Plauderecke Plauderecke Recht (Bachelor und Master of Laws)

PPS: mehr als 4 von 5 Jura-Absolventen würden sich laut einer Befragung des Bundesverbandes rechtswissenschaftlicher Fachschaften einen integrierten Bachelorabschluss beim klassischen Jurastudium wünschen.

 
Als Argument für das Staatsexamen wird oft angeführt, dass die Juristen - egal auf welcher Seite - den selben Ausbildungsstandard genießen sollen. Das halte ich gelinde gesagt für Quatsch, denn man könnte die Juristenausbildung abstufen und z.B. unterscheiden, ob es um Rechtsberatung und außergerichtliche Einigung geht oder um ein Auftreten vor Gericht (dort könnte man das Ganze u.U. noch befürworten).

Es geht um Besitzstandswahrung, ähnlich wie bei den Steuerberatern, auch wenn ich dafür keinen akademischen Abschluss benötige. Mit Ebenso verhält es sich mit der Unterscheidung der freiberuflichen und gewerblichen Tätigkeiten, auch völlig überholt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Einerseits wollen wir so innovativ wie sonst was sein in Deutschland, notfalls mit der Holzhammermethode wie beim "Klimaschutz" (ich frage mich welches Klima geschützt werden muss?!?), dann werden uns auch andere Länder als Vorbild präsentiert aber in anderen Bereichen dominiert das preußische Berufsbeamtentum.

Warum muss beispielsweise jeder Richter auf Lebenszeit Richter sein? Es gibt da auch andere Modelle, z.B. die Schweiz.

Der Standardfall in Deutschland - nicht an der FU ;-) - sieht so aus, dass jemand Abitur macht, Jura studiert sein Staatsexamen/Ref. macht und dann in die Justiz geht, sofern es die Note zulässt (wobei das mit den Noten mittlerweile entspannter ist). So jemand mag ja vielleicht eine Jurakoryphäe sein aber vom Leben kennt er nichts. Aber ich vergaß, vor Gericht wird ein Urteil gefällt und kein Recht gesprochen.:facepalm:

Die FU wollte tatsächlich einmal neue Wege gehen, ist davon aber spätestens mit der Einführung des EJP wieder abgerückt. Und der konsekutive Master wird nicht mehr lange überleben, da die spezialisierten "Bezahlmaster" lukrativer sind.
 
Man kann den Einheitsjurist ja komplett auf dem Bachelor aufbauen. Wer dann zur Justiz will macht sowas wie unseren EJP Studiengang, wer zur Steuer will macht diesen Spezialmaster usw. Auch könnte man die Fachanwaltausbildung so akademisieren, die ist von Einheitlichkeit nämlich Lichtjahre entfernt, und ebenfalls einbinden. So ergibt Bologna auch richtig Sinn! Eigentlich wie für Rechtswissenschaften gemacht! Wenn man mal genau hinschaut (Schwerpunktbereich, Fachanwalt) ist der Einheitsjurist nämlich schon lange Vergangenheit. Es sagt nur niemand richtig.

Gern kann man den Bachelor auch noch weiter ausdehnen, so dass er inhaltlich im Grunde dem klassischen Jurastudium ohne Schwerpunktbereich entspricht. Dann ist für einheitliche Standards der Ausbildung allemal gesorgt.

Und was bisher Schwerpunkt, EJP, Master usw. ist wird dann modularisiert auf dem Bachelor aufgebaut. Ein Grundstudium, viele Wege danach. Niemandem würde damit etwas "weg genommen", es entstünde nur mehr Vielfalt und Möglichkeit der Spezialisierung, sowohl nach eigenen Interessen und Bedürfnissen des Arbeitsmarktes. Niemandem würde dabei die Möglichkeit geraubt am Ende doch den klassischen Weg zu gehen. Aber es würden nicht mehr alle dazu gezwungen, um sich "Volljurist" nennen zu können, statt "nur" Wirtschaftsjurist, Verwaltungsjurist, oder was es noch so alles geben mag (gefühlt ein "weniger, als", nicht "Voll-").

Zu bedenken ist bei all dem, dass die Zahl der Absolventen des 2. Staatsexamens seit Jahren zurückgeht. Trotz insgesamt immer mehr Studierenden. Aber es sind halt immer noch genug damit der Staat seinen Bedarf decken kann und der Rest interessiert ihn nicht. Das ist mein Eindruck den ich daraus gewonnen habe.
Ich habe nie bereut Rechtswissenschaften zu studieren, als Fach. Aber angesichts der Organisation des ganzen würde ich es vermutlich, mit meinem heutigen Wissen, nicht nochmal anfangen und auch anderen davon abraten. Absolventen die das *nicht* ähnlich sagen kenne ich persönlich ehrlich gesagt nicht. Das ist schon verdammt ernüchternd.
 
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Ich habe nie bereut Rechtswissenschaften zu studieren, als Fach. Aber angesichts der Organisation des ganzen würde ich es vermutlich, mit meinem heutigen Wissen, nicht nochmal anfangen und auch anderen davon abraten. Absolventen die das *nicht* ähnlich sagen kenne ich persönlich ehrlich gesagt nicht. Das ist schon verdammt ernüchternd.
Also ich würde auch mit meinem heutigen Wissen jederzeit nochmal anfangen. Liegt aber vielleicht daran, dass ich mir durchaus vorstellen kann, mal als Richter zu arbeiten und daher sowieso durch die Staatsexamina durch muss. Ansonsten stimme ich Dir aber zu: ein wenig Diversität würde dem Jura-Studium wirklich guttun.
 
Liegt aber vielleicht daran, dass ich mir durchaus vorstellen kann, mal als Richter zu arbeiten
Ich habe mich immer gefragt (jetzt nach dem Jurastudium umso mehr), was das für Leute sind, die sich zutrauen über andere zu richten.:unsure:

Selbst wenn ich jetzt die Möglichkeit dazu hätte, könnte ich es mir gar nicht vorstellen, da ich die Verantwortung enorm finde. Dazu kommen noch die Deals im Strafrecht, die den Kleinen regelmäßig benachteiligen, weil der Fall i.d.R. so einfach gestrickt ist, dass für eine Verfahrensabkürzung kein Raum bleibt.
 
Ich denk mir das bei so manchen Tätigkeiten die man zum Beruf machen kann. Ich glaube man wächst in Dinge hinein und dann ist es einfach so. Je älter man wird desto mehr macht man sich so seine Gedanken und umso schwieriger wird es quasi.
Wenn einer mit 19 mit Medizin oder Jura anfängt und am Ende Menschen in den Körper schneidet als Chirurg oder Menschen im Knast einsperren lässt, dann hat sich das halt so entwickelt, one day at a time, ohne das vom Ende her zu denken.
Ich bin jetzt auch in einem Alter wo ich mir vermutlich viel zu viele Gedanken mache um noch in sowas reinwachsen zu können. Und ehrlich gesagt ist mir das Berufsleben auch nicht mehr wichtig genug.
Ich möchte was mit guter work life balance, das mich nicht frustriert und ich beherrsche, wobei man mithin also Spaß bei der Arbeit entwickeln kann, mit angenehmen Kollegen und dann ist's aber auch gut. Mein Leben findet nach Feierabend statt.
Mit erfülltem Familienleben und Freunden.
Ich möchte nichts machen was mich bewusst oder unbewusst dorthin begleitet. Ich glaube ein Richter, der sich nach Feierabend keine Selbstzweifel macht, sollte sein Amt niederlegen. Insofern. Naja soviel zur "Rechtsphilosophie". 😂
 
Ich habe mich immer gefragt (jetzt nach dem Jurastudium umso mehr), was das für Leute sind, die sich zutrauen über andere zu richten.:unsure:

Selbst wenn ich jetzt die Möglichkeit dazu hätte, könnte ich es mir gar nicht vorstellen, da ich die Verantwortung enorm finde. Dazu kommen noch die Deals im Strafrecht, die den Kleinen regelmäßig benachteiligen, weil der Fall i.d.R. so einfach gestrickt ist, dass für eine Verfahrensabkürzung kein Raum bleibt.
Strafrecht ist auch so garnicht meins. Ich könnte mir Arbeitsrecht gut vorstellen. Da kann man auch relativ leicht Urteile fällen, die den Arbeitnehmer bevorzugen - die Rechtslage ist ja meistens sehr dem Arbeitnehmer zugewandt.
 
Ich möchte nichts machen was mich bewusst oder unbewusst dorthin begleitet. Ich glaube ein Richter, der sich nach Feierabend keine Selbstzweifel macht, sollte sein Amt niederlegen. Insofern. Naja soviel zur "Rechtsphilosophie". 😂
Mein Ziel ist: Alle Entscheidungen so treffen, dass ich mich danach noch im Spiegel anschauen kann. Dann - denke ich mal - klappt es auch ganz gut, nach Feierabend keine Selbstzweifel zu haben. Aber vielleicht bin ich da zu naiv.
 
Ich habe mich immer gefragt (jetzt nach dem Jurastudium umso mehr), was das für Leute sind, die sich zutrauen über andere zu richten.
Ein Richter richtet nicht über den Menschen, er entscheidet über einen konkreten Fall. So sollte es zumindest sein.
Selbst im Strafrecht wird in erster Linie über eine Straftat geurteilt. Da spielen beim subjektiven Tatbestand zwar die Motive des Täters eine Rolle, aber eben die Motive im Zusammenhang mit der Tat. Die jeweiligen persönlichen Umstände können auch zu einer Strafmilderung bis hin zur Straflosigkeit führen.
Ein Richter entscheidet selten allein. Meist gibt es ja noch Schöffen. Und dann gibt es noch die nächste Instanz. Schon allein diese Tatsache zwingt den Richter dazu, die Entscheidung genau abzuwägen und alles ins Urteil reinzuschreiben.
Das System ist sicher nicht perfekt, unser System ist mir jedoch lieber, als jede Streitigkeit per Kampf auszufechten.
 
Ein Richter richtet nicht über den Menschen
Davon gehe ich in den meisten Fällen aus, weil dem Gros schon zutraue, einen anständigen Job zu machen.
Das ändert aber m.E. nichts an der Tatsache, dass indirekt über das Schicksal von Menschen entschieden wird (auch im Zivilrecht).

Jetzt könnte man im Strafrecht sagen: Selbst schuld! Aber auch da sind die Richter nicht vor Fehlurteilen gefeit.

Jeder Mensch denkt, so lange ich mich an die Regeln halte, passiert mir nichts. So ist es aber nicht.

Das System ist sicher nicht perfekt, unser System ist mir jedoch lieber, als jede Streitigkeit per Kampf auszufechten.
Keine Frage! Unser System ist sicherlich das kleinere Übel, auch im Vergleich zu den USA.

Ich könnte mir Arbeitsrecht gut vorstellen. Da kann man auch relativ leicht Urteile fällen, die den Arbeitnehmer bevorzugen
Das passiert i.d.R. in der Praxis, genau aus den von Dir angegebenen Gründen.
Auch wenn der AN geschützt werden muss, gibt es immer wieder Fälle, bei denen er "abzockt".

Es ist gut, wenn es Leute gibt, die den Posten verantwortungsvoll ausfüllen aber wenn es heißt: "Der Job als Richter ist gerade als Frau ideal, man ist verbeamtet, kriegt viel Geld, kann sich seine Arbeitszeiten einteilen und notfalls ist man krank", dann finde ich das da bedenklicher (ebenso bei Lehrern) als bei einem "normalen" Posten beim Amt.
 
Es ist gut, wenn es Leute gibt, die den Posten verantwortungsvoll ausfüllen aber wenn es heißt: "Der Job als Richter ist gerade als Frau ideal, man ist verbeamtet, kriegt viel Geld, kann sich seine Arbeitszeiten einteilen und notfalls ist man krank", dann finde ich das da bedenklicher (ebenso bei Lehrern) als bei einem "normalen" Posten beim Amt.
Also wenn man Richter wird, sollte das schon deshalb passieren, weil man auch Recht sprechen will und nicht aus anderen Gründen.
 
Recht und Gerechtigkeit...
ich finde beispielsweise problematisch wie viele Bürger wegen Schwarzfahren sogar mitunter im Knast landen. Der entstandene Schaden ist theoretisch, der Bus fährt so oder so, man könnte sogar sagen, Menschen mit verkrachtem Leben, die man nicht beneiden kann, nehmen die 4 Euro lieber für was zu Essen. Oder Zigaretten, jo. Bei manchen die das ständig machen kann man vielleicht sogar eine Geistesschwäche oä diagnostizieren, würde man genau hinschauen, was das Amtsgericht in seinen max 15 min pro Fall natürlich nicht macht.
Und dann haut die Obrigkeit da so drauf.

Andere richten Millionenschäden aus unfassbarer Gier an und gehen mit einer Bewährungsstrafe, die sie als Freispruch zweitet Klasse recht gelassen annehmen, nach Hause.

Das materielle Strafrecht an sich ist so irre, dann die Tatsache ob und welchen Rechtsbeistand du dir leisten kannst...

Ich bin sehr kritisch gegenüber unserem Rechtssystem, erst durch das Studium geworden.
 
Ich bin sehr kritisch gegenüber unserem Rechtssystem, erst durch das Studium geworden.
Das schöne an unserem Rechtssystem ist, dass man es ändern kann. Bis auf wenige (und völlig richtige) Ausnahmen lässt sich jede Norm ändern oder abschaffen.
 
Klar. Aber genau das ist nicht unser Beruf, im Gegenteil, wir haben die geltenden Gesetze "regungslos" anzuwenden.
Wenn ich letztlich kausal dafür bin, dass ein Urteil ergeht, das ich ungerecht finde, aber so ist das Gesetz und das hat richtig weitergehende Auswirkungen auf eine Person, dann würde mich das einfach fertigmachen. Ich weiss, dass das nicht allen so geht. Darum wäre das Richteramt auch nichts für mich.

Ich habe schon Kontakte aufgebaut zur Sozialverwaltung bei mir vor Ort. Man wäre sehr interessiert. Es geht um eine Schnittstelle zwischen Rechtsberatung und Sachbearbeitung für Hilfen zum Lebensunterhalt für behinderte Menschen.
Das hingegen reizt mich sehr. Da kann ich als Paragraphenreiter wirklich Menschen helfen, soweit die Sozialgesetzgebung das eben möchte. Und das tut sie ja häufig. Das ist so das wohin ich mich derzeit entwickeln möchte.
 
Klar. Aber genau das ist nicht unser Beruf, im Gegenteil, wir haben die geltenden Gesetze "regungslos" anzuwenden.
Wenn ich letztlich kausal dafür bin, dass ein Urteil ergeht, das ich ungerecht finde, aber so ist das Gesetz und das hat richtig weitergehende Auswirkungen auf eine Person, dann würde mich das einfach fertigmachen. Ich weiss, dass das nicht allen so geht. Darum wäre das Richteramt auch nichts für mich.
Es gibt nicht den Beruf für einen Juristen. Eine wahnsinnig großer Anteil der Parlamentarier hat Jura studiert. Und da kann man nach Lust und Laune die Gesetze so umbauen, dass man sie gerecht findet.

Ich habe schon Kontakte aufgebaut zur Sozialverwaltung bei mir vor Ort. Man wäre sehr interessiert. Es geht um eine Schnittstelle zwischen Rechtsberatung und Sachbearbeitung für Hilfen zum Lebensunterhalt für behinderte Menschen.
Das hingegen reizt mich sehr. Da kann ich als Paragraphenreiter wirklich Menschen helfen, soweit die Sozialgesetzgebung das eben möchte. Und das tut sie ja häufig. Das ist so das wohin ich mich derzeit entwickeln möchte.
Coole Idee!
 
Nun schreiben allerdings auch die werten Kollegen unter den Parlamentariern nur selten selbst an den Gesetzen. In der Regel macht das doch irgendein Referent in dem jeweils zuständigen Ministerium und da spielt auch die Musik bei der Weiterentwicklung der Rechtsordnung.

Kennt ihr übrigens den Podcast "Irgendwas mit Recht" von marc Ohrendorf? Dort finden sich auch viele gute Anregungen was man mit Jura noch so alles beruflich machen kann.
 
Nun schreiben allerdings auch die werten Kollegen unter den Parlamentariern nur selten selbst an den Gesetzen. In der Regel macht das doch irgendein Referent in dem jeweils zuständigen Ministerium und da spielt auch die Musik bei der Weiterentwicklung der Rechtsordnung.
Das heißt aber nicht, dass man sich als Parlamentarier nicht einbringen kann.
 
wer hat 55207 belegt und wie wars?
 
Habt ihr heute auch Problem auf die Seite der Fernuni Rewi zu kommen?
 
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