Infos und Tipps I. Wie bestehe ich die schriftliche Steuerberater-Prüfung? | 1. Timeline, Kosten

Münchner Kindl

Tutorin und Forenadmin
Ort
München
Studiengang
M.Sc. Wirtschaftswissenschaft
ECTS Credit Points
120 von 120
Ich habe die schriftliche Steuerberaterprüfung im Oktober 2018, und die mündliche am 4. Februar 2019 in München bestanden, aber der Weg dahin war lang (seit 2012) und nicht ganz billig.

Timeline:
  • 1993 - 1997 Studium TU München, Dipl.-Ing., Note 1,6. Dann gearbeitet als Ingenieurin.

  • 2012 - 2014 FernUni Hagen, B.Sc. Wirtschaft, Note 2,2. Ca. 3.500€ inkl. Bücher, Porto, Reisen
  • 2014 - 2015 FernUni Hagen, M.Sc. Wirtschaft. Note 1,9. Ca. 2.500€ inkl. Bücher, Porto, Reisen

  • Juni 2014 - Mai 2016 2 Jahre praktische Tätigkeit in Steuerkanzlei.
    Bedingung für Zulassung zur StB-Prüfung gem. § 36 (1) S. 2 2. HS StBerG


  • 2017 Motto: "Steuern, was ist das?"
903,59€ Gesamtkosten Übergangszeit 2017
  • Abo Zeitschrift "Steuer+Studium" + Steuer-Repetitor (Ausbildungstarif): 223,20€
  • weiterlaufende Beck Ergänzungslieferungen, WLW Griffregister-Ergänzugslieferungen, Lehrbücher: 480,39€
  • Zulassungsgebühr Steuerberaterkammer: 200€

  • 2018 2. Versuch schriftliche Prüfung, bestanden mit 4,0 (bis inkl. 4,5 wird man noch zur mündlichen Prüfung geladen)
8.405,35€ Gesamtkosten für 2. erfolgreichen Versuch schriftliche und mündliche StB-Prüfung im Jahr 2018 und 2019
  • BMF-Handbücher (Ersatz für 3 Beck'sche Backsteine): 95,05€
  • Erbschaftsteuerrecht (Gesetze + Richtlinien), 16,90€
  • 3. Beck'scher Backstein (nur für Erlasse zu ErbStG): Steuererlasse, 39€
  • BGB, HGB, Aktuelle Wirtschaftsgesetze, 22,20€
  • Abo Zeitschrift "Steuer+Studium" + Steuer-Repetitor (Ausbildungstarif): 223,20€

    bis 30. April 2018........Zulassungsgebühr Steuerberaterkammer: 200€
    bis 31. Juli 2018..........Prüfungsgebühr Steuerberaterkammer: 1.000€

    21.5 - 19.8.2018..........Endriss Tageskurs (64 Tage Präsenzkurs), Einführungsangebot München 2.500€ (statt 4.590€)
    20.8 - 13.9.2018..........Endriss Klausurenkurs (18 Tage, 18 Klausuren), 10% Rabatt da schon Tageskurs bei Endriss: 1.782€
    28 - 30.9.2018.............Knoll Probeexamen (3 Tage), 390€
    9 - 11.10.2018.............Schriftliche StB-Prüfung

    Okt. - Dez. 2018..........Knoll Fernkurs mündl. Prüfung, nur mit dem bekommt man aktuelle Protokolle der mündl. Prüfung, 590€
    3.11.18 - 5.1.2019......Endriss Präsenzkurs mündliche Prüfung (8x samstags), 10% Rabatt: 553,50€
    5.1.2019......................Brief Steuerberaterkammer mit Ergebnis schriftl. und Ladung zur mündl. Prüfung
    11 - 14.1.2019.............Endriss Prüfungssimulation (3 Tage), 10% Rabatt: 355,50€
    18 - 20.1.2019.............Knoll Blockseminar mündliche Prüfung (3 Tage), 390€
    4.2.2019......................Mündliche Prüfung bei der Steuerberaterkammer München, bestanden

    6.2.2019......................Führungszeugnis Typ "O",13€, 1-2 Wo. Mit EU-Staatsangehörigkeit braucht man ein "Europäisches Führungszeugnis Typ O", d.h. mind. 6 Wo.
    6.2.2019......................Beglaubigungen Dipl.-Ing., B.Sc. und M.Sc.-Zeugnisse, 25€. 5€/Zeugnis

    11.4.2019..................Bestellung als Steuerberaterin. Gebühr Bestellung Steuerberaterkammer, 210€
    Bestellungsurkunde, anonymisiert.png

ab Bestellung (falls man selbständig ist):
  • ca. 550€/Jahr Berufshaftpflichtversicherung, mit 1 Mio€ Versicherungssumme, Selbstbehalt max. 1.500€, §67a (1) Nr. 2 StBerG iVm §52 (1) DVStB (Quelle)

  • 384€/Jahr Kammerbeitrag (Quelle). Auf der Rückseite vom Kammerbeitragsbescheid steht, wann man - auf Antrag - weniger bezahlt, nämlich bei geringem Einkommen in den beiden Vorjahren.

  • mind. 2.990,40€/Jahr: Pflichtbeitrag zur Bayerischen Rechtsanwalts- und Steuerberaterversorgung, mindestens gem. §19 I Satz 4 BRAStV-Satzung:
    RV-Satz * 1/5 * BeitragsbemessungsgrenzeRV
    = 18,6% * 1/5 * 6.700€ = 249,24€
    wird abgerundet auf 249,20€/Monat Grundbeitrag (in 2019, gem. Beitragsrundschreiben)
    --> 2.990,40€ pro Jahr
    Auf Antrag gem. §20 I BRAStV-Satzung zahlt man als Selbständiger in den ersten 4 Gründungsjahren auch nur den Grundbeitrag von 249,20€/Monat (in 2019, gem. Beitragsrundschreiben), auch falls der eigene Gewinn über 1.340€/Monat liegt.

  • falls man gesetzlich krankenversichert ist, sollte man darauf abzielen, parallel zur Rente aus der BRAStV noch eine gesetzliche Rente aus der DRV zu beziehen, und notfalls freiwillig Monate nachzahlen, um auf die 60 Mindestbeitragsmonate für eine gesetzliche Rente zu kommen. Zur Zeit "kostet" ein Rentenmonat 83,70€ (= 18,6% RV-Beitrag * 450€ Minijobniveau): Unsere Broschüren

    Der große Vorteil ist, daß jemand, der eine gesetzliche Rente bezieht (und sei sie auch noch so klein), Pflichtmitglied der KVdR wird, wenn man mind. 90% der 2. Hälfte des Berufslebens (Ende Berufsleben ist der Antrag auf die gesetzliche Rente) in der gesetzlichen Krankenversicherung war (via Familienversicherung gilt auch). In der KVdR zu sein bedeutet, daß man ab Bezug der gesetzlichen Rente nicht mehr wie vorher als freiwilliges Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung Beiträge auf alle seine Einkünfte zahlt, sondern nur auf alle Renten (zur Zeit KV 7,3% auf die gesetzl. Rente, KV 14,6% auf alle anderen Renten wie z.B. die BRAStV-Rente) und auf eventuell noch vorhandene nebenberufliche Einkünfte aus selbständiger Arbeit (zur Zeit KV 14,6%). Nebenberuflich sind Einkünfte, wenn man nicht mehr als 20 Stunden die Woche arbeitet, plus ein paar andere Bedingungen. Aber auf die Posten "Einkünfte aus Kapitalvermögen" und "Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung" zahlt man dann ab Bezug der gesetzlichen Rente mit gleichzeitiger Mitgliedschaft in der KVdR, keine KV und PV mehr.
    Disclaimer: Das ist die nur meine Interpretation der gesetzlichen Lage, man sollte sich darüber sowieso persönlich kostenlos bei der DRV beraten lassen. Und vor allem: bis wir in Rente gehen, kann sich da noch viel ändern!
    Aber ich werde mir die fehlenden Monate zu den 60 Mindestbeitragsmonaten bei der DRV kaufen, sicher ist sicher.

  • kostenloses Business-Konto bei der DKB für Steuerberater: https://www.dkb.de/geschaeftskunden/branchen/freie_berufe/
    DKB verlangt ab 01.10.2020 15€/Monat für das Business Konto.
    Business-Konto-Vergleich (für verschiedene Rechtsformen): Geschäftskonto Vergleich, Stand 09/2020
    kostenlose Alternativen:
    N26 Business: Das kostenlose Geschäftskonto von N26: in wenigen Minuten eröffnen
    Kontist: Banking für Selbständige & Freelancer | Kontist
    Fyrst: Digitale Bank für Unternehmer & Freiberufler I FYRST
    Holvi jetzt kostenpflichtig: Holvi (keine Einlagensicherung): Mehr als ein Konto für Selbstständige | Holvi Deutschland

Und jetzt die Details - das wird ein langer Erfahrungsbericht ;-)



Es geht hier weiter mit dem Erfahrungsbericht:
I. Wie bestehe ich die schriftliche Steuerberater-Prüfung? | 2. Empfehlung: Präsenzkurs

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Zuletzt bearbeitet:
Meinen vollen Respekt!! Das nenne ich mal "sich durchbeißen". Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung. :belehren:
Ich kenne viele Volljuristen, die durch die Prüfung gefallen sind und dann irgendwann aufgegeben haben.
 
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OMG...
Alle Hochachtung, Frau Steuerberaterin!!! :thumbsup:
 
WOW! Herzlichen Glückwunsch! :like:
 
Uff... herzlichen Glückwunsch!! :thumbsup::thumbsup:

Und vielen Dank für deine ausführlichen Berichte!
 
Respekt! Und viel Spaß mit der neuen Aufgabe:perfekt:
 
Herzlichen Glückwunsch!!
 
Respekt!
Aber wie schafft man den M.Sc. an der FUH innerhalb von 1 bis 2 Jahren (2014 bis 2015)... :-)
Nicht schlecht... :-D
 
Aber wie schafft man den M.Sc. an der FUH innerhalb von 1 bis 2 Jahren (2014 bis 2015)

Indem man im Wintersemester 2013/14 die Bachelorarbeit schreibt, und dann gleich am Ende des WS 2013/14 noch die Prüfungen für vier Module für den Master (die aber thematisch zusammenpaßten, also gab es Synergieeffekte ;-)) schreibt:
Hätte auch nicht gedacht, daß es auf Anhieb klappt, da ich die Bachelorarbeit am 28. Januar eingereicht hatte, und die Prüfungen für die ersten 3 Module schon am 14. März waren, und für Rechnungslegung am 26. März, aber irgendwie es hat doch geklappt ;-)

Außer um die Einsendearbeiten in den Modulen bearbeiten zu können (und da habe ich einfach geziehlt nach der Lösung gesucht, nicht den Stoff gelernt), hatte ich die Skripte auch nicht vor dem 29. Januar aufgeschlagen.
Hat aber wohl nur funktioniert, weil die 4 Module inhaltlich so nah zusammenlagen, halt 4 Module von Prof. Meyering (in Rechnungslegung auch 50% Prof. Brösel).
 
Hey,

herzlichen Glückwunsch!!!
Das hast Du toll gemacht!! (y) (y)

Und vielen lieben Dank für Deinen ehrlichen & offenen Bericht, der anderen KommilitonInnen sehr weiterhelfen kann! :-)
 
Vielen Dank für den tollen Bericht und herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung. Da ich beruflich gerne einen ähnlichen Weg einschlagen will, würde es mich interessieren, für wie hilfreich du die vier Meyering-Module für deine spätere zweijährige Tätigkeit als Steuerberatungsassistentin empfunden hast? Dass der Stoff der Stb-Prüfung weit über die im Studium vermittelten Kenntnisse hinausgeht, ist mir klar.
 
Die Meyering-Module waren sehr nützlich - aber nicht für die Tätigkeit in der Steuerkanzlei, sondern für die Steuerberaterprüfung selbst.

Es war schon lustig, in der Prüfung 2016 kam am 3. Tag (Bilanz) eine Teilaufgabe zur Aufnahme eines neuen Gesellschafters in eine Personengesellschaft, die genauso schon in der Meyering-Klausur drankam, und ich saß da drinnen und zerbrach mir den Kopf, wie genau ich die Lösung damals in der FernUni-Klausur gemacht hatte...
Die schriftliche Steuerberaterprüfung wird eben auch von Professoren gestellt, also kein Wunder, daß da eine Klausur von einem anderen Prof mehr bringt als x Jahre Praxis in einer Steuerkanzlei.

Die Tätigkeit in der Steuerkanzlei hatte einen ganz anderen Fokus - eine sehr eng gesteckte, repetitive Tätigkeit, die aber unter einem enormen Zeitdruck gemacht werden muß.
In der freien Natur begegnet man eben einfach nicht all den vielen Sonderfällen, die man für die StB-Prüfung können muß.

Das schwierigste an den 2 Jahren war, die DATEV-Software auszutricksen, damit sie das macht, was ich von ihr wollte und was sie eigentlich tun sollte, damit ich am Ende das Richtige in den Steuerformularen (und vor allem in der elektronischen Bilanz) stehen hatte - und da hatte ich den Vorteil, zu wissen, wie Programmierer denken, da ich selber eine bin.
Ohne das hätten mich die Bugs in dieser Software an den Rand der Verzweiflung gebracht.
Auch vom Standpunkt der Usability liegt DATEV weit hinter dem zurück, was in anderen Bereichen normal ist - es fühlte sich wie 20 Jahre alte Software an.
Und für das verlangt DATEV 2.000€ im Monat - nett ein Quasi-Monopol zu haben...
Es liegt da einiges im Argen.

Ein weiteres Problem ist, daß die Leute, die am meisten praktische Erfahrung haben (davon waren einige bei mir im Tageskurs) und die ausgezeichnete Steuerberater abgegeben hätten, nicht durch die schriftliche Prüfung kommen. Denn in der schriftlichen Prüfung zählen allein Klausurerfahrenheit, Anzahl der geübten Klausuren (damit man den "Typ" der Aufgabe sofort erkennt) und schnell schreiben können, und nicht die Fähigkeit, dem Mandanten helfen zu können.
Weswegen auch viele Leute aus den Audit-Abteilungen der Big 4, die nie im ihrem Leben etwas mit Einkommensteuer zu tun hatten, trotzdem die StB-Prüfung bestehen. Für sie ist das nur eine Etappe zum Wirtschaftsprüfer - als StB müßen sie in der WP-Prüfung weniger Klausuren schreiben.

In der mündlichen Prüfung hingegen zählt wieder die Praxiserfahrung, aber leider kommen die guten Praktiker gar nicht so weit.
 
Vielen Dank auch für diesen Beitrag! Ich selbst schließe den Master mit Abgabe der Arbeit Ende August ab, möchte dann bei einer Steuerkanzlei einsteigen und plane, zwei Jahre später im Oktober die Prüfung zu schreiben. Für wie realistisch oder ambitioniert hältst Du diesen Plan? Da ich zwingend die zweijährige Berufspraxis benötige, könnte ich mich vorher ja nicht ein paar Wochen freistellen lassen... Aber wenn ich wirklich zwei Jahre vorher mit dem Lernen begönne? Wäre das dann aus Deiner Sicht machbar oder sollte ich doch besser drei Jahre nach dem Masterabschluss anvisieren?

(Ist natürlich eine im hohen Maße subjektive Einschätzung, aber mich würde trotzdem sehr interessieren, wie Du das siehst).
 
Du weißt aber schon, daß - solange man später den Master bekommt - die 2 Jahre ab Zeugnisdatum des Bachelors gelten?
Siehe §36 (1) StBerG:
"Zeiten der praktischen Tätigkeit werden berücksichtigt, soweit sie nach dem Erwerb des ersten berufsqualifizierenden Abschlusses liegen."​

Also hindert dich nichts daran, jetzt schon 16 Stunden die Woche in einer Steuerkanzlei zu arbeiten, das reicht vollkommen, siehe §36 (3) StBerG:
"(3) Die in den Absätzen 1 und 2 geforderte praktische Tätigkeit muss sich in einem Umfang von mindestens 16 Wochenstunden auf das Gebiet der von den Bundes- oder Landesfinanzbehörden verwalteten Steuern erstrecken."​

Dann aber auch auf jeden Fall im Jahr vor der Prüfung im Juni mit einem Samstagspräsenzkurs anfangen.
 
Jap, das ist mir bekannt, kommt für mich aber aus persönlichen Gründen derzeit nicht in Betracht.

Aber einen reinen Fernlehrgang kannst du nicht empfehlen?
 
Mal eine andere Frage, hoffentlich nicht zu persönlich: wie kommt man denn als Ingenieurin nach so vielen Jahren dazu, plötzlich Steuerberaterin werden zu wollen? Und ich nehme an, dass du jetzt auch als solche arbeitest?

Aber auf jeden Fall großen Respekt vor deiner Leistung!
 
Steuern waren immer schon mein Hobby, also habe ich gedacht, ich mache das Hobby zum Beruf :-)
 
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