen, oder du bist in einigen Dingen ein Genie, oder du hast teilweise unverschämtes Glück, oder vielleicht auch wirklich besser in bestimmten Lerntechniken, oder hast gerade die passenden Lebensumstände - alles ist möglich, und alles hat einen sehr starken Einfluss auf die Gesamtperformanz. Aber nichts davon ändert etwas daran, das auch ein Genie die Fakten lernen muss, und das jeder erst mal ziemlich viel Arbeit investieren muss, um dahingehend erfolgreich zu sein.
Deswegen sehe ich auch solche Aussagen wie das man nur so und so viele Punkte hat, doch sehr kritisch.
Vor allem, wenn man bedenkt, das "bestanden" auch "bestanden" heißt, und man damit einen weiteren Schritt gemeistert hat, und man sich auch immer im Klaren sein muss, das gerade in Wirtschaftsinformatik an der Fernuni über 95% ihr Studium niemals zu Ende bringen.
P.s. sorry für den langen Text, aber das musste wirklich mal gesagt werden...