So, ich habe gestern die Klausur geschrieben (und vermutlich geschafft), war ein ziemliches Chaos. Zuerst gab es in München keine Sitzordnung, das positionieren und Austeilen der Klausuren hat dementsprechend Zeit verschlungen. Da in nem anderen Kurs (4 Kurse haben zusammen geschrieben) dann noch ein Klausurexemplar gefehlt hat, wurde erst mit einer Dreiviertelstunde Verzögerung begonnen. Ärgerlich, und wirklich unnötig, und macht die Leute noch nervöser als ohnehin schon.
Was kam dran? Eigentlich so das Übliche, eine Aufgabe über Vollständige Induktion, Bäume, Graphen, lineare/nichtlineare Optimierung, Fibonacci-Suche, noch was zu Unimodalität usw. Bis auf eine Aufgabe über Bäume, die ich schnell beiseite gelegt habe, hat mich so nicht viel überrascht. Ich kam nur hin und wieder ins Strudeln, was wohl eher der Nervosität geschuldet war. Ich denke trotzdem, das ich es geschafft habe.
Wie habe ich mich vorbereitet?
Ich habe mir zuerst die Skripte angeschaut, mir dann die Themen herausgesucht, hierfür selber Recherche betrieben, Altklausuren zur Rate gezogen, und mir einen Großteil der Lösungswege selbst erarbeitet, ich habe mir aber auch die Schema-F-Unterlagen besorgt. Ich habe dann Strategien für die verschiedenen Aufgabentypen sowie die Klausur als Solche entwickelt, und habe anhand der Altklausuren geübt. Die Einsendearbeiten habe ich nur zur Referenz genommen, falls mal doch noch ein Detail oder so gefehlt hat.
Ein paar Tipps möchte ich aber noch veröffentlichen, weil diese meiner Meinung nach Vieles vereinfachen:
1.) Die Klausur ist auf 60 Punkte ausgelegt, beinhaltet aber 90 Punkte. Somit also 150%. Ich habe in der Vorbereitung auch explizit darauf geübt, das ich zuerst die Aufgaben, die sich relativ gut systematisch und schnell lösen lassen, abarbeite (LU-Zerleguung, Graphen/Bäume, lineare Optimierung, etc.) abarbeite, und mich dann an die anderen Inhalte rantraue. Ich habe nicht auf 60, sondern auf 90 Punkte hingearbeitet. Das ist auch relativ einfach zu erklären: Sagen wir mal, ich habe in jeder Aufgabe etwas gemacht, aber insgesamt nur die Hälfte richtig, dann sind bei 60 Punkten das 30 Punkte (wenn überhaupt), bei 90 Punkten hingegen sicherlich mehr als 30. Man begeht ein Risiko, da immer eine Aufgabe kam, die man selbst nicht kann, die u.U. völlig neu ist, oder sowas. Hier war es eine Teilaufgabe zu Bäumen, und eine bestimmte Problematik zu Unimodalität, die ich so nicht kannte. Insgesamt habe ich auch einige Dinge ausgelassen, so das ich vermutlich an die 70 von 90 Punkten bearbeitet habe. (Zum nachrechnen war keine Zeit.) Es kann auch passieren, das man Aufgaben nicht zu Ende rechnet, weil z.B. einfach das Zeitkontingent für die Punkte überschritten wird. Dann habe ich abgebrochen und wo anders weiter gemacht (kam 2x vor). Ich habe auch auf diesen Fall explizit geübt. Bei 60 zu schaffenden Punkten sind das 2 Minuten pro Punkt, sind 10 Minuten für 5 Punkte. Demnach sollte man auch vorher immer mit Stoppuhren üben und sich optimieren.
2.) Auch (oder gerade) Solche schwierigeren Dinge wie KKT, vollständige Induktion, oder Unimodalität können durchaus Punkte retten mit ein bisschen Glück. So war es gestern zumindest bei mir mit nichtlinearer Optimierung und vollständiger Induktion. Man sollte ein Thema nicht ausschließen, nur weil es vielleicht schwer erscheint. Denn anderswo kann ein Thema, das man sonst immer geübt haben, plötzlich böse Fallstricke beinhalten. Hin und wieder gibt es auch sehr einfache Lösungswege, die regelmäßig abgefragt werden und die einem viel Ärger ersparen können.
3.) Das Skript ist in vielerlei Hinsicht grauenvoll bis unmöglich geschrieben und richtet sich nicht an einen Studenten sondern eher jemanden, der über Jahre hinweg Mathematik studiert hat. Nichtsdestotrotz möchte ich dazu eine Anekdote erzählen: Ich habe mich mit einigen Themen schwer getan, weil es kaum vernünftige Erklärungen dazu gibt und ich trotz mehrfacher Rechnerei irgendwie daran hing. Ich habe dann in aller Verzweiflung doch das Skript aufgeschlagen, erst mal über die betreffenden Themen natürlich nichts verstanden, mir aber dann Google aufgemacht und Vokabel für Vokabel übersetzt. Die daraus resultierende Erklärung z.B. für Havel-Hakimi war wesentlich besser als das, was ich irgendwo anders gelesen habe. Ich hätte daher von Anfang an so vorgehen sollen, das ich die betreffenden Themen mir hätte raussuchen und dann nachschlagen sollen. Auch das hätte viel Zeit bei der Vorbereitung erspart.
4.) Das Mentoriat empfand ich doch eher als Zeitverschwendung, weil der Mentor Mathematiker war, und lieber Mathematik lehren, als effektiv auf die Klausur vorbereiten wollte. Ich war 2x da, (am Anfang und am Ende) da zwischendurch sehr viel beruflich zu tun war, aber habe dort auch trotz Mentoriat zur Prüfung hin relativ wenig mitgenommen und mir wesentlich mehr selbst angeeignet. Vielleicht geht es anderen Leuten ja anders, vielleicht gibt es andere Mentoriate, vielleicht versteht jemand anderer auch bei diesem Dozenten mehr will ich an dieser Stelle nicht ausschließen, und deswegen möchte ich hier weder Ort noch Namen nennen. Vielleicht bin ich da auch zu pragmatisch, da ich ein Modul anfange mit dem Ziel, die Abschlussprüfung zu bestehen und mich nicht mit etwaigen Sentimentalitäten zu befassen: Am Ende habe ich aus zwei Stunden Selbststudium wesentlich mehr mitgenommen.
Insgesamt sicherlich ein interessantes Fach, wenn es nicht leider so eine Unmenge an Stoff über alle möglichen und unmöglichen Themen wäre, die man sich hierzu aneignen muss und so viel Übungen, die man machen muss, bis die Sachen einigermaßen sitzen.