Liebe Leser,
der schriftliche Notenbescheid ist da, die Ausgleichsregelung (siehe unten) kann ich mir definitiv für ein anderes Fach aufheben. Offensichtlich habe ich glücklicherweise teilweise den subjektiven Geschmack des Korrektors getroffen…
Die folgenden Gedanken sind also nicht Ausdruck von Frust über das Nichtbestehen der diesjährigen Rhetorikklausur!!
Als jemand, der sein Berufsleben damit zubringt sich zu bemühen, anderen beim Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten zu helfen, habe ich ein gewisses Verständnis dafür, dass ein Lehrender möglicherweise frustriert und verärgert ist, wenn die von ihm mit didaktischem und methodischem Geschick vermittelten relevanten Inhalte trotz mannigfachen Angebots von unterstützenden Maßnahmen aus welchem Grund auch immer nicht zum erwünschten Erfolg führen. Dies berechtigt den Lehrenden aber m. E. nicht zu überheblichen und arroganten Kommentaren, erst recht dann nicht, wenn es evidenterweise an sinnvoller didaktisch-methodischer Aufbereitung des Stoffes fehlt und wenn weit und breit kein potententiell klausurrelevantes Betreuungsangebot besteht. Das Einfordern der Teilnahme an einem ausdrücklich klausur-irrelevanten mehrtägigen Präsenzseminar für zahlreiche Studierende unmittelbar in der "heißen" Klausurvorbereitungsphase erscheint mir in diesem Zusammenhang nicht etwa also zielführend sondern vielmehr als kontraproduktiv. Dies gilt umsomehr, wenn Dozenten nicht willens oder in der Lage sind, am Rande dieser Veranstaltung sachliche Fragen zu von ihnen explizit als äußerst klausurrelevant bezeichneter Zusatzlektüre zu beantworten. Sinngemäß bekam ich persönlich auf eine derartige Anfrage die Antwort: "Wenn Sie s o l c h eine Frage haben, sind Sie gut für die Klausur gerüstet, auch wenn Sie sie nicht beantworten können."
Aus der Sprachwissenschaft kommend hatte ich mich eigentlich auf das Fach Rhetorik gefreut. Das ermüdende Durchlesen (ich spreche hier bewusst nicht von "Durcharbeiten") von 777 Skript, bei dem ich häufig innehielt und mich fragte "What, the hell, should this be good for?" versetzte der Freude allerdings schon bald einen gehörigen Dämpfer. Als ich dann noch die Lösungshinweise zu den Klausuren und Einsendeaufgaben der vergangenen Jahre zur Hand nahm, beschloss ich, jegliches Engagement für dieses Fach einzustellen, meine Arbeit in diesem Semester ausschließlich in ernst zu nehmende juristische Fächer zu investieren und in Sachen Rhetorik auf die Ausgleichsregelung (siehe oben) zu setzen.
Selten habe ich derartig subjektive, arrogante Interpretationen - ich benutze hier bewusst nicht den Terminus "Analysen" - ohne nachvollziehbaren objektiven Hintergrund gelesen wie in diesen Lösungshinweisen. Daraus gewann ich die Überzeugung, dass es für das Bestehen der Rhetorik-Klausur an der FernUni Hagen in keiner Weise auf ernsthafte sachliche oder gar wissenschaftlich fundierte Vorbereitung ankommt , sondern in erster Linie darauf, ob man den politischen Geschmack des Korrektors trifft und die Eitelkeiten des Lehrstuhls in genügendem Maß berücksichtigt. Das halte ich eines juristischen Studienganges an einer Hochschule in diesem Land für nicht würdig.
Wie im übrigen ist zu erklären, dass der Skript ausdrücklich sagt, das Auswendiglernen der Fachbegriffe beispielsweise für die rhetorischen Figuren sei nicht notwendig, außer, wenn man sein Umfeld beeindrucken wolle, dass dann aber ausgerechnet zwei Fachvokabeln, die entweder an einer einzigen Stelle im Skript oder gar nur einmal in einer Zusatzlektüre auftauchen, in der Klausur definiert werden müssen, und das für eine ganz erkleckliche Punktzahl? Wohl gemerkt: In dem einen Fall handelte es sich vorliegend um einen Begriff, den später nicht einmal Herr Google kannte.
Wenn ich mir als Lehrerin so etwas leistete, würde ich mich dem Vorwurf der bewussten Irreführung aussetzen und hätte Schwierigkeiten, diesen glaubhaft zu entkräften.
Fazit: Gut, dass dieses Fach an der FernUni erst gegen Ende des Bachelor-Studienganges vorgesehen ist. Für das erste Semester angeboten hätte es mich vermutlich zu der Annahme gebracht, dass ich meine Freizeit besser mit sinnvollerem verbringen sollte als mit einem juristischen Studium an dieser Hochschule. Gut, dass andere Module mannigfache andere Erfahrungen bringen.…
Sehr geehrte Modulbetreuung,
wie fühlt es sich an, Adressat von arroganten Einlassungen zweifelhafter inhaltlicher Qualität (so werden Sie meinen Beitrag vermutlich einschätzen) zu sein? Und wenn Sie Sich bitte dann noch vorstellen, Sie seien in der frustrierenden Situation einer nicht bestandenen Klausur, für die Sie wochenlang Ihre gesamte Freizeit investiert haben, was bei den meisten Studierenden hier der Fall sein dürfte.…
Mit besten Grüßen